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Besprechung CD

Ferdinand Ries

Complete Chamber Music for Flute & Strings Vol. 3

cpo 555 378-2

1 CD • 66min • 2017, 2019

28.02.2021

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Vol. 3 der Flötenquartette von Ferdinand Ries bestätigt den höchst positiven Eindruck, den die bereits erschienenen CDs dieser Reihe hinterlassen haben. In dieser Einspielung finden sich die vielleicht am weitesten in die Romantik weisenden Stücke in Form zweier großer Werke in Moll. Ries (1784-1838), Schüler Beethovens und Johann Georg Albrechtsbergers, in ganz Europa gefeierter Ausnahmepianist, Direktor der London Philharmonic Society, zu Lebzeiten erfolgreicher Komponist und Dirigent, steht stilistisch noch mit einem Bein in der späten Klassik, mit dem anderen aber in der frühen Romantik. Diese Frühromantik ist meist eher von freundlich-brillanter, als von tragischer Natur, was ob der glanzvollen Karriere nicht verwundert.

Diese innere Heiterkeit überwiegt auch im 1815 entstandenen Quartett in A-Dur op. 145,3, dessen hohe Opuszahl durch eine wesentlich spätere Drucklegung bedingt ist. Auf einen licht-pastoralen Kopfsatz folgen ein kapriziöses Scherzo in Moll und ein inniges Adagio in der Mediante F-Dur. Das spritzig anhebende Rondo-Finale greift im Moll-Seitensatz die Stimmung der Mittelsätze auf.

Auf dem Weg zur Hochromantik

Wesentlich leidenschaftlicher geben sich das Quintett (mit zwei Violen) op. 107 in h-moll aus dem Jahre 1818 und das späte Quartett in a-moll WoO 35,3. Dass dieses Quintett kein zeitgenössischer Erfolg wurde, liegt einerseits daran, dass es – wie in allen Kammermusikwerke für Flöte und Streicher von Ries – die Flöte nicht konzertant, sondern als Primus inter Pares behandelt. Auch dürfte der Mittelsatz auf einer frühromantischen Flöte mit nur 7-9 Klappen im intonatorisch und grifftechnisch höchst unangenehmen As-Dur (als Dursubmediante eigentlich Gis-Dur) mit seinen kadenzierenden Solo-Rezitativen abschreckend gewirkt haben. Das kapriziöse, leicht ungarisch eingefärbte Finale wartet mit einigen unangenehmen Lauf- und Arpeggio-Passagen auf. Das Quartett folgt dem „per aspera ad astra“-Schema und baut sukzessive eine Spannung auf, die sich erst im Dur-Finale löst. Es ist zudem ein Paradebeispiel für frühromantischen Kontrapunkt, da hier alle Stimmen weitestgehend „obligat“ geführt werden.

Wohlgelungene Ausgrabungen

Interpretatorisch bieten die Ardinghellos ein fein ausgehörtes Dialogisieren, schlankes vibratoarmes Spiel und sorgfältigste, liebevolle Phrasierung. Ein paar Flötentöne der dritten Oktave sind eine winzige Spur zu forciert angesetzt, was aber durchaus an der Tagesform des ansonsten wundervoll nach Holz klingenden – wenn man nach dem Foto urteilt, wohl 9-klappigen – historischen Instruments liegen kann, über das man im Booklet gerne mehr erfahren hätte. Karl Kaiser kann man ob seiner makellosen Intonation und seiner sprechenden Gestaltung der Rezitativ-Passagen im Mittelsatz von op. 107 nur allerherzlichst gratulieren. Höchster Dank gebührt dem Ensemble auch für die Arbeit, die drei nur im Autograph vorliegenden Quartette WoO 35 spartiert und somit der Vergessenheit entrissen zu haben.

Die Aufnahmetechnik bildet das Ensemble sehr transparent ab, wobei die Flöte vielleicht ein wenig zu solistisch eingefangen wurde. Der Booklet-Text vermittelt einen ausgezeichneten Einstieg und sinnreiche Werkbeschreibungen. Allerdings ist die Endfertigung fehlerhaft, da die Reihenfolge der Stücke im Track-Listing und auf der Rückseite falsch ist. Richtig ist vielmehr: op. 145,3 – op. 107 – WoO 35,3.

Fazit: Trotz des Fertigungsschnitzers ein absolut hörenswertes Album mit wertvoller Kammermusik in überzeugender Interpretation. Berufsflötisten sollten sich auf jeden Fall mit diesen dankbaren Werken auseinandersetzen. Kammermusikfreunde ebenso, besonders wenn sie die Werke Hummels, Spohrs und Schuberts schätzen.

Thomas Baack [28.02.2021]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ferdinand Ries
1Quartett a-Moll WoO 35,3 für Flöte, Violine, Viola und Violoncello 00:22:36
5Quintett h-Moll op. 107 für Flöte, Violine, 2 Violas und Violoncello 00:21:43
8Quartett A-Dur op. 145 Nr. 3 für Flöte, Violine, Viola und Violoncello 00:21:17

Interpreten der Einspielung

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