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Bach Family • Family Affairs

Ensemble Polyharmonique

cpo 555 418-2

1 CD • 59min • 2021

12.12.2022

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Bereits im 17. Jahrhundert war „Bach“ im Thüringischen das Synonym für „talentierter Instrumentalist“; im 18. wurde der Name dann auch in Norddeutschland, Mailand, London zum Markenzeichen. Deshalb ist es mehr als angemessen, dass das Ensemble Polyphonique, unterstützt von Teatro del Mondo und angeleitet von Andreas Küppers – wie bereits viele Ensembles zuvor – dieser Familie von Ausnahmebegabungen ihre Referenz erweist.

Immer weitere Kreise

Vom relativ zentral im Dreieck Gotha-Erfurt-Arnstadt gelegenen Örtchen Wechmar machten sich die Bachs auf, die Organistenstellen eben dieser Städte zu erobern. Vom dort aus wurden Ohrdruf, Eisenach und das Fränkische Lahm im Itzgrund in Angriff genommen, Weimar und Leipzig kamen hinzu, schließlich Berlin, Hamburg, Bückeburg, Mailand und London. Ferner muss ein ausgesprochen enger Familienzusammenhalt vorhanden gewesen sein, sodass sich beispielsweise zur Hochzeit von Johann Sebastians älterem Bruder Johann Christoph II. eine erhebliche Anzahl Bachs einfanden.

Beide Brüder waren Jäger und Sammler. Christoph verdanken wir einen wesentlichen Strang in der Überlieferung norddeutscher Orgelmusik, die Sebastian teilweise aus seiner Zeit in Lüneburg mitbrachte und mit eigenen Frühwerken erweiterte. Sie befinden sich in der „Möllerschen Handschrift“ und im „Andreas-Bach-Buch“. Sebastian erbte von seinem Onkel Johann Michael das Konvolut mit den Vokalkompositionen der Ahnen, das – auf eine Bemerkung von Carl Philipp Emanuel Bach zurückgehend – heute als „Alt-Bachisches-Archiv“ bekannt ist.

Runde Interpretation

Aus letztgenannter Sammlung wählte das Ensemble Polyharmonique Kompositionen zu 4-6 Stimmen, – vorwiegend zum Thema „Tod und Ewigkeit“, das natürlich in den Zeiten des 30-jährigen Krieges und des damit verbundenen Elends von zentraler Wichtigkeit war. Diese ergänzte es um Werke Sebastians und Carl Philipp Emanuels, sowie des Familienfreunds Adam Drese. Das Ensemble wurde von Andreas Küppers geründet sowie vom Orgelcontinuo geleitet und durch Laute und Violone vom Teatro del Mondo ergänzt. Das Ergebnis fällt aufgrund der hervorragenden Mischung der Stimmen und des intonationsreinen, intelligenten Musizierens höchst angenehm aus. Die zeitgenössische Aufführungspraxis kommt mit eleganten Verzierungen zu ihrem Recht, wobei man – so man dem aktuellen Forschungsstand in der Dissertation von Sven Schwannberger „Studio et Amore“ folgt – hier noch mutiger hätte zu Werke gehen können. Ausgesprochen elegant: die Zeilenzwischenspiele und virtuosen Arabesken von Andreas Küppers am Continuo.

Das Booklet ist informativ. Der natürliche Kirchenhall lässt das Ensemble sehr gut verschmelzen, führt jedoch zu Schwierigkeiten beim Verstehen des Textes ohne Mitlesen. Kleiner Druckfehler auf der Rückseite: „Teatro del Mondro“.

Fazit: Sehr kultiviert gestalteter, zumeist melancholischer Überblick über das Schaffen der Bach-Dynastie. Aufgrund der Thematik kann eine Herbstdepression beim Hörer nicht völlig ausgeschlossen werden, ihm jedoch ausgezeichnet zur meditativen Introspektion frommend und nützlich.

Thomas Baack [12.12.2022]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Ensemble Polyharmonique (Vokalensemble)
• Teatro del mondo (Ensemble)
• Andreas Küppers (Leitung, Orgel)