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Besprechung CD

Paul Graener

Orchestral Works IV

cpo 777 965-2

1 CD • 56min • 2014

25.02.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Da sich Paul Graener allzu sehr im Rahmen der NS-Kulturpolitik, u. a. als Vizepräsident der Reichsmusikkammer, engagiert hatte, verschwand sein Schaffen nach dem 2. Weltkrieg – von gelegentlichen Aufführungen seiner Morgenstern-Vertonungen abgesehen – weitestgehend in der Versenkung. Im Grunde genommen war das ungerecht, da Werke der sich ebenfalls für eine totalitäre Ideologie einsetzenden Stalin-Preisträger – auf gleicher Schöpfungshöhe etwa Chatschaturjan, Mjaskowskij, Glière und Kabalewskij – diesem Verdikt nicht anheimfielen.

Bei allen drei Werken handelt es sich eher um – für die Solisten durchaus dankbare – Concertini als um groß ausgeführte romantische Solokonzerte. Stilistisch bestehen offensichtliche Parallelen zu englischen Zeitgenossen wie Holst, Vaughan Williams und Howells, was man mit Graeners Aufenthalt in London von 1898-1906 in Verbindung bringen mag.

Das Cellokonzert e-moll von 1927, dessen auf Transparenz angelegte Orchesterbesetzung mit einfachen Bläsern durch ein Klavier zusätzliche Farben erhält, beginnt barockisierend mit typischen Präludienfiguren, zu denen später das lyrische Hauptthema des Solisten einen reizvollen Kontrapunkt bildet. Das introvertierte Adagio bewegt sich am Rande der Polytonalität. Das Finale beginnt als Tarantella und steigert sich zum „Slawischen Tanz“ mit Taktwechseln.

Das Violinkonzert D-Dur von 1938 beginnt in breiter Elgar-Pose, der Mittelsatz ist auch hier wieder das harmonisch avancierteste Stück. Das Finale changiert zwischen Galliarde und „Menuet pompeux“. Sein Rondothema kann als eine Durvariante des Themas aus Purcells Abdelazer durchgehen, welches später von Britten in seinem Young person’s guide variiert wurde. Das Flötenkonzert von 1944 hat frühklassischen Charakter. Dass Graener – in Berlin soeben ausgebombt – das Finale als Rondo über „Freut Euch des Lebens“ gestaltet, kann entweder als Durchhalteparole oder als ausgesprochen zynischer Galgenhumor bewertet werden. Wegen seines Faibles für Morgenstern möchte man Letzteres annehmen.

Das Münchner Rundfunkorchester musiziert unter der Leitung von Ulf Schirmer konzentriert und mit dem nötigen Engagement für Unbekanntes. Lobenswert, dass als Solisten die jeweiligen Stimmführer, Konzertmeister Henry Raudales, Solo-Cellist Uladzimir Sinkevich und Solo-Flötistin Christiane Dohn, verpflichtet wurden, die demonstrieren, dass nicht nur das berühmtere BR-Sinfonieorchester exzellente Virtuosen aufbieten kann.

Aufnahmetechnisch haben die BR-Tonmeister alles richtig gemacht. Für den höchst informativen Booklet-Text konnte der Graener-Spezialist Knut Andreas gewonnen werden.

Fazit: Eine wirklich hörenswerte CD mit interessanter, handwerklich gut gemachter Musik, die denjenigen empfohlen werden kann, die bereits Sympathien für die eher lyrisch-entspannte englische Musik der ersten Hälfte des 20. Jhd. oder auch für das Oboenkonzert von Richard Strauss hegen.

Thomas Baack [25.02.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Paul Graener
1Konzert op. 78 für Violoncello und Orchester 00:15:34
4Konzert op. 104 für Violine und Orchester 00:24:30
7Konzert op. 116 für Flöte und Orchester 00:15:40

Interpreten der Einspielung

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