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Besprechung CD

Piano Works by Schubert and Schumann

Genuin GEN 18620

1 CD • 68min • 2017

20.11.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wie verschafft man sich als junge Pianistin einen Platz im heißumkämpften CD-Markt? Entweder wie einst Marc André Hamelin durch Ausgrabungen wertvoller, aber vernachlässigter Werke, durch Einspielen virtuoser Zirkusnummern, oder aber durch einen Frontalangriff auf Höhepunkte des Repertoires. Letzteren Weg versucht Natalia Ehrwald, Preisträgerin diverser Wettbewerbe, nach dem großen Erfolg ihrer Debüt-CD weiter zu beschreiten. Ob Schuberts große A-Dur-Sonate DV 959 eine weise Wahl war, muss bezweifelt werden, zumal die Konkurrenz hier mit u. a. Bolet, Brendel, Pollini und Zimerman höchstkarätig besetzt ist. Soll dieses großdimensionierte in seiner vermeintlichen – jedoch vielfach gebrochenen – Heiterkeit so erschütternde Werk den Hörer wirklich bewegen, benötigt der Interpret einerseits souveräne Übersicht über weitgespannte Satzverläufe, andererseits detailverliebte Anschlagsdelikatesse und eine raffinierte Agogik zum Spinnen von Kantilenen und zum Durchlichten des manchmal recht kompakten, polyphonen Klaviersatzes.

Dies gelingt Natalia Ehwald im Rondo-Finale durchaus, jedoch fallen die drei ersten Sätze dagegen ab. Es beginnt mit dem Auslassen der Wiederholung der Exposition des Kopfsatzes, die in älteren Aufnahmen (Bolet und Brendel) noch mit der kürzeren Spieldauer von LPs entschuldbar war, in Zeiten der CD aber die Proportion des Satzes verfälscht. Interessanterweise benötigen Pollini und Zimerman (m. E. die Referenz) aufgrund schnelleren Tempos hierfür nur anderthalb bis zwei Minuten zusätzlicher Spieldauer. Alle vier Genannten spinnen die Kantilene des Andantino durch geschicktere Pedalisierung und etwas bewegteres Tempo dichter; gestalten das Accompagnato-Rezitativ dramatischer. Zimerman und Brendel beleuchten die weitgespannte Begleitfigur farbiger. Ebenso verstehen sich alle Konkurrenten im Scherzo auf ein duftigeres, weniger unfreiwillig akzentuiertes Staccato und können so dem Satz einen geisterhaften Subtext verleihen, der dem plötzlichen cis-Moll-Ausbruch erst seinen Sinn gibt.

Robert Schumann nannte sein von Stimmungsschwankungen durchzogenes op. 20 wahrscheinlich deshalb „Humoreske“ weil „Caprice“ bereits durch diverse Virtuosenstücke belegt war. Hier trifft sich der Titel mit dem englischen „humour“, der eben auch Launenhaftigkeit bedeuten kann, wie wir von Giles Farnaby wissen. Komisch sind eigentlich nur die Abschnitte „Sehr rasch und leicht“ mit den falsch herausposaunten Themenköpfen und die eine dilettantisch komponierte Polonaise vortragende Militärkapelle in „Mit einigem Pomp“. Hier meint man, eine andere Pianistin zu hören, die die komplexe und zumeist noch verwirrend notierte Polyphonie transparent macht, klanglich subtil differenziert und sich den erheblichen manuellen Anforderungen mehr als gewachsen zeigt, wofür eine 10 auf der Notenskala durchaus angemessen wäre. Warum also nicht demnächst eine CD mit Papillons, Davidsbündlertänzen und Sinfonischen Etüden?

Der Flügel wurde aufnahmetechnisch nicht optimal - da zu hell und etwas blechern – eingefangen, was den Hörgenuss trübt.

Vergleichsaufnahmen: Jorge Bolet (Decca Eloquence), Alfred Brendel, (Philips), Maurizio Pollini (DG), Krystian Zimerman (DG).

Thomas Baack [20.11.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Klaviersonate Nr. 21 A-Dur D 959 00:38:41
Robert Schumann
5Humoreske B-Dur op. 20 00:29:40

Interpreten der Einspielung

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