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Besprechung CD

Giacomo Puccini

La Rondine

cpo 555 075-2

2 CD • 1h 40min • 2015

16.10.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Durch die Vermittlung seines befreundeten Kollegen Franz Lehár erhielt Giacomo Puccini, der zur österreichischen Erstaufführung seiner Fanciulla del West (1913) nach Wien gekommen war, einen Auftrag, für das dortige Carl-Theater eine Operette zu schreiben. Das Genre war ihm bis dahin fremd, aber er akzeptierte unter der Voraussetzung, das Sujet nach seinen stilistischen Vorstellungen gestalten zu können. Das Libretto schrieb das schon bei Lehár bewährte Autoren-Tandem Alfred Maria Willner und Heinz Reichert. Sie griffen auf bewährte Muster zurück: Die Schwalbe weckt Reminiszenzen sowohl an La Traviata wie an Die Fledermaus. Die Heldin Magda de Civry ist eine Halbweltdame wie Violetta Valéry, die am Ende aber nur entsagt und nicht stirbt, ihre Zofe Lisette, die zur Bühne strebt und nach einem Misserfolg reumütig in ihren alten Dienst zurückkehrt, ist eine Verwandte der Adele.

Puccini ging zügig an die Arbeit und hatte zunächst auch Freude an der neuen Herausforderung. Der 1. Weltkrieg brachte aber alle Planungen durcheinander. Die Operette, die ihm mehr und mehr zur Oper geriet, konnte nicht in Wien herauskommen und erlebte ihre Premiere 1917 in der italienisch überarbeiteten Fassung des Dramatikers Giuseppe Adami (der später auch an Turandot beteiligt war) als La Rondine in Monte Carlo. Nach ersten Erfolgen beim Publikum erhielt Puccinis Zufriedenheit mit seinem Stück bald einen Dämpfer durch reservierte Kritiken und die Meinung seines Verlegers Tito Ricordi, der es für „einen schlechten Lehár“ hielt. Er arbeitete daraufhin vor allem den 3. Akt mehrfach um, ohne eine völlig überzeugende Lösung für dieses Zwitterwerk zu finden.

Im Urteil der Nachwelt handelt es sich bei La Rondine um einen schwächeren Puccini, das tat ihrer Popularität indes keinen Abbruch. Magdas Arie „Chi il bel sogno di Doretta“ fehlt in keinem Recital italienischer Sopranistinnen und das vierstimmige Trinklied des 2. Aktes („Bevo al tuo fresco sorriso“) kann es an melodischer Eingängigkeit mit dem vielstrapazierten Brindisi aus La Traviata aufnehmen. Gegen die hartnäckige Behauptung, La Rondine sei ein selten gespieltes Stück, spricht eine Vielzahl kompletter Studio- und Live-Aufnahmen. An der Spitze stehen die Einspielungen mit Anna Moffo, Kiri Te Kanawa und Angela Gheorghiu, jüngere Bühnenaufführungen aus Lucca, Venedig und Berlin (in der Inszenierung Roberto Villazóns) sind als DVDs im Handel.

Der jetzt bei cpo vorgelegte Mitschnitt einer konzertanten Aufführung des Bayerischen Rundfunks füllt also keineswegs eine Marktlücke. Dass er auch in künstlerischer Hinsicht nur bedingt wettbewerbsfähig ist, liegt an der unglücklichen Besetzung der Titelrolle. Für die rumänische Sopranistin Elena Moşuc kommt die Rolle der Magda um zehn Jahre zu spät. Die Stimme ist hart geworden und hat ein unschönes Vibrato, Charme und Sinnlichkeit der „Schwalbe“ gehen ihr gänzlich ab. Das sängerische Umfeld ist durchaus akzeptabel. Der Koreaner Yosep Kang, auch er mittlerweile ein „alter Hase“, entfaltet als einfältiger Liebhaber Ruggero (der hier auch die nachkomponierte Arie „Parigi è la città di desideri“ singen darf) beträchtlichen, wenn auch etwas klinischen Tenorglanz, das Buffopaar – Álvaro Zambruno als Dichter Prunier und Eveline Novak als Zofe Lisette – ist ebenso adäquat besetzt wie der Bankier Rambaldo mit Jan-Hendrik Rootering. Auch für die drei Freundinnen Magdas sind ansprechende Stimmen aufgeboten. Der kroatische Dirigent Ivan Repušić, seit Beginn dieser Spielzeit Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters, leitet die Aufführung mit Temperament und Gespür für Details, doch den spezifischen Salonton der Musik trifft er nicht recht. Man hat den Eindruck, als würde er lieber Cavalleria rusticana dirigieren.

Ekkehard Pluta [16.10.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Giacomo Puccini
1La Rondine (Commedia lirica in drei Akten) 01:40:19

Interpreten der Einspielung

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