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Besprechung CD

Jaromir Weinberger

Orchestral Works

cpo 777 513-2

1 CD • 55min • 2009

14.08.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Der tschechische Komponist Jaromír Weinberger (1896-1967) teilt das Schicksal etlicher Künstler jüdischer Abstammung, die vor der Verfolgung der Nationalsozialisten – in diesem Fall 1938 – in die USA flohen, dort jedoch letztlich erfolglos blieben. Im Unterschied zu den meisten seiner Kollegen hatte Weinberger allerdings bereits 1922 Interesse für die amerikanische Musikkultur gezeigt, war aber nach vierjährigem Aufenthalt in New York dann wieder nach Europa zurückgekehrt. Weinberger galt als Wunderkind, war mit 14 Schüler von Jaroslav Křička, Václav Talich und Vítězslav Novák, später in Leipzig dann vor allem von Max Reger. Sein Name wird eigentlich immer nur mit einem einzigen Werk in Verbindung gebracht, der 1926 entstandenen Oper Schwanda, der Dudelsackpfeifer, die in 17 Sprachen übersetzt wurde (deutsch von Max Brod) und einen ähnlich schnellen Siegeszug um die Welt antrat wie Ernst Kreneks zeitlich paralleler Sensationserfolg Johnny spielt auf.

Von Schwanda gibt es zumindest zwei wirklich hochrangige Gesamteinspielungen: eine deutschsprachige Studioaufnahme (1980) unter Heinz Wallberg und einen – tschechisch gesungenen – Bühnenmitschnitt aus der Semperoper von 2012 unter Constantin Trinks. Weinberger selbst hat mehrere weitgehend instrumentale Abschnitte aus der Oper in Konzertfassungen ausgekoppelt, neben der fabelhaften Ouvertüre natürlich vor allem den berühmten Furiant sowie die – szenisch als Orgie in der Hölle konzipierte – Polka und Fuge. Leider ist letztere ohne den am Schluss eingebundenen Chor und aus dem Kontext gerissen nur halb so wirkungsvoll wie auf der Szene; Weinberger zeigt sich als braver Reger-Schüler, der alle Kniffe des Kontrapunkts beherrscht sowie perfekt und höchst farbig zu instrumentieren weiß. Karl-Heinz Steffens unterstreicht diese Seriosität noch, ohne sich auch nur ansatzweise zu trauen, die Musik mal für einen Moment quasi über die Stränge schlagen zu lassen. Das tschechische Idiom wurde vom Münchner Rundfunkorchester besser getroffen als hier von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

Noch biederer geben sich unter Steffens Leitung die sechs Böhmischen Lieder und Tänze von 1929 (die vierte Nummer erneut ein Schlager aus Schwanda). Die von böhmischer Volksmusik inspirierten Stücke erklingen – gerade auch durch einige schöne Instrumentalsoli – subtil, aber allzu nostalgisch und wirken daher eher rückwärtsgewandt; selbst Weinbergers Lehrer Novák ging da zeitweise schon weiter. Von Repertoirewert dürfte an dieser CD einzig die Ouvertüre zur Oper Die geliebte Stimme (1931) sein. Steffens Orchester spielt zumindest diese sehr elegant und engagiert, zieht alle klanglichen Register, was aber die insgesamt wenig spannende Zusammenstellung nicht wirklich retten kann. Die bereits 2009 eingespielte, komplette CD ist aufnahmetechnisch zum Glück ausgezeichnet. Es wäre zu wünschen, dass man sich endlich mal Weinbergers Schaffen in den USA nach der Emigration annimmt.

Vergleichsaufnahmen: Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Gesamtaufnahmen)

Münchner Rundfunkorchester, Heinz Wallberg (Sony 88985470412, 1980)

Staatskapelle Dresden, Constantin Trinks (Hänssler Profil PH13039, 2012)

Martin Blaumeiser [14.08.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Jaromír Weinberger
1Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Suite aus der Oper) 00:29:48
7Lied und Tanz Nr. 1 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:07:04
8Lied und Tanz Nr. 2 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:05:18
9Lied und Tanz Nr. 3 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:04:44
10Lied und Tanz Nr. 4 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:04:42
11Lied und Tanz Nr. 5 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:03:16
12Lied und Tanz Nr. 6 (Böhmische Lieder und Tänze Nr. 1-6) 00:02:17
13Die geliebte Stimme (Ouvertüre) 00:08:02

Interpreten der Einspielung

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