cpo 999 808-2
1 CD • 71min • 2001
20.02.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Contra torrentem“, „Gegen den Strom“ – dieser Titel, den Egon Wellesz (1885-1974) seiner siebten Sinfonie gab, passt gut auf das späte Werk des österreichischen Komponisten, der nun mehr und mehr wieder entdeckt wird: In Wien geboren, von Gustav Mahler sehr beeindruckt, Musikwissenschaftsstudent beim berühmten Guido Adler, Privatschüler bei Arnold Schönberg, von dem er sich aber bald unabhängig machte, wurde Wellesz in den dreißiger Jahren viel im deutschsprachigen Raum aufgeführt. Im Londoner Exil fand er Arbeit als Musikwissenschaftler, aber als Komponist kein Fortkommen, schon gar nicht ein Anknüpfen an die Erfolge der Vorkriegszeit.
Die hier eingespielten Sinfonien aus den Jahren 1956 bis 1968 stehen noch deutlich in der klassisch-romantischen Tradition. In der viersätzigen, frei tonalen Vierten spürt man den Einfluss von Bruckner, Mahler und Strauss (vgl. nur das Adagio). Dann allerdings, in der sechsten und siebten Sinfonie, wird die Diktion herber, spröder, der Gestus schwerer. Hier dominieren schwere bis düstere (trauer)marschartige Ecksätze mit bedrohlicher Stimmung, die scherzoartige Mittelsätze einschließen.
Die Einspielung mit dem Wiener RSO ist ein vehementes und ebenso brillantes Plädoyer für Egon Wellesz. Der Sorgfalt der musikalischen Inszenierung entspricht die der Vorbereitung. Gottfried Rabl zog Reinschriften, Skizzen, Particells und Korrekturfahnen der Werke heran und konnte so manchen Fehler korrigieren.
Dr. Helge Grünewald [20.02.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Egon Wellesz | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 op. 70 | |
2 | Sinfonie Nr. 6 op. 95 | |
3 | Sinfonie Nr. 7 op. 102 |
Interpreten der Einspielung
- Radio Symphonieorchester Wien (Orchester)
- Gottfried Rabl (Dirigent)