Vorläufige Bilanz zum Ende der Bregenzer Festspiele
Lilli Paasikivis erfolgreiche erste Saison als Intendantin

Mit voraussichtlich rund 249.000 Gesamtbesuchern endet am Sonntagabend die 79. Saison der Bregenzer Festspiele – die erste unter der Intendanz von Lilli Paasikivi. Innerhalb von fünf Wochen standen rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm des Sommerfestivals am Bodensee. Der Freischütz auf der Seebühne begeisterte in seiner zweiten Spielzeit 180.687 Besucher. Lilli Paasikivis nordisch geprägtes erstes Festspielprogramm fand mit ausverkauften Vorstellungen große Resonanz beim Publikum.
Hohe Auslastung
Der Freischütz, der am 17. Juli 2025 seine Wiederaufnahmepremiere feierte, konnte in der bildgewaltigen Inszenierung von Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl auf der Seebühne auch in seiner zweiten Saison überzeugen. Sollte bis Sonntagabend keine Wetterabsage erfolgen, werden in 27 Vorstellungen 180.687 Menschen das Spiel auf dem See erlebt haben (inklusive Generalprobe und Young People’s Night; zwei Wetterabsagen). Das entspricht einer Auslastung von 97 Prozent. In zwei Saisonen hat die Inszenierung von Der Freischütz 2024 /25 auf der Seebühne damit insgesamt rund 374.000 Menschen erreicht. Großen Zuspruch fanden auch die Seebühnenführungen und die Einführungsvorträge zum Spiel auf dem See, an denen insgesamt rund 37.300 Personen teilgenommen haben werden.
Bis zum letzten Festspieltag am Sonntag stehen noch vier Vorstellungen von Der Freischütz, zwei Aufführungen von La Cenerentola im Theater am Kornmarkt sowie die Uraufführung und Folgevorstellung von Emily – No Prisoner Be auf der Werkstattbühne auf dem Programm. Am Sonntag, 17. August lädt das Symphonieorchester Vorarlberg zur Matinee im Festspielhaus.
Vorverkauf für "La traviata" 2026 startet am 29. September
Als erste Seebühnen-Neuproduktion unter Lilli Paasikivi ist in den Sommern 2026 und 2027 erstmals La traviata zu sehen. Giuseppe Verdis berühmtes Werk eröffnet am 22. Juli 2026 die 80. Bregenzer Festspiele. Als Oper im Festspielhaus feiert am 23. Juli 2026 Die Ausflüge des Herrn Brouček von Leoš Janáček Premiere. Der Vorverkauf für die nächste Saison startet am 29. September 2025.
Jubel für George Enescus Meisterwerk Œdipe
Die diesjährige Oper im Festspielhaus, Andreas Kriegenburgs Inszenierung von George Enescus selten gespieltem Meisterwerk Œdipe, begeisterte an drei Aufführungen 4.411 Besucher, was einer Auslastung von 96 Prozent entspricht. Gelobt wurden die nuancierte Regie, die präzise musikalische Leitung von Hannu Lintu, die starken Leistungen von Orchester und Ensemble sowie der mitreißende Gesamtklang des Prager Philharmonischen Chors und nicht zuletzt die kluge Programmwahl von Lilli Paasikivi.
„Nordische DNA“ fasziniert Vorarlberger Publikum
Lilli Paasikivi hat in ihrer ersten Festspiel-Saison mit einem nordisch geprägten Programm eindrucksvoll ihre persönliche, künstlerische DNA vorgestellt. Das Publikum am Bodensee folgte dieser Einladung mit Neugier und Begeisterung – fast alle „nordischen“ Programmpunkte waren ausverkauft.
Jean Sibelius’ selten gespieltes Orchesterwerk Kullervo setzte unter Jukka-Pekka Saraste im Konzert der Wiener Symphoniker ein klanggewaltiges Zeichen für die Tiefe nordischer Erzähltradition. Die Tero Saarinen Company brachte mit Borrowed Light und Study for Life zeitgenössischen Tanz aus Finnland auf die Werkstattbühne – als intensive Verbindung von Bewegung, Musik und Licht. Im Chorkonzert Waldeinsamkeit beeindruckte der YL Male Voice Choir aus Helsinki in der Herz-Jesu-Kirche mit typisch nordischem A-cappella-Klang – klar, melancholisch und kraftvoll. Das Kammermusikprogramm schlug Brücken zwischen Tradition und Gegenwart: In Nordic Cool trafen Kantele und Saxophon auf Elektronik, während Sopranistin Hedvig Haugerud mit dramatischer Stimme norwegische Vokalkunst zeigte. Zu guter Letzt sorgte finnischer Tango am See für eine überraschend unprätentiöse nordische Perspektive auf ein Genre, das man gewöhnlich mit Argentinien verbindet.