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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Aram Khatchaturian

piano works

BIS 2436

1 CD/SACD stereo/surround • 75min • 2018

09.01.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Die Klaviermusik von Aram Khatschaturjan nimmt – ohne Klavierkonzert und Konzertrhapsodie – mit kaum 100 Minuten in seinem Gesamtschaffen nur einen relativ kleinen Raum ein. Und wirklich ins Repertoire gelangten auch nur zwei Werke, die dafür aber mit einschlagendem Erfolg: Neben den beiden Heften der Kinderstücke (das erste aus den Jahren 1926-47, das zweite aus den 1960ern), die sich auch bei westlichen Klavierpädagogen und dem pianistischen Nachwuchs schnell großer Beliebtheit erfreuten, nur die unverwüstliche Toccata von 1932, die weitaus schwieriger klingt als sie eigentlich ist. Der wenigen relativ großformatigen Werke – insbesondere der Klaviersonate und -sonatine sowie des Poems von 1927 haben sich auch auf CD bislang nur wenige Künstler angenommen.

Ein jordanischer Pianist zwischen Orient und Okzident

Der junge jordanisch-palästinensische Pianist Iyad Sughayer studierte vor allem bei Murray McLachlan in Manchester. Da auch dieser 1992 eine Quasi-Gesamtaufnahme des Klavierwerks von Khatschaturjan vorgelegt hat – im Unterschied zur hier besprochenen enthält seine CD Heft 2 der Kinderstücke; Sughayer spielt Heft 1 – liegt ein Vergleich zwischen Schüler und Lehrer auf der Hand. Beim ersten Hören fällt sogleich auf, dass rein pianistisch die Herangehensweise beider Musiker erstaunlich ähnlich ist. Insbesondere gleichen sich Phrasierung und Pedalisierung fast bis aufs Haar, wobei die Dynamik – nicht nur durch die eindeutig bessere Aufnahmetechnik von BIS – bei Sughayer differenzierter ausfällt. Aber natürlich setzt Sughayer durchaus auch eigene Akzente, besonders in rhythmischer Hinsicht: So gelingt ihm bei der Sonate – er spielt im Gegensatz zu seinem Lehrer die definitive Fassung – gerade im in seiner Virtuosität abwechslungsreichen Finalsatz eine überlegene Farbigkeit und Eloquenz, während McLachlan hier steril und teilnahmslos den Notentext abliefert. Dafür punktet dieser mit seiner gewagt langsamen Version des sich aus einem Ostinato entwickelnden, grüblerischen Mittelsatzes – Emil Gilels erbat da gar Kürzungen vom Komponisten. Bei der Sonatine und beim Poem liegen Sughayer und McLachlan in etwa gleichauf. Die Toccata gehen mir beide zu routiniert an – das hat man, selbst als Zugabe in Konzerten, sicher des Öfteren deutlich gewagter und spannender gehört. Die Kinderstücke wirken bei Sughayer sehr geradeaus, fast als ob Kinder unfähig wären, da stellenweise unerwartete Momente von Poesie zu entdecken. Da fehlt dann doch der Mut, der bei Schumanns freilich deutlich anspruchsvolleren Kinderszenen selbstverständlich wäre.

Insgesamt ist diese Veröffentlichung bemerkenswert, allein schon wegen der klanglichen Überlegenheit dem bei McLachlan scheppernden Klavier vorzuziehen. Ein andersartiges Verständnis für Khatschaturjans zwischen Orient und Okzident vermittelnder Musik sucht man bei Iyad Sughayer allerdings vergeblich; dafür erscheint der Einfluss seines Lehrers doch zu dominant.

Vergleichseinspielung: Khachaturian, Piano Works – Murray McLachlan (1992, Regis RRC 1184).

Martin Blaumeiser [09.01.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Aram Khatchaturian
1Klaviersonate 00:26:45
4Valse-Caprice 00:02:20
5Tanz 00:01:26
6Children's Album (Book 1) 00:18:30
16Poem 00:09:46
17Sonatine 00:09:10
20Toccata es-Moll 00:05:04

Interpreten der Einspielung

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