
Zig Zag Territoires ZZT050201
1 CD • 69min • 2004
05.05.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Paul von Westhoff (1656–1705) gehört zu den bedeutendsten deutschen Geigern des späten 17. Jahrhunderts. Wahrscheinlich hat Bach ihn 1703 in Weimar gehört und wichtige Impulse für seine eigenen Sonaten und Partiten bekommen. Doch nicht nur wegen dieser Vorbildfunktion verdient Westhoff unser Interesse: Seine Werke verbinden auf höchstem Niveau Elemente des französischen und italienischen Stils mit einer in gewisser Weise deutschen Ernsthaftigkeit. 14 Stücke sind aus seiner Feder erhalten: Die Sonate La guerra für Violine und Basso continuo (Paris 1682), bereits 1981 von Reinhard Goebel in seiner Sammlung „Deutsche Kammermusik vor Bach“ (Archiv-Produktion) präsentiert; sechs Suiten für Violine ohne Baß (Dresden 1696), in Teilen von Pavlo Beznosiuk (Avie) und Elizabeth Wallfisch (Hyperion) auf historischen Instrumenten eingespielt, vollständig von Friedemann Amadeus Treiber (Podium) und Kolja Lessing (Capriccio) auf modernen Geigen – in dem sehr umfangreichen Beiheft zu Treibers Aufnahme findet sich übrigens im originalen Wortlaut alles, was an Primär- und Sekundärquellen über Westhoff erhalten ist; eine weitere Suite für Violine ohne Baß (Paris 1683), von Kolja Lessing als Zugabe seiner o.g. Aufnahme aufgenommen; und
schließlich noch die vorliegenden sechs Sonaten für Violine und Basso continuo (Dresden 1694), die David Plantier hier erstmals zu Gehör bringt.
Damit sind jetzt alle überlieferten Werke Westhoffs auf CD erhältlich, und die letzte Aufnahme ist zugleich die beste, weil David Plantier (ein Schüler von Chiara Banchini) und seine Plaisirs du Parnasse mit einer bemerkenswerten Liebe und Genauigkeit alle Details sorgfältig ausgestalten, ohne sie aus dem Zusammenhang zu reißen oder die Gewichte künstlich zu verschieben. Die Virtuosität, die Westhoff seinen Geigern abverlangt, steht hier nicht im Vordergrund, obwohl Plantier ihr mit Leichtigkeit gewachsen ist; vielmehr verleiht er jedem Satz eine ganz besondere Atmosphäre, wodurch er eine subtile Spannung aufbaut, die sich über fast siebzig Minuten erstreckt. Nicht nur Geiger werden an dieser rundum gelungenen Aufnahme ihre Freude haben.
Theodor Schliehen [05.05.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Paul von Westhoff | ||
1 | Sonate Nr. 4 d-Moll für Violine und basso continuo (1694) | |
2 | Sonate Nr. 3 d-Moll für Violine und basso continuo (1694) | |
3 | Sonate Nr. 2 a-Moll für Violine und basso continuo (1694) | |
4 | Sonate Nr. 5 c-Moll für Violine und basso continuo (1694) | |
5 | Sonate Nr. 6 c-Moll für Violine und basso continuo (1694) | |
6 | Sonate Nr. 1 a-Moll für Violine und basso continuo (1694) |
Interpreten der Einspielung
- Les Plaisirs du Parnasse (Ensemble)