Christian Lindberg
conducts the Swedish Wind Ensemble
BIS CD 1268
1 CD • 70min • 2004
11.01.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das „Schwedische Bläserensemble“ (Swedish Wind Ensemble) ist im mehrfachen Sinne ein junges Blasorchester. Erst wenige Jahre „alt“, fällt unter den 43 ausschließlich mit jugendlichen Berufsmusikern besetzten Stimmen vor allem der hohe Anteil junger Damen bei den Holzbläsern auf. Zu welchem Schwung und mitreißender Dynamik, Brillanz und interpretatorischen Finessen aber allesamt in der Lage sind, davon überzeugt jeder der ausgewählten, überwiegend der Moderne gewidmeten Programmbeiträge. Freilich muß sich der Hörer weitgehend mit Bearbeitungen zufrieden geben, doch ändert diese Tatsache prinzipiell nichts an der Substanz der Darbietungen. Für die Kenner zeitgenössischer Musik stellt sich die Frage eines Vergleichs lediglich bei Edgar Varèses Intégrales von 1925 (Tr. 8), die im Original für 11 Bläser und 4 Schlagzeuger, also wesentlich spartanischer, konzipiert worden sind. Interessante Farbvarianten mögen nun von Puristen kritisiert oder gelobt werden.
Viel spektakulärer entfalten sich da die wenigen Beispiele skandinavischer Avantgarde, die etwa in dem drastischen Tanz – auf dem Vulkan? – aus dem Jahre 1988 von Mats Larsson Gothe (Jg. 1965) einen kühnen Höhepunkt erreichen (Tr. 10). Ein anderer Stützpfeiler schwedischer Progressivität ist Christian Lindbergs Konzert für Bläser und Schlagzeug aus dem Jahre 2003 (Tr. 12). Dessen rauschhafte Kakophonie mit obligater Trillerpfeife – ein Scherz? – entfaltet eine beachtliche Vorliebe für fortissimo-Klänge, tummelt sich aber gleichermaßen in globalen Gefilden mit südamerikanischer Rhythmik oder jazziger Stilistik herum: glanzvoll zur Schau gestellte Herausforderung an die Interpreten. Der Komponist, zugleich renommierter schwedischer Posaunenvirtuose und seit kurzem auch Chefdirigent des hier zu hörenden Bläseraufgebotes mit Schlagfeuerwerkern in Bestform, läßt an Vielseitigkeit nichts zu wünschen übrig. Patchwork.
Hervorzuheben ist die Rolle von Anders Högstedt als „Vollzeitarrangeur“ für seine schwedischen Musikanten. Hier vor allem mit der partiturmäßigen Umsetzung der Ballettmusik zur Oper Der Bergkönig des führenden schwedischen Romantikers Hugo Alfvén (1872-1960). „Eine wunderbare Fassung für Blasinstrumente“, so der Dirigent, die „dieser wunderbaren Musik neue Hörer gewinnen wird.“ Daran ist etwas Wahres. Allein die von den Klarinetten rasant zelebrierten Unisono-Passagen des Vallflickans dans (Tr. 5, leider – wie alle schwedischen Satzbezeichnungen von Alfvén – ohne Übersetzungshilfe) überzeugen von dem beachtlichen Leistungsniveau des Tutti-Ensembles. Darüber hinaus hält die CD zwei sogenannte „Bonus tracks“ als verkappten Anreiz zum Hören weiterer Katalog-Angebote bereit: „Christian Lindberg – 20 Jahre BIS-Exklusivkünstler“. Herzlichen Glückwunsch!
Dr. Gerhard Pätzig [11.01.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hugo Alfvén | ||
1 | Der Bergkönig op. 37 (Suite) | |
Edgard Varèse | ||
2 | Intégrales für Bläserensemble und Schlagzeug (1924/1925) | |
Mats Larsson Gothe | ||
3 | Prelude and Dance | |
Hugo Alfvén | ||
4 | Fest-Ouvertüre op. 26 | |
Christian Lindberg | ||
5 | Konzert für Bläser und Schlagzeug |
Interpreten der Einspielung
- Swedish Wind Ensemble (Bläserensemble)
- Christian Lindberg (Dirigent)