Strauss
Metamorphosen & Wind Sonatina No. 1
Berlin Classics 0303020BC
1 CD • 64min • 2020, 2021
20.12.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dieses Album mit späten Werken von Richard Strauss ist das zweite einer Reihe, die das Mozarteumorchester Salzburg beim Label Berlin Classics veröffentlicht. Die Einspielung entstand während der Lockdown-Wochen als Alternative zu abgesagten Konzerten. Am Pult stand der damalige Chefdirigent des Ensembles, Riccardo Minasi, der sich im Bereich der historischen Aufführungspraxis einen Namen gemacht hat. Corona-bedingt griff man auf zwei kleiner besetzte Werke zurück: die Metamorphosen für Streicher sowie die Erste Sonatine für Bläser, die 16 Instrumentalisten erfordert. Die beiden Abteilungen der Salzburger zeigen hier also einzeln ihr Können.
Aus den letzten Kriegswochen
Die Metamorphosen komponierte der 81-jährige Richard Strauss in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges, erschüttert über kulturelle Verwerfungen und eine zerbombte Welt. Er begann mit einem Streicher-Septett, das er für 23 Musiker erweiterte, als ein Kompositionsauftrag des Schweizer Dirigenten Paul Sacher eintraf.
Minasi und das Mozarteumorchester finden hier genau den richtigen Ton. Weder übertreiben sie es mit dem klanglichen Luxus, noch stellen sie äußerliche Orchestervirtuosität zur Schau. Bittersüß und schmerzlich wirkt der Streicherklang der Salzburger – bis hin zum Trauermarsch-Zitat aus Beethovens Eroica. Das resignative Schwelgen wird eingehegt durch deutlich markierte Steigerungen und Stimmungsschwankungen. Die differenzierte, transparente Klanggestaltung offenbart den Empfindungsreichtum dieser Musik.
Heiterkeit eines Genesenen
In der 1943 entstandenen Ersten Sonatine für Bläser scheint das Kriegsgeschehen hingegen außen vor zu bleiben; Strauss orientierte sich hier an Mozarts Serenaden. Wobei die Bezeichnung „Sonatine“ eine Untertreibung ist. Eher handelt es sich bei dem 35-minütigen Werk um eine ausgewachsene Bläsersinfonie. Der Komponist gab ihr den Beinamen „Aus der Werkstatt eines Invaliden“, da er gerade von einer schweren Grippe genesen war.
Das Mozarteumorchester findet eine Balance zwischen heiterer Verspieltheit und schmerzlichen Erinnerungen an bessere Zeiten. Es bringt die harmonische Meisterschaft und das fein nuancierte Klangfarbenspiel des späten Strauss zum Leuchten.
Das Kernrepertoire des Mozarteumorchesters, die Wiener Klassik, prägt auch den Umgang mit dieser hochromantischen Musik. Die Einspielung besticht durch kammermusikalische Transparenz, klare Artikulation und nuancierte Dynamik. Der Blick über den Repertoire-Tellerrand ist gelungen!
Antje Rößler [20.12.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Sinfonische Metamorphosen Es-Dur op. 142 (Studie für 23 Solostreicher) | 00:27:04 |
2 | Sonatine Nr. 1 F-Dur für Bläser ("Aus der Werkstatt eines Invaliden") | 00:36:55 |
Interpreten der Einspielung
- Mozarteumorchester Salzburg (Orchester)
- Riccardo Minasi (Dirigent)