Gurdjieff - Tsabropoulos
Chants, Hymns and Dances
ECM ECM 1888
1 CD • 72min • 2003
28.02.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An dieser CD werden sich die Geister scheiden: Edelkitsch oder zutiefst ehrlich empfundene (transzendentale Meditations-)Musik?
Möge jeder für sich selbst entscheiden. Ich gestehe freimütig, daß mir der Mystiker und Philosoph Gurdjieff und seine Lehre einigermaßen suspekt ist.
Die Fakten: Die CD stellt Gurdjieff/de Hartmann einigen Stücken von Vassilis Tsabropoulos gegenüber. Im ersten Fall handelt es sich um die Einrichtung von Thomas de Hartmanns Gurdjieff-Transkriptionen für Violoncello und Klavier durch die beiden Interpreten; offen bleibt, ob Tsabropoulos’ Werke original für die Besetzung der CD komponiert wurden. Die Bearbeitungen klingen sehr natürlich und idiomatisch. Über der Musik schwebt 72 Minuten lang mehr oder minder sanfte Melancholie. Musik zwischen den Welten – nie ganz Orient, nie ganz Okzident. Manches wirkt etwas abgegriffen und klischeehaft (etwa die stetigen bordunbegleiteten orientalischen Melismen) und Tsabropoulos’ Stücke scheinen mir für einen 1966 geborenen Komponisten doch ein wenig unreflektiert und allzu nah am Meister Gurdjieff. Vielen Komponisten mit orientalischem Hintergrund ist meines Erachtens eine künstlerische Sublimierung authentischer und origineller geglückt, nehmen wir einmal Sulchan Zinzadse oder Kara Karajew… Aber halt!
Bei dieser Platte geht es offensichtlich um etwas anderes. Das Textheft (auf Englisch, wieder einmal ohne deutsche Übersetzung) mag es andeuten: Viele schöne Bilder – von den Interpreten (gleich vier), von einem orientalisch anmutenden älteren Herrn mit imposantem Schnurrbart (Gurdjieff?) sowie stimmungsvolle schwarz-weisse Panoramablicke auf den Ararat. Wer also Musik und Bilder einfach auf sich wirken läßt, der könnte durchaus seine Freude an dieser Produktion haben.
Das leidenschaftliche Spiel der beiden Interpreten ist über jeden Zweifel erhaben. Anja Lechner ist eine Vollblutmusikerin, die auf ihrem Instrument mit einer beeindruckenden Ausdruckspalette aufzuwarten weiß. Herrlich ihr modulationsfähiger Ton, ihr überaus flexibles Vibrato, besonders die zarten, fast gehauchten Töne… einfach betörend schön! Vassilis Tsabropoulos Spiel steht dem nur wenig nach.
Heinz Braun † [28.02.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
George Ivanovich Gurdjieff | ||
1 | Chant from a Holy Book | |
2 | Bayaty | |
3 | Prayer | |
4 | Duduki | |
5 | Interlude I | |
Vassilis Tsabropoulos | ||
6 | Trois morceaux après des hymnes byzantines | |
7 | Dance | |
8 | Chant | |
George Ivanovich Gurdjieff | ||
9 | Interlude II | |
10 | Assyrian Women Mourners | |
11 | Armenian Song | |
12 | No. 11 | |
13 | Woman's Prayer | |
14 | Chant from a Holy Book (Var. 1) |
Interpreten der Einspielung
- Anja Lechner (Violoncello)
- Vassilis Tsabropoulos (Klavier)