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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Lars-Erik Larsson

Orchestral Works Vol. 3

cpo 777 673-2

1 CD/SACD stereo/surround • 73min • 2011

24.09.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Das Label cpo ist hiermit bei der dritten Folge ihrer Reihe der Orchestermusik von Lars-Erik Larsson (1908-1986) angekommen. Larsson gehörte zu einer Generation Komponisten, die generell noch der tonalen post-Romantik anhingen (Hugo Alfvén; Wilhelm Stenhammar) und avantgardistische Experimente vermieden. Er wurde unter anderem von dem ebenfalls entdeckenswerten Henning Mankell unterrichtet (Klavier) und später, in Wien, von Alban Berg (Komposition) – wo er eine Tiefenerforschung der alten Meister aufgebrummt bekam anstatt brandneue Kompositionslehren aufsaugen zu dürfen. Larsson behagte das nicht und er begibt sich weiter fort. Erst nach Leipzig; später wieder nach Schweden wo, neben Komponistentätigkeit, eine erfolgreiche Karriere im musikalisch-administrativen Leben Schwedens auf ihn wartete.

Eingespielt wird die vorliegende Larsson-Orchestermusikserie vom Helsingborg Symphony Orchestra unter Andrew Manze, der inzwischen gänzlich den Sprung vom Historischen-Aufführungspraxis-Geiger zum Dirigenten von Musik aller Epochen geschafft hat. Diese Bemühungen (zu denen auch ein junger Esa-Pekka Salonen einmal auf Sony beigetragen hat) sind sehr lobenswert und könnten, wie allerdings auch hunderte andere cpo „Entdeckungen“ und Einspielungen, als exemplarisch für das gelten, was die Musikindustrie heutzutage im Allgemeinen (und cpo im Speziellen) so großartig, erfreulich und spannend macht: Eine Entdeckungsreise durch mehr oder weniger ungehörte musikalische Territorien die schlicht nicht aufhört.

Allerdings ist nicht jede Neuentdeckung zwangsläufig ein Geniestreich oder jedem willigen Ohr gleich zuträglich. Das trifft zweifelsohne auch auf Lars-Erik Larsson zu, der einerseits wunderbare Musik komponiert hat, auf die so mancher besser bekannte Komponist leicht stolz sein könnte – dessen hier anzutreffende Werke (Dritte Sinfonie, Drei Orchesterstücke, Adagio für Streicher, Musica permutation) andererseits aber doch von einer gewissen Anonymität durchhaucht sind, die die Musik wie symphonisch-tonalen Füllstoff des 20. Jahrhunderts klingen läßt. Was bei den ersten Dutzend Hördurchgängen hängenbleibt ist, trotz z.B. süffiger Stellen im Adagio der Sinfonie, recht überschaubar.

Nun ist „Nachpfeiffbarkeit“ kein wirklich gültiges Kriterium für die Qualität von Musik. Aber irgendwie zündet die Musik hier nur schwer. Der Geist von Sibelius ist verwoben mit der Attraktivität von B-Side Hindemith. Im Adagio für Streicher ist Larsson von den langsamen Sätzen einer Schostakowitsch-Sinfonie nie weit entfernt. Die Drei Orchesterstücke, in lyrischer „freier Zwölftönigkeit“ geschrieben, sitzen etwas zwischen den Stühlen: Kokettes Lächeln über eine kalte Schulter. Der sehr feine, wenn auch forciert-enthusiastische Booklettext („So mag man gar nicht genug hören von der ostinaten Abfolge, die mit dem wiederholt absteigenden Tetrachord f-c beginnt, um sich zur aufsteigenden Oktave c-c aufzuspannen, und von dort markant in den Tritonus fis stürzend das dominantische g zu erreichen. […] …wem springt hier kein Lächeln auf die Lippen?”) bietet einem alles Wissenswerte über Komponist und Werk und will einen anfeuern, Larsson doch bitte lieben zu lernen. Der Wille ist da; Blut ist geleckt. Vielleicht verführen die ersten beiden Folgen der Serie ja noch nachhaltiger zu Larsson.

Ansonsten gilt: Wer (um bei schwedischen Zeitgenossen Larssons zu bleiben) den eingängieren Erland von Koch und den unvergleichlich interessanteren Allan Pettersson schon entdeckt hat, und wer in der mehr oder weniger tonalen/post-romantischen Skandinavischen Musik weiterforschen will, der ist gut beraten unter anderem bei Lars-Erik Larsson – in großartigem Klang – seine Skandinavische Entdeckungstour fortzusetzen.

Jens F. Laurson [24.09.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Lars-Erik Larsson
1Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 34 00:35:44
5Tre Orkesterstyken op. 49 00:20:13
8Adagio op. 48 für Streichorchester 00:07:34
9Musica permutatio op. 66 00:09:11

Interpreten der Einspielung

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