Ludwig van Beethoven
Trios for Piano, Violino and Cello
DG 00289 483 8494
3 CD • 3h 27min • [P] 2020
07.03.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Nach den Mozart-Klaviertrios bringt das über die Jahre bewährte Trio um Daniel Barenboim – mit seinem Sohn Michael Barenboim an der Geige und Kian Soltani am Cello – nun Klaviertrios von Beethoven: die drei erstaunlichen Werke op. 1, die beiden op. 70, das Erzherzog-Trio op. 97 und die Kakadu-Variationen op. 121a. Von der Gesamtwirkung ist das Ergebnis noch überzeugender als bei Mozart, was insbesondere damit zusammenhängt, dass Michael Barenboim hier im Forte nicht jene Zurückhaltung pflegt, die er bei Mozart für angemessen hielt – was wohl hätte passen können, wenn es sich nicht um einen modernen Konzertflügel als Zentrum des Geschehens gehandelt hätte. Und natürlich kann Kian Soltani hier weit mehr zeigen als die Fähigkeit, diskret und selbstlos dem Ganzen zu dienen, indem sein Part bei Beethoven eine viel selbständigere Rolle spielt.
Hohe Kunst des Zusammenspiel
In allen Sätzen aller sechs Trios wie auch in den Variationen dürfen wir uns klar durchdachter, tief empfundener, hochkultivierter und maßvoll leidenschaftlicher Darbietungen erfreuen. Welch hohe Kunst in diesem Zusammenspiel liegt, von erlesenster Finesse, lässt sich beispielsweise in der Durchführung des Kopfsatzes von op. 97 erleben, wie auch im folkloristisch untertönten Finale desselben Werkes. Und das Scherzo wird mit jener Verhaltenheit gegeben, die es erst ermöglicht, den schrulligen Humor zu entfalten und die exzentrische Chromatik des Trios ganz bewusst mitvollziehen zu können. Herrlich entspannt und ohne jede Angst vor Spannungslosigkeit gelingen überall die langsamen Sätze, die teils mit weitestem Atem ausgekostet und zelebriert werden. Und das wird niemals manieristisch! Vor allem Daniel Barenboims Spiel ist stets so belebt, beseelt und abstufungsreich im Dienste der musikalischen Logik, dass sich die innere Ratlosigkeit professionell deformierter Routine gar nicht erst einstellen kann. Und dafür bedarf es keiner äußerlich aufgepfropften Sensationen, keiner interpretatorischen Absonderlichkeiten – denn die würden nur zerstören, was dem Tonsatz selbst abgelauscht und vom Komponisten so unmissverständlich hervorgebracht ist, sofern man sich lieber mit dem Finden der Wahrheit als mit Klischeevorstellungen über Beethovens Querkopf und der Suche nach dem so noch nie Dagewesenen beschäftigt.
Wunderbar kommt auch der leicht barockisierende Humor in den Variationen über den ‚Schneider Kakadu‘, ein an sich nicht allzu inspiriertes Thema von Wenzel Müller (1759-1835), zum Tragen, und überall ist der spezifische Ausdruck des Moments integriert in den unwiderstehlich gestalteten Spannungsbogen, der das Ganze zusammenhält.
Eine geschmackvoll balancierte und nebenerscheinungsreiche Aufnahmetechnik präsentiert uns diese inspirierten Darbietungen in sehr natürlicher und attraktiver Weise. Hier liegt eine Aufnahme der Hauptwerke Beethovens für Klaviertrio vor, die in unserer Zeit durchaus einzigartig dasteht.
Christoph Schlüren [07.03.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klaviertrio Es-Dur op. 1 Nr. 1 | |
5 | Klaviertrio G-Dur op. 1 Nr. 2 | |
CD/SACD 2 | ||
1 | Klaviertrio c-Moll op. 1 Nr. 3 | |
5 | Klaviertrio B-Dur op. 97 (Erzherzog-Trio) | |
CD/SACD 3 | ||
1 | Klaviertrio Nr. 5 D-Dur op. 70 Nr. 1 (Geistertrio) | |
4 | Klaviertrio Es-Dur op. 70 Nr. 2 | |
8 | Variationen über "Ich bin der Schneider Kakadu" G-Dur op. 121a für Klaviertrio (Kakadu-Variationen) |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Barenboim (Klavier)
- Michael Barenboim (Violine)
- Kian Soltani (Violoncello)