Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD/SACD stereo/surround

Allan Pettersson

Symphonies 5 & 7

BIS 2240

1 CD/SACD stereo/surround • 83min • 2017

03.05.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Allan Pettersson (1911 – 1980) war einer der erstaunlich vielen großen Symphoniker des 20. Jahrhunderts, dessen Schicksal es war, mehr oder weniger unbekannt zu bleiben. Das ist schade aber keine Schande: er gehört damit einem Klub an, in dem unter anderem auch Eduard Tubin, Malcolm Arnold, Arnold Bax, Edward Rubbra, Vagn Holmboe, Erland von Koch, Heitor Villa-Lobos, Kurt Atterberg, Havergal Brian, sowie Rued Langgaard Mitglied sind: Eine eklektische aber zutiefst musikalische Versammlung, alle auf ihre Weise der musikalischen Schönheit verpflichtet.

Schönheit ist freilich relativ. Allan Petterssons Œuvre ist gnadenlos dunkel-bitter. Armut, eine schwere Kindheit, spätere Krankheit und menschliche und gesellschaftliche Enttäuschung machten Pettersson – selbst nicht ein ganz einfacher Charakter – misstrauisch gegenüber seinen Nächsten. Dies drückt sich in seinen Werken mit erschreckender Deutlichkeit aus. Auch in seinen (relativ gesehen) populärsten wie den hier grandios eingespielten Symphonien Fünf und Sieben. Wem es bei der Vorstellung hilft: Es ist so, als ob alles Leid eines Bernd Alois Zimmermann in der Musik Henryk Goreckis ausgedrückt würde.

Als eine der originellsten Stimmen im 20. Jahrhundert ist der – von Birger Blomdahl, Arthur Honegger und René Leibowitz mit Feinschliff versehene, eigentliche Autodidakt – Pettersson nach etwas näherer Bekanntschaft unverwechselbar in seiner Tonsprache. Die Stringenz des Schönbergschen und Leibowitzschen 12-Ton Systems konnte er respektieren und meisterte es auch – verwarf es aber für sich selbst: „Jetzt wo ich das Zeug kenne, zum Teufel damit!“ Mit 40 Jahren konnte sich der hervorragende, im Orchester und auf der Akademie aber ungewürdigte, Bratscher endlich durchringen sein symphonisches Schaffen in Angriff zu nehmen. Es sollten bis zu seinem Tod derer 16 werden!

Obwohl Pettersson von schwedischen Kritikern ob der Tonalität seiner Werke als nicht modern und ergo ‚irrelevant‘ zerrissen wurde, feierte er gerade mit der Fünften und Siebten Symphonie einigen Erfolg. Erstere brachte ihm die Gewährung eines Mindesteinkommens vom Schwedischen Staat ein und die zweite wurde von Antal Dorati gefördert, aufgeführt, aufgenommen und vom Königlichen Philharmonischen Orchester sogar mit auf Tournee genommen.

Dominiert werden die Werke generell – und die hier vorliegenden insbesondere – von langen, sich entwickelnden Klanglinien; wiederholten und punktierten Akkorden. Immer wieder findet man sich inmitten herzzerreißender Dissonanz deren Grau dann immer wieder von Momenten hinreißender aber um so traurigerer Lyrik durchrissen wird. Der Geist Mahlers 10. Symphonie atmet hier; die formale Formlosigkeit des späten Sibelius kommt einem in den Sinn; und das langsame Anziehen der Daumenschrauben, wie man es bei Schostakowitsch findet. Den Anfang der Fünften Symphonie, in der man trotz formaler Einsätzigkeit noch vier Satz-ähnliche Abschnitte erkennen kann, erinnert in seiner feinen Zerbrechlichkeit an Charles Ives‘ Unanswered Question. Die Siebte, ein nun gänzlich durchgehendes Werk, entwickelt eine geradezu hypnotische Kraft, die sich mit verzweifelten Krallen in die Erinnerung des geneigten Hörers bohrt.

Christian Lindberg und das Pettersson-erfahrene Norrköping Symphony Orchestra haben sich, zusammen mit dem Label BIS, dem langzeit Verkannten gewidmet und das „Allan Pettersson Project“ in Angriff genommen. Dessen Ziel ist es unter anderem, alle wichtigen Werke Petterssons, inklusive seiner 16 Sinfonien, in Standardsetzenden Interpretationen einzuspielen. Dies gelingt uneingeschränkt in dieser 8. Auskopplung des Projekts, welche – nach den etwas optimistischeren, reizvollen Barfuß-Liedern und Streichkonzerten (BIS 1690) – einen geradezu idealen Einstiegspunkt in die musikalische Welt Pettersson bietet. Jeder interessierte Repertoire-Entdecker sollte sie sich zu Gemüte führen.

Jens F. Laurson [03.05.2018]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Allan Pettersson
1Sinfonie Nr. 5 00:40:46
5Sinfonie Nr. 7 00:41:14

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

18.02.2020
»zur Besprechung«

Ludwig van Beethoven, Symphony No. 9 in D major / BIS
Ludwig van Beethoven, Symphony No. 9 in D major / BIS

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige