Giovanni Bottesini
Revolution of Bass
Dominik Wagner
Berlin Classics 0302023BC
1 CD • 60min • 2021
13.11.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Ein reiner Ton auf dem Kontrabass ist ein reiner Zufall!“ – im plattdeutschen Urtext: „’N reinen Ton op’n Kunterbass is ’n reinen Tofall!“: Diese Äußerung stammt von Johann Jakob Brahms, der in Hamburg als Hornist und Kontrabassist wirkte und obendrein der Vater von Johannes Brahms war. Vater Brahms hat damit eine der Schwierigkeiten des vom Violone (der Kontrabassgambe) weiterentwickelten Instruments (noch heute wird beim Streichen der Bogen wie bei einer Gambe und nicht wie bei einem Cello gehalten) gut beschrieben. Nur wenige Streichinstrumente machen für virtuose Zwecke so reichlich Gebrauch vom Flageolett wie der Kontrabass, und diese Technik zur Erzeugung hoher Töne aufgrund der Obertöne einer gestrichenen Saite macht eine beachtliche zusätzliche Schwierigkeit aus, den „Zufall“ eines reinen Tones auf dem Kontrabass zu überwinden.
Bottesini – der Virtuose des Kontrabasses
Giovanni Bottesini (1821-1889), dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr zu feiern ist, erhielt von der Nachwelt den Titel eines „Paganini des Kontrabasses“. Tatsächlich muss er ein außerordentlicher Virtuose seines Instruments gewesen sein, wenn man die technischen Schwierigkeiten der Kontrabasspartie der auf dieser CD vereinten Kompositionen betrachtet. Allerdings wird auch der Violine, wenn sie im Duo als Partner des Kontrabasses auftritt, einiges abverlangt – Bottesini rechnet mit virtuosen Musikern für die Ausführung seiner Kompositionen, die er an die große Literatur der dramatischen Musik seiner italienischen Heimat anlehnt.
Der zarte Riese
Dabei wird allerdings der Kontrabass in seinem eher zarten und leisen Tonspektrum nie überfordert, die Virtuosität des Solisten wird immer bis an die Grenze gefordert, doch wird er nie ins Meer des romantischen Orchesterklangs geschleudert, um dort der Gefahr des Ertrinkens zu erliegen. So bleibt der Kontrabass auch im Duett mit dem geschmeidig geführten Sopran von Ursula Langmayr, einer verlässlich intimen wie auch solistisch versierten kammermusikalischen Partnerin, ebenso wie in den Duetten mit Klavier oder der Violine ein einfühlsamer Partner: Auch sind Emmanuel Tjeknavorian als Dirigent und dem Geiger Benjamin Schmid, letzterem bei seinem solistischen Mitwirken an diesem Programm, hohe Virtuosität und genuine musikalische Gestaltungskraft zu attestieren.
Detmar Huchting [13.11.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giovanni Bottesini | ||
1 | Konzert Nr. 1 fis-Moll für Kontrabaß und Streicher | 00:24:35 |
4 | Gran Duo Concertante für Violine, Kontrabass und Streichorchester | 00:15:00 |
8 | Gran Duo Concertant für Violoncello, Kontrabass und Streichorchester (nach Themen von Bellinis I Puritani) | 00:13:28 |
12 | Une bouche aimée für Sopran, Kontrabass und Klavier | 00:04:28 |
13 | Tutto che il Mondo serra für Sopran, Kontrabass und Klavier | 00:05:10 |
14 | Allegretto Capriccio alla Chopin für Kontrabass und Klavier | 00:03:26 |
15 | Rêverie für Kontrabass und Klavier | 00:03:42 |
Interpreten der Einspielung
- Dominik Wagner (Kontrabass)
- Württembergisches Kammerorchester Heilbronn (Orchester)
- Emmanuel Tjeknavorian (Dirigent)
- Jeremias Fliedl (Violoncello)
- Benjamin Schmid (Violine)
- Ursula Langmayr (Sopran)
- Can Çakmur (Klavier)