Opera Rara ORC29
1 CD • 66min • 2004
11.04.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Unter den unbekannten Donizetti-Opern ist Elvida mit Sicherheit eine der unbekanntesten. Daran mag auch die ungewöhnliche Form des Werks schuld sein, denn eine Oper, deren Inhalt und deren vokale Anforderungen auf große Dimension hindeuten, die jedoch kaum mehr als eine Stunde Spieldauer aufweist, kann sich nur schwer einen Platz im Repertoire erwerben. Allerdings läßt sich die Kürze des Werks aus der Aufführungsgeschichte erklären: Der Einakter Elvida gelangte im Teatro San Carlo in Neapel aus Anlaß des Geburtstags der Königin Maria Isabella zur Vorführung, es mußten in diesem Falle die Normen eines höfischen Festes eingehalten werden. In der Aufführung am 6. Juli 1826 wirkten Gesangsgrößen wie Enrichetta Méric-Lalande, Luigi Lablache, Giovanni-Battista Rubini und Brigida Lorenzani mit – all das deutet auf eine Gala von fabelhaftem Glanz hin.
Donizettis Einakter gehört der Gattung der „Entführungs“-Opern an. Elvida, die Braut des kastilianischen Prinzen Alfonso wird vom Mohrenfürsten Amur geraubt. Dessen Sohn Zeidar verliebt sich hoffnungslos in die schöne Gefangene, diese wird schließlich von ihrem Alfonso befreit, den Feinden wird verziehen. Die simple Geschichte bedeutet kaum mehr als eine Art Wäscheleine für eine Folge von Arien, Duetten und Ensembles, die von dem damals ungemein reich beschäftigten Komponisten mit Routine und teilweise auch mit guter Inspiration vertont wurden. Herzstück der Oper ist ein schönes Quartett am Ende der Oper, das sich weit über das Niveau der sonstigen Musikstücke erhebt.
Opera rara hat mit Elvida wiederum ein bemerkenswertes Stück aus dem Fundus hervorgeholt, sicherlich kein überwältigendes Meisterwerk, aber doch eine solide gearbeitete, in ihren besten Momenten kunstvolle Komposition. Die Wiedergabe ist überaus befriedigend ausgefallen, das Londoner Philharmonische Orchester unter Antonello Allemandi erfreut durch Präzision und dramatisch bewegten Vortrag. Die vier Hauptpartien sind hervorragend besetzt: Bruce Ford in der Rubini-Rolle des Alfonso brilliert auch diesmal wieder mit seiner eminenten Gesangskultur, Annick Massis in der Titelpartie vermag lyrische Stellen und Koloraturen mit Beseelung vorzutragen, Jennifer Larmore in der Knabenrolle des verliebten Zeidar füllt ihre Partie mit warmen Mezzotönen aus. Auch der Bariton Pietro Spagnoli als wilder Mohrenfürst Amur hinterläßt mit seiner markigen Stimme den günstigten Eindruck. Somit ein Opern-Rarissimum, das allen entdeckungsfreudigen Hörern zu empfehlen ist.
Clemens Höslinger [11.04.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gaetano Donizetti | ||
1 | Elvida (1826) |
Interpreten der Einspielung
- Pietro Spagnoli (Bariton)
- Jennifer Larmore (Mezzosopran)
- Annick Massis (Sopran)
- Bruce Ford (Tenor)
- Anne-Marie Gibbons ()
- Ashley Catling ()
- London Philharmonia Orchestra (Orchester)
- Antonello Allemandi (Dirigent)