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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Tchaikovsky

Symphonies 4 | 5 | 6

BIS 2178

2 CD/SACD stereo/surround • 2h 09min • 2015, 2016

23.12.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

2009 gegründet, ist das norwegische Arctic Philharmonic Orchestra, auch bekannt unter dem Namen Nordnorsk Symfonieorkester, sicherlich einer der jüngsten Klangkörper in der internationalen Orchesterszene. Unter ihrem Chefdirigenten Christian Lindberg haben die Musiker bereits vor einigen Jahren eine Interpretation von Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 vorgelegt (sh. Christian Lindberg, Rezension v. 21.10.2013)). Nun liegt diese Einspielung, gekoppelt mit der vierten und sechsten Sinfonie des Komponisten, ebenfalls unter Lindbergs Leitung, auf einem SACD-Doppelalbum vor.

Natürlich muss zuallererst lobend hervorgehoben werden, dass während (nicht nur) bei uns Orchester dem Rotstift zum Opfer fallen, in Skandinavien mit einer Orchestergründung in die musikalische Zukunft investiert wird. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage, ob ein so junges Ensemble gut damit beraten war, sich mit sinfonischem Kernrepertoire dem Vergleich zu stellen; von den drei letzten Tschaikowsky-Sinfonien liegen bereits zahllose Einspielungen vor, darunter mehrere mit absolutem Referenzwert – da muss man gar nicht unbedingt bis zu Mrawinski zurückgehen.

In einem kurzen Vorwort zum Beiheft informiert Christian Lindberg darüber, dass er sich in seinen Interpretationen an Tschaikowskys originalen Metronomangaben orientiert hat, die seiner Meinung nach allzu selten befolgt werden. Dies resultiert größtenteils, wenn auch nicht ausschließlich, in flüssigen bis rasanten Tempi. Damit wäre im Prinzip nichts verkehrt, das haben auch schon andere Dirigenten und Orchester praktiziert. Allerdings gelingt es Lindberg nicht immer, diese auch mit Spannung zu füllen, und ebenfalls nicht immer ist das an und für sich durchaus qualitätvolle Orchester in der Lage, mit der gebotenen Deutlichkeit in Artikulation und Akzentuierung auf die Tempovorgaben zu reagieren. So wirkt der Kopfsatz der Fünften, nach einer in sehr langsamem Tempo gehaltenen Introduktion, gelegentlich gehetzt, einige Details gehen in Lindbergs straffer Gestaltung unter.

Es schleicht sich gelegentlich das Gefühl ein, als misstraue Lindberg der überbordenden Emotionalität der Musik. Dies betrifft vor allem die „Pathétique“. Sicherlich ist es zu begrüßen, dass das abschließende „Adagio lamentoso“ nicht kaugummiartig, wie etwa unter Leonard Bernstein, in die Länge gezogen wird. Lediglich achteinhalb Minuten benötigen Lindberg und das Orchester für den Satz. Doch dass es sich bei diesem um eine psychische Grenzerfahrung handelt, um die unverstellte, beinahe schamlose Darstellung von persönlichem Schmerz und Trauer, wird in dieser Interpretation allzu wenig deutlich; beinahe beiläufig wirkt das Adagio unter Lindbergs Händen. Günter Wand etwa gelang, bei nur geringfügig langsamerem Tempo, eine Interpretation von geradezu nervenzerfetzender Intensität.

Sollte dies nun überkritisch anmuten, so sei versichert, dass es sich im Großen und Ganzen um durchaus anständige, zuverlässige, im Falle der vierten Sinfonie auch dramatische und spannungsgeladene Einspielungen handelt, die, wie stets bei BIS, in hervorragender Klangqualität eingefangen sind und das Orchester in positivem Licht zeigen. Aber es handelt sich eben um ein Repertoire, bei dem die Konkurrenz erdrückend ist, und da gelingt es dieser Veröffentlichung eben nicht ganz, einen Platz auf den vordersten Rängen einzunehmen.

Thomas Schulz [23.12.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Peter Tschaikowsky
1Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36 00:44:51
5Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 (Pathétique) 00:41:39
CD/SACD 2
1Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 00:44:01

Interpreten der Einspielung

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