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Besprechung CD

Joseph Moog

Between Heaven & Hell

Onyx 4195

1 CD • 64min • 2018

20.11.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Franz Liszt kam über die Improvisation zum Komponieren. Bereits als Kind war er in der Lage, spielerisch immer neue Gewänder für bekannte Melodien zu erfinden. Systematischen Unterricht in diesem Metier erhielt er während seiner pianistischen Ausbildung bei Carl Czerny, der als op. 200 eine „Systematische Anweisung zum Fantasieren auf dem Pianoforte“ veröffentlichte. Seine Werke – sofern sie nicht fremdes Material bearbeiten – basieren ab der Mitte der 1830er Jahre zumeist auf wenigen charakteristischen Motiven, die permanent unterschiedlich kombiniert, gesteigert und umgeformt werden, was enge Parallelen zur Leitmotivtechnik Wagners aufweist. Als Scharniere zwischen den einzelnen Abschnitten fungieren entweder Rezitative – gern nach einer sich in den pianistischen Mitteln steigernden Episode – oder virtuose Kadenzen.

Schon in Après une lecture de Dante. Fantasia quasi Sonata – der Titel bezieht sich übrigens auf ein Gedicht von Victor Hugo, das mit den Worten beginnt „Wenn der Dichter die Hölle malt, so malt er sein eigenes Leben“ und kehrt die Bezeichnung Beethovens „Sonata quasi una Fantasia“ für dessen op. 27 um – findet sich das gesamte Motivmaterial in den ersten beiden Minuten der viertelstündigen Komposition, die in ihrer Harmonik um 1840 höchst avantgardistisch gewirkt haben muss. Noch konzentrierter verwendet Liszt diese Technik in der h-moll-Sonate, wo das gesamte Material in seinen Keimen bereits in den ersten Takten präsentiert wird. Er wird sie später auch in seinen beiden Legenden und sinfonischen Dichtungen wie Tasso und Mazeppa verwenden.

Joseph Moog, der sonst gern auch Ausgefalleneres in seine Programme aufnimmt, gab seinem Liszt-Album, das neben den beiden Sonaten die zwei Franziskus-Legenden und den späten, auf Bartók verweisenden Csardas obstiné enthält, das Motto „Between Heaven&Hell“. Er verfügt über das manuelle Rüstzeug des großen Virtuosen, so dass ihm die gewaltigen Steigerungen, die vertrackten Doppeloktavpassagen und das Fugato der Sonate schlackenlos gelingen. Er vermag auch die dichtesten Akkordballungen noch transparent zu gestalten. Selten hat man die beiden einleitenden Paukenschläge der Sonate achtunggebietender gehört. Sehr schön auch der Tremolo- und Trillerzauber in der Vogelpredigt-Legende, sowie die immer höher anschwellenden Wogen der Straße von Messina in der Zweiten. Wieso erinnert mich da das Thema des Heiligen bloß immer an das „Frankenlied“? Was den Sonatenaufnahmen hingegen fehlt, um sie in die Spitzengruppe der ca. 200 Aufnahmen des h-moll-Werks zu katapultieren, sind reichere, weichere Farben im Piano- und Pianissimo-Bereich, die unbedingt benötigt werden, um die lyrischen Abschnitte wirklich kantabel gestalten zu können. Hier sind Hamelin, Pletnev und Korstick auf weit höherem Niveau unterwegs.

Die Technik hat die Mikrofone recht nah positioniert, so dass der Klang leicht zur Trockenheit tendiert. Fazit: Wer eine überzeugende Aufnahme der beiden Legenden sucht oder Fan des sympathischen Pianisten ist, sollte zugreifen.

Vergleichsaufnahmen: Hamelin, Hyperion CDA67760 – Korstick, cpo 6527553 – Pletnev, (der eigentlich Pletnjov ausgesprochen werden sollte) DG CD 0289 457 6292 0 GH.

Thomas Baack [20.11.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Liszt
1Klaviersonate h-Moll S 178 00:28:09
2Saint François d'Assise S 175 Nr. 1 (La prédication aux oiseaux, Legende) 00:08:26
3St. François de Paule marchant sur les Flots S 175 Nr. 2 (Legende) 00:08:16
4Après une lecture de Dante S 161:7 (Fantasia quasi Sonata, aus: Années de pèlerinage duexième année – Italie) 00:15:32
5Csárdás obstiné S 225/2 00:03:03

Interpreten der Einspielung

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