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Besprechung CD

K&K Verlagsanstalt 3-930643-65-0

1 CD • 51min • 1999

01.01.2001

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 2
Klangqualität:
Klangqualität: 2
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 2

In diesem diskographischen Sonderfall muß es gestattet sein, etwas weiter auszuholen, so schmerzlich die folgenden Zeilen, Überlegungen und Vorhaltungen für den CD-Produzenten und für den Interpreten Andrei Gavrilov auch sein mögen. Im Begleitheft schreibt der Verleger Josef-Stefan Kindler mit schönen Worten über seine Eindrücke und Erfahrungen europäischer Atmosphäre im Hinblick auf Produktionen im Kloster Maulbronn, "an einer der wohl authentischsten Stätten diesseits der Alpen". Und er hebt die "akustisch und architektonisch vollendete Schönheit" des Aufführungsortes "sowie die exquisite musikalische Aufführung der Werke" hervor, die er am eigenen Leib erfahren habe.

Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn nicht im Hinblick auf den vorliegenden Mitschnitt vom September 1999 ein klangtechnisch sehr, sehr privates und musikgestalterisch geradezu beängstigend niedriges Niveau zu beklagen wäre. Womöglich handelt es sich bei dem verwendeten Instrument um ein altgedientes, nicht sonderlich sorgfältig gestimmtes Gerät. Vielleicht begnügte man sich in Maulbronn aber auch mit einer sehr direkten, überhaupt nicht auf Raumwirkung (und dadurch auch auf akustische Abfederung!) abgestellten Aufnahmetechnik.

Andrei Gavrilovs knalliges, schon im forte, erst recht aber im fortissimo grelles, gnadenloses Klavierspiel trägt dazu bei, daß man sich bei etwas erhöhter Abspiellautstärke instinktiv immer wieder die Ohren zuhält, weil es allzu scharf aus den Lautsprechern heraussticht – aber nicht nur scharf und schneidend im Bereich einer herzlos ausgesteuerten Dynamik, sondern auch grob und bullig angeschlagen, bis zur sinnentleerten Raserei forciert, was die Chopin-Darstellungen und

-Verzerrungen eines Pianisten anbelangt, der die hier gewählten Werke noch vor zehn, fünfzehn Jahren mit unerhörter Geschmeidigkeit, klanglichem Raffinement und einer wie angeborenen Noblesse vorzutragen wußte.

Diese neuen Dokumente decken sich in ihrer pseudo-individualistischen Brutalität (und Unbeherrschtheit!) mit Radio-Mitschnitten, die ich in letzter Zeit etwa im Bayerischen Rundfunk gehört habe. Es ist also ein Jammer, einen so hochbegabten Musiker bei der Zerschlagung einer Chopin-Ballade, bei der Demontage von Etüden oder im Verlauf einer völlig aus den Fugen geratenden Kopfsatzdurchführung (op. 35) belauschen zu müssen. DG-Aufnahmen deuteten freilich schon vor etlichen Jahren so etwas wie technisch-psychologische Irritationen an, aber der Umfang musikideologischer Verwahrlosung, wie er hier auf tragische Weise dokumentiert ist, sollte Hilfe und Helfer auf den Plan rufen, um einen Musiker in Zukunft vor Schlimmerem oder gar vor sich selbst zu bewahren.

Peter Cossé † [01.01.2001]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Frédéric Chopin
1Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35
2Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23 – Largo - Moderato
3Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52 Nr. 4
4Etüde Ges-Dur op. 12 Nr. 5
5Etüde f-Moll op. 10 Nr. 9
6Etüde c-Moll op. 10 Nr. 12
7Etüde cis-Moll op. 10 Nr. 4
8Etüde E-Dur op. 10 Nr. 3

Interpreten der Einspielung

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