Philipp Fahrbach
Waltzes • Marches • Polkas
cpo 555 179-2
1 CD • 65min • 2017
19.04.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Jeder kennt den Walzerkönig Johann Strauß und dessen Familie. Niemand kennt Philipp Fahrbach und dessen Familie. Mit dieser CD wird sich das ändern. Rein zahlenmäßig übertrifft die Familie Fahrbach, was die Anzahl der Musik ausübenden Familienmitglieder betrifft, die Familie Strauß. Und auch in der Anzahl der Werke können die Fahrbachs mit den Straußens mithalten: Über 700 Kompositionen gibt es von Philipp Fahrbach senior (1809-1867), über 500 von Philipp Fahrbach junior (1843-1894). Wie die Straußens umfassen die Fahrbachs das gesamte 19. Jahrhundert und bilden ebenso mit ihren Widmungen und Kompositionsanlässen „Geschichte in Musik“. Beide Fahrbachs sind wechselweise Dirigenten von Zivil- und von Militärkapellen, der Ältere hatte im Orchester von Johann Strauß (Vater) mitgespielt.
Die Kunst der „verhatschten“ Drei
Christian Simonis und die Nürnberger Symphoniker hatten hörbar großen Spaß bei dieser Aufnahme, Simonis ist ja qua Geburt als Wiener ein Experte im Walzer-Dirigieren, also in der Kunst der verkürzten Eins, der schnellen Zwei und der fast „verhatschten“ Drei. Bei aller Knalligkeit der Märsche und Schnellpolkas könnten diese aber noch prickelnder, schneidiger und/oder leichtfüßiger sein. Robert Stolz als Dirigent macht das vor.
Unbegründet ungleichmäßig verteilt sind die Kompositionen: drei vom Vater Fahrbach, elf vom Sohn Fahrbach. Aber immer ist es überaus lebensfreudig-humorvolle Musik mit teilweise witzigen orchestralen Überraschungen.
Zwitscherndes Schwarzblattl
Fahrbach senior: Ohne Einleitung beginnt der Ocarina-Walzer op. 330 und bringt später den Dreiertakt durch synkopische Überlagerung ins schwerelose Schweben, in der Introduktion zum Walzer ´s Schwarzblattl aus’n Weanerwald op. 61 zwitschert lieblich die Mönchsgrasmücke, wegen ihrer schwarzen Kappe eben „Schwarzblattl“ genannt, dann beginnt das wohlige Wiegen im Walzertakt: Ideale Tanzmusik, kein Konzertwalzer wie die späten Strauß-Walzer. „Pfutsch!“ dürfen die Orchesterherren rufen in der Talmi-Polka op. 304 – einer der vielen lustigen Einfälle.
Peitschenhiebe und Kastagnetten
Fahrbach junior: Sehr bekannt ist seine Polka Im Kahlenbergerdörfl op. 340, so bekannt, dass man meint, sie sei von Strauß… Schnell pickt es im Storchschnabel-Galopp op. 149, Peitschenhiebe und „Hopp!“-Rufe charakterisieren die Zirkus-Polka op. 110, die Kastagnetten klappern in der Polka Mazur Souvenir à Madrid op. 323 und die typisch österreichischen tanzlustigen Märsche gehen in die Beine.
Sehr variabel sind die Walzer-Introduktionen: Nach krachendem Auftakt beginnt die Harfe zu träumen und alles mündet dann in den breit strömenden Walzer Traum der Liebe op. 341. Majestätisch beginnen die Pariser Opernball-Tänze op. 157.
Die Fahrbachs müssen sich wahrlich nicht hinter den Straußens verstecken – es gibt noch hunderte von Walzern, Polkas und Märschen zu entdecken.
Rainer W. Janka [19.04.2021]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Philipp Fahrbach (Sohn) | ||
1 | Storchschnäbel op. 149 | 00:02:53 |
2 | Aus Sympathie (Polka française) | 00:03:11 |
Philipp Fahrbach (Vater) | ||
3 | Ocarina op. 330 (Walzer) | 00:06:00 |
Philipp Fahrbach (Sohn) | ||
4 | Fluide op. 133 (Galopp) | 00:02:20 |
5 | La Perle du Brésil (Polka) | 00:03:41 |
6 | Traum der Liebe op. 341 (Walzer) | 00:07:38 |
7 | Zirkus Nr. 110 (Polka schnell) | 00:02:25 |
8 | Souvenir à Madrid op. 304 (Polka Mazurka) | 00:04:16 |
9 | Columbus op. 332 (Marsch) | 00:02:58 |
10 | Pariser Opernball-Tänze op. 147 (Walzer) | 00:08:49 |
11 | Im Kahlenberger Dörfel (Polka francaise) | 00:04:42 |
12 | Wiener Weltausstellungs-Marsch op. 90 | 00:03:09 |
Philipp Fahrbach (Vater) | ||
13 | s'Schwarzblàtl aus'n Weanerwald op. 61 (Walzer im Ländler Style) | 00:09:05 |
14 | Talmi op. 304 (Polka schnell) | 00:02:27 |
Interpreten der Einspielung
- Nürnberger Symphoniker ()
- Christian Simonis (Dirigent)