Shostakovich • Smetana
Piano Trios
MDG 903 2243-6
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2021
22.03.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das international besetzte Trio Alba, das sich 2009 in Graz zusammenfand, hat für das Label MDG die Klaviertrios von Bedřich Smetana und Dmitrij Schostakowitsch eingespielt. Der zeitlichen Kluft zum Trotz, die zwischen den Werken der beiden slawischen Meister liegt, ergibt sich ein durchaus schlüssiges Programm. Ein unerbittlich herber Charakter verbindet das 1855 entstandene einzige Trio Smetanas mit Schostakowitschs Trio Nr. 2 von 1943/44, das zu Lebzeiten des Komponisten sein einziges veröffentlichtes Werk für diese Besetzung blieb.
Musikalische Trauerarbeiten
Bei beiden Stücken handelt es sich um Gedenkkompositionen, um auskomponierte Trauerbewältigung in Form eines Instrumentalwerks. Smetana schrieb sein Trio in Gedenken an seine älteste Tochter, die nur vier Jahre alt geworden war, Schostakowitsch widmete das seine der Erinnerung an den eng mit ihm befreundeten Musikwissenschaftler Iwan Sollertinskij, von dessen plötzlichem Tod er während der Komposition erfahren hatte. Der Finalsatz mit seinen auffälligen Anlehnungen an jüdische Musik ist zudem als Solidaritätsbekundung mit den Opfern des Nationalsozialismus zu verstehen. Interessanterweise beginnen beide Stücke mit einem Streichersolo (bei Smetana die Violine, bei Schostakowitsch das Violoncello) und spielt die Violine beim ersten Zusammentreffen mit dem Violoncello tiefer als dieses. Zwischen beiden Stücken steht Schostakowitschs einsätziges Erstes Klaviertrio aus dem Jahre 1923, eine erstaunlich reife, durch ihre kühne Harmonik und motivische Dichte beeindruckende Arbeit des Siebzehnjährigen. Es bietet gleichsam den lichten Mittelpunkt des Programms, ohne charakterlich von dem ernsten Rahmen, den die beiden anderen Stücke setzen, allzu sehr abzuweichen.
Spannungsvoll, mit leichten Abstrichen
Im Trio Alba haben wir zweifellos ein Ensemble von erfahrenen Kammermusikern vor uns. Die Mitglieder des Trios geben aufeinander Acht, niemand spielt sich auf Kosten der übrigen in den Vordergrund, die klangliche Balance stimmt durchgehend. In den bewegten und raschen Sätzen bzw. Satzabschnitten gelingen ihnen spannungsvolle Darbietungen, leichte Abstriche muss man allerdings im Falle einiger langsamer Teile machen: Das „dolcissimo e cantando“ im Seitensatz des Finales von Smetanas Trio hätte durch ein festeres Tempo, ohne die leichten Verschleppungen, intensiver gewirkt. Auch macht das Largo von Schostakowitschs Zweitem Trio einen eher statischen Eindruck. Die unmotivierte Beschleunigung im Klavier gleich zu Beginn dieses Satzes hätte nachträglich korrigiert werden sollen. Die guten Anlagen der Musiker wären noch besser zur Geltung gekommen, würden sie das harmonische Gefälle der Musik stärker nachvollziehen. Insbesondere würde das Rubatospiel der Pianistin – die Klavierkadenz vor der Reprise in Smetanas Kopfsatz und der Seitensatz in Schostakowitschs Erstem Trio gehören nicht zu den stärksten Momenten der CD – davon profitieren.
Eine kleine Korrektur zu Dorothea Redepennings ansonsten sehr gutem Einführungstext: Anton Arenskij widmete sein Erstes Klaviertrio dem Andenken an Karl Dawidow, sein Gedenkwerk für Pjotr Tschaikowskij ist ein Streichquartett mit zwei Violoncelli.
Norbert Florian Schuck [22.03.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Bedřich Smetana | ||
1 | Klaviertrio g-Moll op. 15 JB 1:64 | 00:30:48 |
Dimitri Schostakowitsch | ||
4 | Trio Nr. 1 c-Moll op. 8 für Violine, Violoncello und Klavier | 00:13:01 |
5 | Trio Nr. 2 e-Moll op. 67 für Violine, Violoncello und Klavier (In memoriam Iwan Sollertinski) | 00:26:04 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Alba (Klaviertrio)