Once upon a time
Katie Mahan
Steinway & Sons 30203
1 CD • 63min • [P] 2022
01.02.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Rezensent gesteht, dass er sich vorurteilsbehaftet getäuscht hat: Die junge Pianistin Katie Mahan posiert auf dem Cover ihrer CD auf dem Müllner Steg in Salzburg wie ein Klavier-Girlie, blickt elegisch nach oben, fixiert bedeutsam den Betrachter oder scheint mit geschlossenen Augen zu träumen. Bei den ersten gespielten Noten aber fährt man wie von einem Stromstoß getroffen auf: Da hört man Kraft und Zartheit, Form-Souveränität und spielerische Virtuosität, vor allem: Ernsthaftigkeit.
Allerdings ist man erstaunt über die Programmzusammenstellung: Von Mozarts Kinderwerken, die er noch nicht mal selber schreiben konnte, bis zu Liszts hochkomplexer h-Moll-Sonate – das muss erklärt werden. Mahan tut dies im sehr privat gehaltenen, nur auf Englisch vorliegenden Text im Booklet. Sie begründet ihre Auswahl psychobiografisch, mit dem Bekanntwerden der gespielten Stücke in ihrer Kindheit, sogar Liszts h-Moll-Sonate wollte sie schon mit 9 Jahren spielen.
Expressiv und technisch perfekt
Hochgespannt-expressiv, dabei das Kantable nicht vergessend spielt Katie Mahan Mozarts a-Moll-Sonate KV 310, begreift sie als biografisch geprägt (Tod von Mozarts Mutter in Paris), peitscht sie mit scharfen Akzenten, droht in der Durchführung mit rhythmisch monotonen Bassfiguren und prägt scharfe Attacken, als bliese sie zum Angriff.
Im zweiten Satz, einem der kunstvollsten und differenziertesten von Mozarts langsamen Klaviersonatensätzen, produziert sie bisweilen in der Linken ein unheimliches Klang-Sfumato und belebt die Läufe mit winzigem spannungsförderndem Innehalten vor den Zielnoten oder mit bedeutungsschwangeren Skandierungen, verleiht diesem Satz damit geradezu schmerzliche Hochspannung. Technisch perfekt jagt sie dann wie gehetzt durch das Presto des Finalsatzes: die unterdrückte Dämonie ist in der Spieltechnik aufgehoben.
Die Pianistin widmet aber auch anderen oder gar Kleinwerken Mozarts liebevolle Aufmerksamkeit: Sie versucht dem Präludieren in der Fantasie und Fuge KV 394 Bedeutung zu verleihen (laut Booklet hat sie dieses Werk schon mit sechs Jahren öffentlich gespielt) und gibt dem Allegro in c-Moll KV 5a dynamische und agogische Bedachtsamkeit.
Krafentfaltung und Klangsüße
Der h-Moll-Sonate von Liszt bleibt Katie Mahan nichts schuldig, weder extreme, nie nachlassende Kraftentfaltung noch klangschönes Dolcissimo, sie beweist logisch bezwingend, wie souverän sie die Struktur dieser Sonate begreift. Nie lässt sie sich zu bloßer Hexenraserei hinreißen.
Der Aufnahmeort, die Berliner Jesus-Christus-Kirche, gibt vor allem den Mozart-Stücken mit dem Kirchenhall etwas an Monumentalität mit.
Rainer W. Janka [01.02.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Präludium (Fantasie) und Fuge C-Dur KV 394 (Fantasie) | 00:08:53 |
3 | Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310 KV 300d | 00:22:29 |
6 | Allegro C-Dur KV 5a | 00:03:22 |
7 | Klavierstück F-Dur KV 33b | 00:00:53 |
Franz Liszt | ||
8 | Klaviersonate h-Moll S 178 | 00:27:36 |
Interpreten der Einspielung
- Katie Mahan (Klavier)