Am 13. Juli 2004 starb der Dirigent Carlos Kleiber, der zu den profiliertesten Dirigentenpersönlichkeiten seiner Zeit zählte. Als Sohn des Dirigenten Erich Kleiber wurde Carlos Kleiber am 3.7.1930 in Berlin geboren und kam 1935 mit seiner Familie nach Buenos Aires. Zunächst unsicher, ob er die Musik zu seinem Beruf machen sollte, begann er ein Chemiestudium, ab 1953 widmetete er sich jedoch ausschließlich der Musik und debütierte 1954 am Münchner Gärtnerplatztheater mit Carl Millöckers Operette "Gasparone". Es folgten Stationen als Kapellmeister in Potsdam, Düsseldorf, Zürich und Stuttgart. Nach Beendigung seines Engagements in Stuttgart, 1973, nahm er keine leitende Position mehr an und debütierte 1974 mit dem "Rosenkavalier" an der Covent Garden Opera London und schloß 1985 einen Fünfjahresvertrag mit der Wiener Staatsoper ab. 1988 erfolgte sein Debüt an der New Yorker Met mit Puccinis "La Bohème" mit Luciano Pavarotti und Mirella Freni. In den Folgejahren reduzierte er seine Tätigkeit und beschränkte sich überwiegend auf Dirigate in München ("Rosenkavalier", "La Traviata", "Die Fledermaus") und Wien, wo er 1989 das Neujahrskonzert leitete.
Tabellarische Biographie
3.7.1930 | geboren in Berlin (Deutschland) |
1935 | Die Familie emigiert nach Buenos Aires, wo der junge Carlos Kleiber seine musikalische Ausbildung erhält, nach dem er das Chemie-Studium abgebrochen hatte. |
1952 | Korrepititor am Gärtnerplatz-Theater in München. |
1954 | Erstes Engagement als Kapellmeister in Potsdam. |
1958-1964 | Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. |
1964-1966 | Kapellmeister in Zürich. |
1966-1968 | Kapellmeister in Stuttgart. |
1968-1973 | Kapellmeister an der Bayerischen Staatsoper München. Das von Kleiber am häufigsten dirigierte Werk in München war der Rosenkavalier (Neuinszenierung von Otto Schenk von 1972), die er insgesamt 82 Mal leitete, daneben Alban Bergs Wozzeks in der Günter Rennert-Inszenierung von 1970, den er 14 Mal dirigierte. |
1973 | Debüt an der Wiener Staatsoper mit Wagners Tristan und Isolde. |
ab 1974 | freischaffender Dirigent. Im gleichen Jahr Dirigat von Tristan in Bayreuth, Der Rosenkavalier an der Mailänder Scala und am Royal Opera House Covent Garden. An der Bayerischen Staatsoper dirigiert er Die Fledermaus in der Neuinszenierung von Otto Schenk, der insgesamt 71 Mal am Nationaltheater leitet. 1974 reist Kleiber mit der Bayerischen Staatsoper zu einer großen Gastspielreise nach Japan. |
1975 | Dirigat von Verdis La Traviata mit Ileana Cotrubas in der Titelrolle an der Bayerischen Staatsoper (Inszenierung: Otto Schenk). Insgesamt dirigiert Kleiber das Werk 41 Mal am Nationaltheater. |
1978 | Dirigat von Bizets Carmen in der Zeffirelli-Inszenierung an der Wiener Staatsoper. |
1988 | Letzter Auftritt an der Bayerischen Staatsoper im Februar 1988 bei einer Fledermaus-Aufführung im Fasching. |
1989 | Nach dem Tod von Herbert von Karajan 1989 ist Kleiber Wunschkandidat als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Wie nicht anders zu erwarten, lehnt der Dirigent die Annahme der angebotenen Position ab. Dirigat des Wiener Neujahrskonzerts (Sony classical veröffentlicht den Mitschnitt). |
1992 | Erneutes Dirigat des Wiener Neujahrskonzertes. |
1994 | Überwältigender Erfolg mit dem Rosenkavalier an der Wiener Staatsoper mit Felicity Lott (Masschallin), Barbara Bonney (Sophie) und Anne-Sophie von Otter (Octavian) und dem Japan-Gastspiel im gleichen Jahr. Dirigat des Abschiedskonzerts für den scheidenden Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in Berlin (Beethoven, Coriolan-Ouvertüre, Brahms, Sinfonie Nr. 4). |
1996 | Gastkonzert mit dem Bayerischen Staatsorchester bei Audi in Ingolstadt. |
2003 | Peter Ruzicka verhandelt mit Carlos Kleiber und bietet ihm das Dirigat des neuen Rosenkavaliers bei den Salzburger Festspielen 2004 an. Am 18. Dezember stirbt Kleibers Ehefrau Stanka. Die Pläne für Salzburg zerschlagen sich. |
2004 | Carlos Kleiber stirbt nach längerer Krankheit am 13. Juli 2004 in München und wird in Ostslowenien, der Heimat seiner Frau, beigesetzt. |