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Besprechung CD

Christian Sinding

Piano Trios opp. 23, 64 & 87 • Six Pieces for Cello and Piano op. 66
Hyperion Trio

cpo 555 375-2

2 CD • 57min • 2020, 2022, 2023

10.02.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Wohl jeder, der sich mit klassischer Musik beschäftigt, kennt aus dem „Wunschkonzert“ das Frühlingsrauschen entweder in seiner Originalgestalt für Klavier oder in einem Arrangement für Orchester. Dass sein Komponist, der Norweger Christian Sinding (1856-1941) mehr als der Schöpfer eines „One-Hit-Wonders“ war, beweist die vorliegende Einspielung seiner drei Klaviertrios und der 6 Stücke für Violoncello und Klavier op. 66 durch das Hyperion-Trio von etwas unebener Qualität.

Wirklich nur ein Nachfolger Edward Griegs?

Christian August Sinding (1856-1941) wurde in Kongsberg geboren und studierte Violine und Klavier in Oslo und Komposition in Leipzig bei Salomon Jadassohn und Carl Reinecke. Er verbrachte den Großteil seines Lebens in Deutschland, erhielt jedoch regelmäßige Unterstützung durch ein staatliches Stipendium aus Norwegen. Zwischen 1885 und 1920 schuf er neben vier Sinfonien und drei Violinkonzerten einen umfangreichen Korpus an Liedern, Werken für Klavier, Violine und Klavier sowie die Oper Der heilige Berg (1914).

Sinding wurde oft als Nachfolger von Edvard Grieg angesehen, was ihm aber nur teilweise gerecht wird, da seine Harmonik stark von Wagner beeinflusst ist und er mit seiner Meisterschaft der spätromantischen Sonatenform an Brahms anknüpft. Seine kontrapunktische Raffinesse ist mit der Max Regers zu vergleichen, wenngleich ihm dessen Tendenz zur Auflösung der Tonalität ferner liegt. Auch wenn seit Tschaikowsky und César Franck zyklische Formen zu einem gewissen Standard in der Kammermusik gehören, zeigen sich seine drei Klaviertrios durch das Wiederaufnehmen von Themen von Wagners Leitmotivtechnik beeinflusst.

Bereits das erste Trio op. 23 D-Dur (1893) weist alle Charakteristiken seines Stils auf: weitgriffiger, virtuoser Klaviersatz mit glissandoartigen Skalenbildungen, die man im Barock als „Tirata“ bezeichnete, Führung der Streicher als Gegengewicht in Oktavverdoppelungen, was hohe Anforderungen an die Intonationssicherheit stellt. Das thematische Material wird häufig in Kanonbildungen kontrapunktisch verarbeitet. Allerdings bleibt in diesem Werk die durchaus gefällige musikalische Aussage noch ein wenig blass.

Wesentlich reifer die beiden anderen Trios: Das a-Moll-Trio op. 64 (1902) gibt sich deutlich dramatischer. Das C-Dur-Trio op. 87 (1908) atmet Meistersinger-Atmosphäre. Cellisten sollten sich – da das romantische Repertoire für dieses Instrument eher übersichtlich ist – der 6 Stücke op. 66 zumindest in Auswahl auch einmal im Konzertsaal annehmen.

Licht und Schatten

Dem Hyperion-Trio gelingt eine absolut hinreißende Aufnahme des dritten Trios, bei der Agogik und Spannungsbögen zu einhundert Prozent stimmen. Man merkt deutlich, dass hier Erfahrungen aus diversen Aufführungen vor Publikum eingeflossen sind. Dasselbe gilt für die ausgesprochen farbige und stimmungsvolle Wiedergabe der der 6 Stücke op. 66 durch Katharina Trae und Hagen Schwarzrock. Die beiden ersten Trios geraten weniger souverän, da an ihnen noch zu wenig detailliert gearbeitet wurde und es wohl zunächst auf die Vermeidung falscher Töne und das Zusammenbleiben ankam.

Aufnahmetechnik und Booklet-Text geben zu keinen Beanstandungen Anlass.

Fazit: Eine wertvolle Ergänzung des Repertoires mit einer durchschnittlichen ersten CD und einer hinreißenden zweiten. Die Werke verdienen es auf jeden Fall gehört zu werden. Eine ausgefeiltere Aufnahme des a-Moll-Trios findet sich bei Marco Polo/Naxos.

Vergleichsaufnahme: Kiss, Koo, Prunyi, Marco Polo.

Thomas Baack [10.02.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Christian Sinding
1Klaviertrio Nr. 1 D-Dur op. 23 00:27:16
4Klaviertrio Nr. 2 a-Moll op. 64 00:29:45
CD/SACD 2
1Klaviertrio Nr. 3 C-Dur op. 87 00:31:57
4Sechs Stücke op. 66 für Violoncello und Klavier 00:31:36

Interpreten der Einspielung

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