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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Mozaïek

Guy-Claude Luypaerts

Ars Produktion ARS 38 329

1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2021

15.07.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Guy-Claude Luypaerts, 1949 in Paris geboren (und nicht zu verwechseln mit seinem Vater Guy), ist vor allem als Dozent und Verfasser von Unterrichtsliteratur für Flöte hervorgetreten. Daneben ist er jedoch auch ein recht produktiver Komponist, in dessen Schaffen die Flöte natürlich eine wichtige Rolle spielt, das aber auch zahlreiche andere Gattungen bedient (u.a. eine Sinfonie). Zu seinen Lehrern zählten kein Geringerer als Jean-Pierre Rampal (Flöte) sowie der von der CD-Industrie bedauerlicherweise völlig ignorierte Tony Aubin (Komposition). Das vorliegende Album stellt Luypaerts als Komponist, Flötist und Dirigent vor; enthalten sind zwei Konzerte (eines für Flöte und Harfe, eines für Klavier), ein Konzertstück (Physalie) für Flöte und Streicher, ein Klavierstück und schließlich sein Adagio für Streichorchester.

Sanfte Klangfarben in ruhigem Fluss

Luypaerts’ Schaffen baut auf der Tradition französischer Musik speziell der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (etwa des Impressionismus) auf, rezipiert diese Vorbilder aber in der Regel in vereinfachter Weise. Seine Harmonik zeugt von einer Vorliebe für Septakkorde und sanfte Bitonalität, die in der Regel auf relativ elementaren Akkordschichtungen (D-Dur / fis-moll, C-Dur / G-Dur) beruht. Es dominieren weiche Klangfarben und viel Legato, und überhaupt befindet sich die Musik zumeist in einer Art ruhigem Fluss, der nur gelegentlich (Schlusssätze der beiden Konzerte) etwas aufgelockert wird. Immer wieder mag man dabei auch an Film- oder Salonmusik denken, ohne dass Luypaerts explizit auf diese Genres Bezug nimmt. Oft sind die Solostimmen und das Orchester eng miteinander verzahnt; die Harfe im Doppelkonzert etwa würde über weite Strecken auch als Teil des Orchesters durchgehen, zumal sie dann, wenn sie die Melodie übernimmt, nicht selten mit den Violinen parallel geführt wird. Überhaupt überlässt Luypaerts die Melodik in den meisten Fällen den Oberstimmen oder dann, wenn diese (speziell im Falle der Flöte) eher ornamental-arabesk gestaltet sind, der Mittellage. Das Fundament im Bass und die vorwiegend mit der Harmonik betrauten tieferen bis mittleren Stimmen wirken dagegen eher statisch (und in diesen Lagen etwas zu geballt), was auf die Dauer monoton und klanglich wenig differenziert anmutet. Polyphone oder sparsamer gesetzte Abschnitte bilden eher die Ausnahme; etwas variabler sind das Klavierstück Gorée sowie (in Ansätzen) das Adagio für Streichorchester.

Stilistische Homogenität über die Jahrzehnte hinweg

Im Beiheft (mit einer nicht ganz makellosen deutschen Übersetzung) schreibt Luypaerts selbst über seine Werke und ihre Inspirationsquellen (offensichtlich häufig maritimer Natur); anschließend wird er im Rahmen einer längeren Vita vorgestellt. Was man leider nur in Ansätzen findet, sind insbesondere die Entstehungsdaten der hier versammelten Werke. Offenbar stammt das Doppelkonzert (bei dem es sich übrigens allem Anschein nach um sein Flötenkonzert Nr. 4 handelt, das eben als Doppelkonzert gestaltet ist – auf der CD wird es etwas missverständlich als Doppelkonzert Nr. 4 bezeichnet) aus dem Jahre 1986, und das als Concerto Classique bezeichnete Klavierkonzert erlebte 2015 seine Uraufführung. Eine echte stilistische Differenz ist dabei eher nicht zu beobachten, die Harmonik des Klavierkonzerts ist etwas aufgerauter, die tonalen Bezüge verschleierter, ohne aufgegeben zu werden, Machart und Charakter der Musik entsprechen sich aber im Wesentlichen. Wenn der Titel des Klavierkonzerts ein klassisch geformtes Konzert nahelegt, stimmt das allerdings nicht ganz; tatsächlich handelt es sich wie im Falle des Doppelkonzerts um ein eher locker gefügtes, trotz der üblichen drei Sätze in mancher Hinsicht suitenhaftes Werk.

Luypaerts selbst an der Flöte, Anne-Sophie Bertrand an der Harfe und Jean Dubé am Klavier sind kompetente Interpreten von Luypaerts’ Werken, die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach begleitet solide, allerdings hier und da mit gewissen Schwächen in der Intonation (z.B. im abschließenden Adagio), die aber den Eindruck von der Musik nicht entscheidend schmälern. Der Klang der CD ist ordentlich, aber mit einem tendenziellen Übergewicht der hohen Lagen (Flöte) und den Bässen, die z.T. etwas stark im Vordergrund stehen. Unkomplizierte, leicht rezipierbare, aber insgesamt doch ziemlich pauschale Musik.

Holger Sambale [15.07.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Guy-Claude Luypaerts
1Double-Concerto Nr. 4 für Flöte, Harfe und Orchester 00:19:35
4Physalie für Flöte und Streichorchester 00:06:27
5Concerto Classique für Klavier und Orchester 00:17:42
8Gorée für Klavier 00:08:09
9Adagio für Streichorchester 00:07:05

Interpreten der Einspielung

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