Vor 30 Jahren starb einer der bedeutendsten skandinavischen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Harald Sigurd Johan Sæverud. Er wurde am 17. April 1897 im norwegischen Bergen geboren. Mit 18 Jahren ging er zum Studium an die Musikakademie Bergen. Während dieser Zeit begann er mit der Komposition zweier großer sinfonischer Fantasien, die später zu seiner ersten von neun Sinfonien zusammenflossen. Die erste Fantasie brachte ihm nach Abschluss des Studiums ein Stipendium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin 1920/21 ein. Anschließend kehrte er nach Bergen zurück, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Sein Haus Siljustøl in Rådal in in der Umgebung von Bergen ist heute ein Museum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum führenden Komponisten Norwegens, dessen Werke große Popularität erreichten. Als seine wichtigsten Inspirationsquellen bezeichnete er Haydn und Mozart. 1955 wurde ihm ein staatlich garantiertes Grundeinkommen auf Lebenszeit zuerkannt. Sæverud hat ausschließlich Instrumentalwerke komponiert, Werke für Klavier und Werke für Orchester, darunter neun Sinfonien, Konzerte für Oboe, Violine, Klavier und Posaune sowie einige kleinere meist einsätzige Werke. Besondere Bedeutung erlangte seine Bühnenmusik zu Ibsen's Peer Gynt (1948), seine Sinfonien Nr 8 (Minnesota, 1958) und Nr. 9 (1966), das Ballett Count Bluebeard's Nightmare, sein Rondo Amoroso sowie die Ballade vom Aufstand (Kjempeviseslåtten), die er während des Zweiten Weltkriegs schrieb und die zum musikalischen Symbol des norwegischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung wurde. In den letzten zwanzig Jahren seines Lebens entwickelte er ein stärkeres Interesse an Kammermusik und komponierte u.a. drei Streichquartette und zwei Bläserquintette. Sæverud starb am 27. März 1992 im hohen Alter von fast 95 Jahren in Bergen. Die Trauerzeremonie in der Grieg Hall in Bergen wurde im norwegischen Fernsehen übertragen.
Tabellarische Biographie
17.4.1897 | geboren in Bergen (Norwegen) |
Beginn seiner musikalischen Ausbildung mit 18 Jahren. Studium am Konservatorium Bergen bei Borghild Holmsen in Klavier und Harmonielehre. | |
Erstes opus während der Studienzeit in Bergen: 5 Capricci für Klavier. | |
1920 | Aufführung des ersten Teils seiner ersten Sinfonie beim Konzert für die Jugend in Oslo. |
Auf Empfehlung des Norwegischen Komponisten Gerhard Schjelderup erhielt Harald Saeverud ein Stipendium, das ihm ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin ermöglichte. | |
Die meiste Zeit in Deutschland verbrachte er zusammen mit dem norwegischen Dirigier-Studenten Johan Ludwig Mowinckel JR. und dem slowenischen Maler Bozidar Jakac. | |
Nach seiner Rückkehr nach Bergen komponierte er zahlreiche größere Werke für Orchester und für das Theater. | |
Wegen seiner aggresiven musikalischen Sprache wurde Harald Saeverud in den 20er Jahren häufig scharf kritisiert. | |
1921 | Einer seiner prominentesten Befürworter war der dänische Komponist Carl Nielsen, der dem jungen norwegischen Kollegen einen ermutigenden Brief schrieb, nachdem er Saeveruds erste Sinfonie gehört hatte. |
1934 | Heirat mit Marie Hvoslef, die sehr begütert war und ihm finanzielle Unabhängigkeit verschaffte, so daß er sich stärker der Komposition widmen konnte. |
1938 | Mitbegründer des Verbandes für Neue Musik, dessen Vizepräsident er bis 1954 war. |
Seine starke Persönlichkeit drückt sich besonders in den Kompositionen während der deutschen Besatzung 1940-1945 aus, vor allen Dingen in den drei Kriegs-Sinfonien. Die dritte war dem norwegischen Widerstand gewidmet und wurde ein musikalisches Symbol für den Kampf gegen Diktatur und Besatzung. | |
Als Kontrast zu diesen Werken komponierte er eine Reihe von kleinen Stücken für Klavier. | |
1948 | Nach dem Krieg nimmt seine Musik für Henrik Ibsen’s dramatische Dichtung Peer Gynt eine zentrale Stellung ein. Die Musik dazu komponierte Saeverud für eine Aufführung am Norwegischen Theater in Oslo, die sofort großen Erfolg hatte. |
Aus den 19 Stücken der Bühnenmusik arbeitete er zwölf Stücke für eine Konzertfassung um, die noch heute zu den am meisten gespielten Werke von ihm zählen. | |
1970 | In 70er Jahren entstanden seine drei Streichquartette. |
1989 | Entstehung seiner letzten Komposition: Sonatine für Viola und Klavier. |
27.3.1992 | Harald Saeverud stirbt in Bergen im Alter von 95 Jahren. |