Peter Iljitsch Tschaikowsky hat der russischen Musik zur Weltgeltung verholfen. Bis zu seinem Auftreten war diese in der westlichen Kulturwelt nahezu unbedeutend. Geboren wurde er am 7. Mai 1840 in Wotkinsk am Ural als Sohn eines Bergwerksinspektors. Seine Mutter war Französin. Er studierte von 1850 bis 1859 zunächst Rechts- und Finanzwissenschaft, entschied sich aber gegen die Beamtenlaufbahn, immatrikulierte sich 1862 am neu eröffneten Konservatorium in St. Petersburg und nahm Musikunterricht bei Anton Rubinstein. 1865 wurde er auf Vermittlung von dessen Bruder Nikolai Theorielehrer am Konservatorium in Moskau. 1878 konnte er diesen Posten aufgeben und sich ganz der Komposition und Aufführung seiner Werke in Russland und im Ausland sichern als ihm eine Verehrerin seiner Musik, Frau Nadeshda von Merck, eine lebenslange Jahresrente zusicherte. Ihre besondere Beziehung pflegten beide in einem reichen Briefwechsel. Tschaikowsky widmete ihr die vierte Sinfonie in f-Moll. Musikalische schöpfte er aus der Volksmusik seiner Heimat, griff aber auf vielen Reisen auch viele Anregungen des Westens auf. Er war ein großer Verehrer vor allem von Mozart. Den Bestrebungen der „jungrussischen Schule“ stand er dagegen skeptisch gegenüber, er fand Mussorgskys Musik zwar genial, aber „nicht schön“. Tschaikowsky ist in erster Linie Sinfoniker. Von seinen sechs Sinfonien haben sich vor allem die drei letzten, darunter die Sechste (Pathétique), durchgesetzt. Er schrieb bedeutende Orchester-Ouvertüren (Ouvertüre 1812), sinfonische Dichtungen (Francesca da Rimini, Manfred, Romeo und Julia), drei Klavierkonzerte und ein Violinkonzert. Kaum weniger bedeutend sind aber auch seine elf Opern (v.a. Eugen Onegin, Pique Dame) und seine Ballettmusiken. Mit Schwanensee und Der Nussknacker schuf er die beiden berühmtesten Ballette der Musikgeschichte. Er starb unerwartet am 6. November 1893 im Alter von 53 Jahren in St. Petersburg, nachdem er wenige Tage zuvor noch seine Pathétique dirigiert hatte.
Tabellarische Biographie
25.4. (7.5.) 1840 | geboren in Kamsko-Wotkinsk (Rußland) |
bis 1848 | Klavierunterricht durch die Mutter, allgemeiner Unterricht durch die Erzieherin Fanny Dürbach. |
1850 | Peter Iljitsch zieht begleitet von seiner Mutter nach St. Petersburg, um dort einen zweijährigen Vorbereitungskurs an der Rechtsschule aufnzunehmen. |
1852 | Die ganze Familie siedelt endgültig nach St. Petersburg über. Peter Iljitsch nimmt seine regulären Studien an der Rechtsschule auf. |
1854 | Die Mutter erkrankt an der Cholera. Tod der Mutter - ein traumatisches Erlebnis für den jungen Peter Iljitsch. |
1859 | Beendigung der Studien an der Rechtsschule mit Abschlußdiplom. Beginn der Beamtenlaufbahn. |
1862 | Des Beamtendaseins wird Peter Iljitsch schnell überdrüssig, weshalb er aus dem Dienst ausscheidet. Statt dessen tritt er in das von Anton Rubinstein neu gegründete Petersburger Konservatorium ein und studiert bei Zaremba und Rubinstein. |
1865 | Beendigung der Studien am Petersburger Konservatorium mit dem Abschlußdiplom. |
1866 | Übersiedelung nach Moskau. Dort nimmt er ein Stellung als Theorielehrer am dortigen Konservatorium an, das Nikolai Rubinstein gegründet hattte. Komposition der Ersten Sinfonie. |
1868 | Komposition an einer Oper mit dem Titel Undine, deren Manuskript Tschaikowsky aber später vernichtet. |
1869 | Komposition der Ouvertüre zu Romeo und Julia. |
1872 | Vollendung der Oper Der Opritschnik und der zweiten Sinfonie. |
1874 | Reise nach Deutschland, Italien, Frankreich und die Schweiz. |
1875 | Komposition der dritten Sinfonie. Erste Depressionen. Reise mit dem Bruder Modest nach Paris, wo er Bizets Oper Carmen hört und von dem Werk begeistert ist. |
1876 | Die Musik zu dem Ballett Schwanensee entsteht, ebenso das dritte Streichquartett, der Slawische Marsch und Francesca da Rimini. Tschaikowsky besucht die Wagner-Festspiele in Bayreuth. Beginn des Briefwechsels mit Nadeschda von Meck, einer vermögende Witwe und aufrichtigen Bewunderin des Komponisten, die ihn in den nächsten Jahren auch großzügige finanzielle Unterstützung gewährt. |
1877 | Beginn der Komposition des Eugen Onegin, sowie der vierten Sinfonie. Frau von Meck setzt ihm eine Jahreserente von 6000 Rubel aus. |
1878 | Vollendung von Eugen Onegin und der vierten Sinfonie. Beendigung der Lehrtätigkeit am Konservatorium, um mehr Zeit zum Komponieren zu haben. Ende des Jahres Reise nach Florenz, wo sich auch Frau von Meck aufhält. Zu einem Treffen der beiden kommt es jedoch nicht. |
1880 | Komposition des Capriccio italien und der Serenade für Streicher. Vollendung des zweiten Klavierkonzertes. |
1881 | Erneute Italien-Reise. In Rom Bekanntschaft mit Franz Liszt. |
1883 | Vollendung der Oper Mazeppa. |
1885 | Komposition der Manfred-Sinfonie. Hans von Bülow dirigiert die dritte Suite mit einem Riesenerfolg in St. Petersburg. Endlich stellt sich öffentlicher Erfolg für den Komponisten ein. |
1887 | Tschaikowsky dirigiert seine eigenen Werke mit Erfolg in Petersburg und Moskau. |
1888 | Erste Deutschland-Tournee, auf der er eigene Werke dirigiert. U.a. gibt er Konzerte in Leipzig, Nürnberg, Berlin aber auch in Prag und London. Enstehung der fünften Sinfonie und der Fantasie-Ouvertüre zu Hamlet. |
1889 | Vollendung des Balletts Dornröschen. Zweite Deutschland-Tournee mit Konzerten in Berlin, Köln, Dresden und Frankfurt. |
1890 | Entfremdung zwischen Tschaikowsky und Frau von Meck, die ihm schreibt, sie könne aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten seine Rente nicht mehr bezahlen. Komposition von Pique Dame. |
1891 | Der Einakter Jolanthe entsteht. Im April reist Tschaikowsky erstmals in die USA und gibt Konzerte in New York, Philadelphia und Baltimore. |
1892 | Vollendung des Balletts Der Nußknacker und das Sextett für Streicher Souvenir de Florence. |
1893 | Komposition der sechsten Sinfonie (Pathétique) und des dritten Klavierkonzertes. Am 14. Januar leitet Tschaikowsky ein Konzert in Brüssel, am 28. Januar eines in Odessa, im Februar diirigert er ein Konzert in Moskau und im März eines in Charkow. Die Universität von Cambridge verlieht ihm am 13. Juni die Ehrendoktorwürde. Am 28. Oktober leitet er die Uraufführung seiner sechsten Sinfonie in St. Petersburg, wo er bei seinem Bruder Modest wohnt. Am 3. November fühlt er sich schlecht. |
6.11.1893 | Tschaikowsky stirbt an Cholera in St. Petersburg. |