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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Johann Wilhelm Wilms

Chamber Music for Flute Vol. 2

MDG 903 2258-6

1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2021

24.10.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wie selten gelingt es – wie im vorliegenden Fall – dass ein Sequel zu einer bereits höchst erfreulichen CD auf demselben hohen Niveau gelingt! Helen Dabringhaus und Sebastian Berakdar schaffen es spielend und präsentieren mit Vol. 2 der Flötenkompositionen von Johann Wilhelm Wilms virtuos gestaltete fröhliche Kost der Beethoven-Zeit, in der fast nur Flötisten Lust hatten, ausgiebig für ihr Instrument zu komponieren.

Vom Dorf zum musikalischen Chef der holländische Metropole

Jan Wellem – so die ans Holländische angepasste Schreibweise seiner Vornamen – Wilms (1772-1845) stammte aus einem Dorf in der Nähe von Solingen, war zwei Jahre jünger als Beethoven und starb zwei Jahre vor Mendelssohn. Als Neunzehnjährigen verschlug es ihn als Musiker nach Amsterdam, wo er zunächst Flöte und Klavier unterrichtete, sich jedoch in der Folgezeit eine hochbedeutende Rolle im Musikleben der Stadt erwarb. So schrieb er auch die erst 1932 durch das populärere „Wilhelmus van Nassouwe“ abgelöste Nationalhymne des Königreichs der Niederlande.

Seine beiden Sonaten für Klavier und obligate Flöte op. 18 und das Einzelwerk op. 33 erschienen im Jahr 1813 und stehen in spätklassischer Tradition. Da Wilms beide Instrumente virtuos beherrschte, war es ihm daran gelegen, sie gleichberechtigt – wenngleich mit leichter Bevorzugung des Tasteninstruments – zu behandeln. Das Trio für Flöte, Cello und Klavier entstand bereits 1800, unterscheidet sich im Duktus jedoch nicht von den späteren Sonaten. Ähnlich wie bei Mozart verstärkt das Cello hier hauptsächlich den Klavierbass, darf aber gelegentlich auch einmal etwas Eigenes beitragen. In der Formgestaltung lehnt sich der Komponist ähnlich wie J. N. Hummel und Ferdinand Ries an den späten Mozart und frühen Beethoven an. Melodisch blitzen in diesen heiteren Duos gelegentlich Rossini und die italienische Oper durch. Der Mittelsatz von op. 18,1 spielt mit dem Beginn des Reigens seliger Geister, der von op. 18,2 ergeht sich im melancholischen g-moll der Pamina-Arie. Einige Fioritüren im Klavier erinnern an die Nocturnes von John Field. Somit eine Musik, die keine Dramen ausficht, sondern durch Schwung, Sentiment, Charme und Eleganz auf das Wohlbefinden der Zuhörer zielt.

Elegante Interpretation

Hinsichtlich der Interpretation bleibt alles wie bereits im Zusammenhang mit Vol. 1 beschrieben, was keine kleine Leistung ist, da sich bei Folgeaufnahmen häufig eine gewisse Routine einuzstellen pflegt: Helen Dabringhaus und Sebastian Berakdar bringen die für diese Stücke unbedingt erforderliche kongeniale Leichtigkeit mit. Sie halten den Klang schlank und transparent, phrasieren ausnehmend elegant. Artikulationen sind fein abgestimmt, Motive werden auf dem inneren Höhepunkt zugeführt. Akzente kommen mit präzisem Timing. So selbstverständlich und richtig klingt es eben nur nach intensiver Probenarbeit. Wenngleich diese Sonaten keine extremen Anforderungen hinsichtlich äußerlicher Virtuosität stellen, sind sie durch ihren filigranen Satz, bei dem kleine Schlampereien nicht durch große Gesten kaschiert werden können und sofort auffielen, durchaus anspruchsvoll. Zumindest, wenn man sie so spritzig und klangschön präsentieren will, wie es in der vorliegenden Aufnahme geschieht.

Die Aufnahmetechnik löst das gar nicht einmal so einfache Problem, Flöte und Klavier als gleichberechtigtes Duo darzubieten, in vorbildlicher Weise. Der wiederum höchst kenntnisreiche Booklet-Text von Johannes Draheim verdient ein zusätzliches Lob.

Fazit: Auch Vol. 2 ist klarer Pflichtkauf für Flötisten, einerseits wegen der wichtigen Erweiterung des klassischen Repertoires, andererseits wegen der vorbildlichen Interpretation. Liebhabern von fröhlicher, unproblematischer Klassik zur Aufheiterung des Gemüts dringend ans Herz gelegt. Das macht einfach gute Laune! Ganz klare Empfehlung!

Thomas Baack [24.10.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Wilhelm Wilms
1Sonate D-Dur op. 33 00:22:42
4Trio D-Dur op. 6 00:25:55
7Sonate D-Dur op. 18 Nr. 1 00:13:15
10Sonate G-Dur op. 18 Nr. 2 00:15:57

Interpreten der Einspielung

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