Hyperion CDA67030
1 CD • 67min • 1997
01.02.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der französische Komponist Albéric Magnard (1865 – 1914) ist eine der großen tragischen Figuren der Musikgeschichte: Als er versuchte, sein Haus vor deutschen Kavalleristen zu schützen, zündeten die Soldaten es an. Magnard verbrannte mitsamt zahlreicher Musik-Manuskripte. Nur jene wenigen Stücke überlebten, die der Komponist noch zu Lebzeiten im Selbstverlag herausgegeben hatte, darunter 3 Opern, Kammermusik, Orchesterstücke und vor allem die vier bedeutenden Sinfonien. Sie strafen die Behauptung Lüge, Frankreich habe nach Cesar Franck und Ernest Chausson keinen eigenständigen Sinfoniker von Rang mehr hervorgebracht. Die Werke sind konzentriert, leicht verständlich, und dabei von großer innerer Erhabenheit. Nach der jüngst wieder veröffentlichten Einspielung unter Plasson (EMI 5 72364 2) ist diese erst die zweite Gesamtaufnahme überhaupt. In bester Klangtechnik schwelgen das BBC Scottish Symphony Orchestra und sein junger, hier leider noch unbekannter Gastdirigent Jean-Yves Ossonce ganz hedonistisch in üppigen, sinnlichen Farben. Dabei überzeugt Ossonce als Interpret, weil er noch stärker die Durchhörbarkeit der Innenstimmen berücksichtigt und die Linien, Themen und Motive viel konturierter gestaltet und sprechender artikulieren läßt als Weichzeichner Plasson. Einen besonderen Lorbeerkranz möchte man Ossonces Lesart der Zweiten und Vierten flechten. Der ungemein instruktive Booklet-Text von Francis Pott tut sein übriges zu dieser rundum gelungenen Entdeckungsreise. Hoffentlich läßt Hyperion in dieser Besetzung noch die ausstehenden vier Orchesterwerke folgen ("Overture pour orchestre, Chant Funebre, Hymne á la Justice, Hymne á Venus").
Dr. Benjamin G. Cohrs [01.02.1999]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Albéric Magnard | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 4 | |
2 | Sinfonie Nr. 2 E-Dur op. 6 |