Olivier Messiaen zählt zu den führenden modernen Komponisten Frankreichs. In seinen Werken verarbeitete er die verschiedensten Anregungen: Gregorianik, griechische und indische Rhythmik, Hindu-Ragas, Gamelanorchester, Impressionismus, russische Musik, Vierteltontechnik und Vogelgesang. Geboren wurde er am 10.12.1908 Avignon. Mit elf Jahren ging er ans Pariser Conservatoire, wo er bei Paul Dukas und Marcel Dupré studierte. 1931 wurde er Organist an der Kirche La Sainte-Trinité in Paris. Diese Stelle besetzte er mehr als 40 Jahre lang. Der größere Teil seiner Orgelmusik wurde für die dortige Orgel geschaffen. Mit Baudrier, Jolivet und Lesur bildete er 1936 die Gruppe „Jeune France“, die in der Musik nach neuen Inhalten und neuen Werten suchte. Messiaen fand diese in mystisch-katholischen und gleichzeitig rechnerisch-naturalistischen Ansätzen, die von religiöser Offenbarung bis zum ständigen Studieren der Vogelstimmen reichen und musikalische und außermusikalische Eindrücke verarbeiten. Ein zentrales Thema ist bei Messiaen zeitlebens der Gesang der Vögel. Nach Rêveil des oiseaux (1952) zählt er in Oiseaux Exotiques (1956, für Klavier und kleines Orchester), das seiner Frau, der Pianistin Yvonne Loriod gewidmet ist, etwa 50 Vögel auf und erstellt 1958 einen Catalogue d'oiseaux. Dagegen sind in der Turangalîla-Symphonie (1948) Rhythmen von griechischer Dichtung, von Hindu-ragas und von Gamelan-Orchestern verarbeitet. Das Werk wurde bei den Festspielen in Aix-en-Provence 1950 uraufgeführt und ist in den ersten 25 Jahren seit seiner Entstehung über 100 Mal gespielt worden. Sein Klavierstück Mode de valeurs et d'intensité wurde 1951 als erste serielle Komposition bekannt. Sein vielfältiges originelles Schaffen umfasst Orchesterwerke, Chorwerke, Kammermusik, Orgelwerke (Orgelbuch 1964) und Lieder. Messiaen starb am 28. April 1992 in Paris.
Tabellarische Biographie
10.12.1908 | geboren in Avignon als Sohn des Shakespeare-Übersetzers Pierre Messiaen und der Schriftstellerin Cécile Sauvage. Die musikalische Begabung des Knaben zeigt sich früh und er bekommt ab dem 6. Lebensjahr Klavierunterricht. |
1919 | Beginn der musikalischen Ausbildung erst in Nantes, dann am Pariser Conservatoire. Seine Lehrer dort sind Jean und Noell Gallon (Harmonielehre), Georges Falkenberg (Klavier), Marcel Durpré (Orgel und Improvisation), Georges Chaussade (Kontrapunkt und Fuge), Paus Dukas (Komposition). |
1931 | Berufung als Organist an die Kirche La Sainte Trinité in Paris. Im selben Jahr Heirat mit der Geigerin und Komponistin Claire Delbos. |
1932 | Komposition von Apparition de l'église éternelle. |
1935 | Komposition von La Nativité du Seigneur für Orgel. |
1936 | Gründung der Gruppe La Jeune France mit André Jolivet, Daniel Lesur und Yves Baudrier. Zwischen 1936 und 1939 stellt die Gruppe in Konzerten eigene Werke vor, die an einer neuen Ästhetik orientiert waren. Ab 1936 beginnt Messiaen an der Ecole Normale de Musique zu unterrichten. |
1940 | Messiaen wird zum Militärdienst während des Zweiten Weltkriegs eingezogen. Im Mai 1940 gerät er in deutsche Gefangenschaft. |
1941 | Im Gefangenenlager Görlitz entsteht das Quatuor pour la fin du temps. |
1944 | Komposition von Vengt regards sur l'Enfant Jesus. |
1947 | Lehrtätigkeit am Pariser Conservatoire. |
1948 | Beendigung der Arbeit an der Turangalila-Sinfonie. |
1949 | UA der Turangalila-Sinfonie in Boston. |
1951 | Komposition von Le merle noir für Flöte und Klavier. |
1953 | Komposition von Reveil des oiseaux. |
1956 | Kompostion von Oiseaux exotiques. |
1959 | Tod von Claire Delbos. |
1960 | UA von Chronochromie für Orchester, ein Auftragswerk der Donaueschinger Musiktage. |
1962 | Heirat mit der Pianistin Yvonne Loriod, die an vielen seiner Uraufführungen beteiligt ist. |
1966 | Ernennung zum Professor für Komposition am Pariser Konservatorium. |
1967-1974 | Arbeit an der Oper Saint François d'Assise. |
1978 | Beendiung der Lehrtätigkeit am Konservatorium. |
1983 | Am 28.11. wird in Paris die Oper Saint François d'Assise uraufgeführt. |
1986 | UA am 1.7. von Livre du Saint Sacrement in Detroit. |
28.4.1992 | gestorben in Paris. |