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Besprechung CD

naïve E 8899

1 CD • 56min • 2004

09.09.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Meisterschaft des Quatuor Mosaques, wie sie in jahrelanger Konzert- und Aufnahmetätigkeit bewiesen wurde, ergibt sich nicht nur aus der Virtuosität der einzelnen Musiker oder der Qualität des Zusammenspiels. Zum interpretatorischen Reichtum hat sicherlich auch eine gewisse Traditionsbereitschaft beigetragen: Obwohl das Quatuor Mosaque, aus dem Umfeld Nikolaus Harnoncourts stammend, auf Originalinstrumenten spielt, gab es sich nicht ausschließlich mit denjenigen stilistischen Angeboten zufrieden, die aus dieser Richtung kamen. Vielmehr ging das Ensemble ebenso beim Végh-Quartett in die Lehre, einem, wenn man so will, Gralshüter der alteuropäischen Kammermusik-Überlieferung.

Die Vielschichtigkeit des Ansatzes des Quartetts kann in vorliegender Aufnahme an zwei Streichquartetten aus Beethovens früher Sammlung op. 18 genossen werden. Wie weit das Ensemble davon entfernt ist, der vielerorts längst zu Klischee und Übertreibung geronnenen „Klangrhetorik“ aufzusitzen, zeigt etwa der langsame Satz des ersten Quartetts F-Dur, Adagio affettuoso ed appassionato. Die flächig pulsierenden Achtel der Begleitung werden nicht empfindelnd-unruhig voneinander abgesetzt, sondern in ihrem Regelmaß belassen. Angenehm moderat ist auch die Artikulation: Die bei Beethoven allgegenwärtigen Sforzati werden nicht, wie das (leider) Spezialität mancher „Alte-Musik-Spezialisten“ geworden ist, am Grad ihrer Brutalität gemessen, sondern stets schön leicht zum Federn gebracht. Selbst notierte Staccati werden, etwa in den beiden ersten Sätzen des Quartetts Nr. 4 c-Moll, in sich differenziert, wenn es etwa sinnlicher, musikalischer erscheint, einen Spitzenton der ersten Violine doch wenigstens minimal ausklingen zu lassen.

Zu diesen ohne Ehrfurcht vor falschen Ideologien übernommenen Errungenschaften der älteren Tradition kann das Quatuor Mosaque natürlich auch die Vorteile der Alte-Musik-Szene einholen. Hier gefallen besonders der stets äußerst transparent gehaltene Satz, in dem die Mittelstimmen ganz unaufdringlich Präsenz gewinnen. Klanglich sind die fahlen tiefen Farben im pianissimo wohl vom größten Reiz. Was manchem Hörer als wenigstens tendenzielles Defizit auffallen könnte, ist die Distanziertheit der Musizierhaltung. Das dunkle Drängen Beethovens, der Grundzug des c-Moll-Quartetts, wird eher kühl angegangen, mehr vorgestellt als tatsächlich auch nachempfunden – müßte nicht die Schlußentwicklung des aufgewühlten Kopfsatzes noch eine letzte frische Energiezufuhr bekommen? Ähnliches gilt für das eingangs erwähnte Adagio des F-Dur-Quartetts, in dem das affektgeladene Abreißen des Satzes, in welches die Solovioline hineingeführt, zu wenig an atemloser Spannung entwickelt. Doch das sind Geschmacksfragen, die vom Eindruck einer äußerst komplexen Spielweise nichts Wesentliches wegnehmen.

Prof. Michael B. Weiß [09.09.2005]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Streichquartett Nr. 1 F-Dur op. 18 Nr. 1
2Streichquartett Nr. 4 c-Moll op. 18 Nr. 4

Interpreten der Einspielung

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