Lajos Dudas
On The Third-Stream-Path
Jazz sick Records 5147 JS
1 CD • 51min • 1986, 1990, 1992, 1997, 2013
21.10.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Was für eine Energie strahlt aus diesem Klarinettensound! Seit 60 Jahren steht der ungarische Klarinettist Lajos Dudas mittlerweile auf der Bühne und durchmisst alle Horizonte zwischen stilistischen oder auch geographischen Fixpunkten. Eigentlich wollte der mittlerweile 80jährige kein neues Album mehr veröffentlichen – aber nun folgt doch die 25. Veröffentlichung, in der sich Dudas in gut sortierter Retrospektive zur eigenen Vielseitigkeit bekennt.
„On the Third Stream Path“ nennt der Ungar, der lange Zeit in Neuss am Niederrhein und mittlerweile am Bodensee lebt, diesen neuen, klanglich exzellent aufbereiteten Rundumschlag. Man erinnere sich: Als „Third Stream“ bezeichneten in den 1950er Jahren Jazzmusiker wie Gunter Schuller die Suche nach Auswegen aus allzu festen Konnotationen in den musikalischen Lagern „Jazz“ bzw. „Klassik“. So wirklich wurden damals diese Ansprüche nicht eingelöst. Heute hingegen brauchen solche Grenzüberschreitungen gar keine Etikettierung mehr. Lajos Dudas hat auf diesem Album zehn Stücke zusammengestellt, die völlig auf der Höhe der Zeit wirken.
Ein lebhaft-kommunikativer „Klarinettengipfel“ leitet das Album ein, wo Dudas auf seinen Kollegen aus dem Ruhrgebiet Theo Jörgensmann sowie auf Diether Kühr und Eckhard Kolterman trifft. Tonmalerisch vielgestaltig und tiefschürfend lässt sich Dudas danach ganz allein in einer fantasievollen Hommage an Igor Strawinsky ein. Eine freie Improvisation im Trio mit Hubert Bergmann, Piano, und Elmar Guantes am Bass zeigt, wie sich die kreative Wachheit im Umfeld dieses Musikers immer wieder erneuert.
Ein Höhenflug mit Ruhepolen
Weiter geht die Reise in die Weiten Osteuropas und ja – auch hier ruft Lajos Dudas die einschlägigen Klangfarben konsequent ab. Schwindelig macht ein bulgarischer Tanz, in dem es die Sängerin Yldiz Ibrahimova und der Saxofonist Sebastian Buchholz mit Dudas` Klarinettenfeuer aufnehmen.
Und dann kommt auch mal ein Ruhepol in diesem Programm: Dafür steht Philipp van Endert – übrigens der Betreiber des Labels dieser Veröffentlichung – bereit, um Dudas in ein träumerisches Wiegenlied mitzunehmen. Schon bald folgt der nächste Höhenflug – mal in freien Improvisationsstücken, aber auch in auskomponierten Formaten, wo Dudas Spiel in epischen sinfonischen Bögen und erzählerischen Solokadenzen aufgeht. Eine viersätzige Ballettmusik und schließlich das 17minütige Concertino für Klarinette und Orchester runden diese Highlight-Kollektion ab. Besagtes Concertino würdigt – hier in einer Einspielung mit dem WDR Rundfunkorchester Köln – den legendären amerikanischen Klarinettisten Artie Shaw, durch den Lajos Dudas maßgeblich geprägt wurde.
Eine skizzenhafte Miniatur in rasanten Sechzehnteln beschließt diese Retrospektive – wie ein Kommentar zur Gegenwart dieses Ausnahme-Musikers, die wohl keinen Stillstand kennt.
Stefan Pieper [21.10.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Lajos Dudas | ||
1 | Minimal Musical | 00:03:37 |
2 | Recital (For Pieces for Solo Clarinet, In memory of Igor Strawinsky) | 00:03:21 |
3 | There is no doubt | 00:03:30 |
4 | Bulgarian Dance | 00:04:45 |
5 | Wiegenlied | 00:03:30 |
6 | Pregoers Memory | 00:02:55 |
7 | Valse pour Clarinette Solo | 00:03:23 |
8 | Balletmusic in Four Sets | 00:07:52 |
9 | Concertino für Klarinette und Orchester (Homage to Artie Shaw) | 00:17:13 |
10 | Cauda (Miniature for Solo Clarinet) | 00:03:39 |
Interpreten der Einspielung
- Theo Jörgensmann (Klarinette)
- Dieter Kühr (Klarinette)
- Eckard Koltermann (Klarinette)
- Hubert Bergmann (Klavier)
- Elmar Guantes (Kontrabass)
- Yildiz Ibrahimova (Gesang)
- Philipp Endert (Gitarre)
- Reinhard Knoll (Klavier)
- Lajos Dudas (Klarinette)
- WDR Rundfunkorchester Köln (Orchester)
- David Villers (Dirigent)