J. Brahms
Piano Concerto No. 2, Handel Variations
Ondine ODE 1346-2
1 CD • 74min • 2019
01.05.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Label Ondine hat, nur kurz nach Lars Vogts Aufnahme des ersten Brahmschen Klavierkonzertes, nun auch das Zweite Konzert mit ihm herausgebracht. Wieder ist die Royal Northern Sinfonia mit dabei, das Kammerorchester am anderen Ufer von Newcastle, dessen Musikdirektor Vogt seit fünf Jahren ist. Wer bei „Kammerorchester“ und Brahms (und auch noch vom Klavier aus dirigiert) eine unterernährte, pseudo-historisch informierte Interpretation in Sparbesetzung befürchtet, kann beruhigt sein: Das ist nicht der Fall. Die Interpretation ist durchaus ein Kind ihrer Zeit, als sie schlanken Brahms bietet. Schlank ja, auch recht transparent, aber kräftig durch Muskeln, die ab und zu spielen. „Entschlackt“ könnte man sagen, wenn man mit dem breiten Brahms früherer Zeiten wenig anfangen kann.
Frisch und mit Zug
Es gibt viele hervorragende Aufnahmen von diesem Konzert: Buchbinder-Harnoncourt-Concertgebouw klingen traditioneller und zelebrieren die bei Brahms fast erwartete Breite höchst geschmacksvoll. An den schönen dunklen, fast nach alter Holztruhe riechenden Klang der Tschechischen Philharmonie unter Jirí Belohlávek mit Ivan Moravec kommt keiner heran. Und wie Jochum das Spiel der Berliner Philharmoniker um jenes seines Solisten Emil Gilels maßschneidert, dass bleibt nach wie vor unübertroffen. Es spricht für Vogt – der insbesondere in den Außensätzen vor einem durchaus harten Anschlag nicht zurückschreckt – und seiner Sinfonia, dass kein Vergleich die Aufnahme weniger attraktiv scheinen läßt. Die Musiker bringen eine attraktive Frische und einen natürlichen Zug nach Vorne mit, ohne hektisch zu wirken oder Übertreibungen anheimzufallen. Da gibt es viel aus den letzten Jahren, was oberflächlicher klingt und deutlich anonymer bleibt.
Exquisite Händeleien
Derweil ist die Dreingabe auf der CD, die Händel-Variationen, vielleicht sogar noch interessanter. Mit der Bandbreite aller Anschlagschattierungen, von samtweich bis hart-gläsern, Zärtliches, Ruppiges, wie Pompöses auslotend, spielt Vogt dabei so farbenprächtig, dass man glauben könnte, ein Orchester im imaginären Hintergrund mitspielen zu hören. Das ist interessanter, als das Spiel des eigentlich wunderbaren und doch in ein Ohr hinein und aus dem anderen herausgehenden Murray Perahia (Sony). Olga Kern (Harmonia Mundi) macht es ähnlich viel Spaß zuzuhören aber Lars Vogt ist, neben Jonathan Plowright (BIS), hier meine neue Referenz.
Jens F. Laurson [01.05.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Konzert Nr. 2 B-Dur op. 83 für Klavier und Orchester | 00:46:46 |
5 | Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Friedrich Händel B-Dur op. 24 | 00:27:59 |
Interpreten der Einspielung
- Lars Vogt (Klavier, Dirigent)
- Royal Northern Sinfonia (Orchester)