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Besprechung CD

Béla Bartók • Victor Babin

Concertos for Two Pianos & Orchestra

cpo 555 001-2

1 CD • 52min • 2015

02.01.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Behandlung des Klaviers als Perkussionsinstrument und speziell dessen Konfrontation mit „echten“ Schlagzeuginstrumenten ist in Bela Bartóks kompositorischem Schaffen ein Langzeitprojekt. Die erste Stufe war seine Musik für Saiten- und Schlaginstrumente und Celesta aus dem Jahr 1937, deren verstörende Klangwelt so kongenial in Stanley Kubricks Horrorfilm-Klassiker „Shining“ funktionalisiert wird und damit vermutlich ein Millionenpublikum erreichte.

Bartóks Konzert für zwei Klaviere, Perkussion und Orchester war zunächst als kammermusikalische Sonate angelegt, bevor danach die endgültige „Vollversion“ erfolgte. Bei der Uraufführung in den USA im Jahr 1943 standen Béla Bartok und seine zweite Ehefrau in Amerika glanzvoll im Rampenlicht.

Auf einer auf dem cpo-Label erschienenen russisch-bulgarischen Koproduktion erfährt diese aufregende Musik nun ihre aktuelle „Neuinszenierung“. Aglika Genova und Liuben Dimitrov stehen an zwei Flügeln dem Bulgarischen National Radio Symphonie Orchestra unter Yordan Kamdzahlov gegenüber. Und dieses produktive Miteinander, dieser hellwache Austausch von radikalen Klängen und eruptiven Energien verleiht diesem kühnen Meisterwerk genau die Intensität, die es braucht.

Die Ausführenden gehen in den Grundideen dieser Partitur auf: Sämtliche instrumentalen „Rollen“ sind betont durchlässig, wenn nicht sogar komplett aufgelöst. Es malen nicht nur Perkussionsinstrumente Klangflächen oder tragen die Melodie, vielmehr sind Impulse der verschiedenen Instrumentengruppen in raffinierten Kontrapunkten miteinander verzahnt. Natürlich setzten auch wieder die mysteriösen Paukenglissandi ihre Markenzeichen, die in dem früheren Schwesterwerk fast schon leitmotivisch aufgeladen sind. Pianoduo und Orchester durchdringen diese ganzen Ebenen mit guter analytischer Transparenz und dies auf maximalem Energielevel. Einer gespenstischen Hetzjagd gleich, werden die wuchtigen Klavierparts phasenweise von einer peitschenden Snaredrum angetrieben. Grenzenlose dynamische Explosionen ruft Yordan Kamdzahlov aus dem Orchester ab. Vergleichsweise getragen musiziert, evoziert der langsame Lento-Satz die Aura einer mysteriösen Unterwelt. Kurios ist, dass die drei Sätze in ihrer zeitlichen Dauer immer kürzer werden: Der letzte, schnelle Satz, ist mit drei Minuten der Kürzeste. Aber er bricht die latent unterkühlte Tonsprache in gleißender Leuchtkraft auf – zumindest, wenn die hier agierenden Musiker so viel spielerische Euphorie entfesseln.

Wie ein kluges Komplementär lädt der zweite Programmpunkt auf dieser CD zur „Erholung“ von den schroffen Klangeruptionen und der latent kühlen Bartokschen Tonsprache ein: Victor Babins Concerto Nr. 2 antwortet mit weitgespannten sinfonischen Bögen, sehr viel direkt wirkender Virtuosität und ebenso sinnlicher Farbenpracht. Ebenso wie Béla Bartók emigrierte auch Victor Babin vor den Nazis in die USA und er stand ebenfalls selbst im Klavierduo mit seiner Ehefrau im Rampenlicht. In den vier Sätzen dieses Concertos arbeiten Aglika Genova und Liuben Dimitrov zusammen mit dem Bulgarischen Orchester den Stileklektizismus von Victor Babin wirkungsvoll heraus. Dieser schöpft aus neoklassizistischen Elementen, starken russischen Stileinflüssen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gepaart mit einer durchaus „amerikanischen“ Tendenz zu pathetischer Wärme. Spektakulär sind dabei nicht zuletzt die solistischen Duelle dieses herausragenden Piano-Duos.

Stefan Pieper [02.01.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Béla Bartók
1Konzert für 2 Klaviere, Schlagzeug und Orchester 00:26:26
Viktor Babin
4Konzert Nr. 2 für 2 Klaviere und Orchester 00:25:54

Interpreten der Einspielung

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