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Besprechung CD

Georg Philipp Telemann

Trios pour le Dessus de Viole

cpo 777 968-2

1 CD • 64min • 2015

28.07.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Die jüngste CD der Gambistin Simone Eckert und ihres Ensembles Hamburger Ratsmusik lädt zu einer Reise in den Kosmos von Georg Philipp Telemann ein, wie sie schöner und abwechslungsreicher kaum sein könnte! Telemann selbst schrieb in einer biographischen Notiz, die er für die Grundlagen einer Ehren-Pforte seines Kollegen Johann Mattheson verfasste: „ Aufs Triomachen legte ich mich hier insonderheit … Man wollte mir auch schmeicheln, daß ich hierin meine beste Krafft gezeiget hätte.“ Einigendes Band der neun Triosonaten dieser Einspielung ist die Diskantgambe, im Englischen „Treble viol“ genannt, in der französischen Musik als „Dessus de Viole“ bekannt. Die Gambe war zwar auch im Deutschland des 17. und frühen 18. Jahrhundert ein beliebtes Instrument, doch ist das Sopran-Instrument dieser Streicherfamilie, die Diskant-Viola da Gamba, hierzulande solistisch kaum aus dem chorischen Ensemble herausgetreten, wie es allerdings der „Dessus de Viole“ in Frankreich zur Zeit der Könige Ludwig XIV. und Ludwig XV. dezidiert tat.

In seinen neun Trios für Dessus de Viole, Oboe oder Blockflöte und Basso continuo erweist sich nicht nur Telemanns lebenslanges Interesse für den „goût français“, sondern auch sein steter Sinn für reizvolle instrumentale Klangkombinationen, passt doch der zarte Klang der Diskantgambe entschieden besser für seine in diesen Stücken niedergelegte musikalische Phantasie als die im Vergleich robustere Stimme einer Barockvioline. Die Stücke sind nicht im Autograph des Komponisten, sondern in Abschrift des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner bzw. seines Umkreises erhalten und dürften zeitlich in Telemanns Frankfurter Jahre von 1712 bis 1721 einzuordnen sein.

Simone Eckert unterscheidet sich von manchen heutigen Interpreten von Barockmusik darin, dass sie ihre musikalischen Vorstellungen einfühlsam und temperamentvoll, jedoch nie drastisch umsetzt; dafür bietet auch diese Einspielung auf höchst angenehme Weise Gewähr. Sie und ihre Musiker folgen der Fantasie des Komponisten in alle Richtungen, seien sie von stimmungsvoller Tonmalerei erfüllt, oder dass sie an das Feuer der polnischen Volksmusik erinnern, mit der Telemann am Beginn seiner beruflichen Laufbahn in Kontakt gekommen war und die ihn lebenslang fasziniert hat.

Simone Eckert führt die rare Diskantgambe – der Künstlerin zufolge ist die Besetzung dieser neun Trios einmalig in der deutschen Barockmusik – im ganzen Spektrum ihrer wandlungsfähigen Tongebung vor, deren silbriges Timbre gelegentlich romantische Assoziationen an Mondnächte heraufbeschwören könnte, an anderer Stelle aber wieder zu erstaunlichem Temperament fähig ist. Mit Xenia Löffler, Barockoboe, und Elisabeth Schwanda hat Frau Eckert zwei ebenbürtige Solopartnerinnen verpflichten können: Der perfekten Harmonie zwischen den jeweiligen beiden Solistinnen gibt die Continuogruppe der Ratsmusik ein einfühlsames und stets sicheres Fundament.

Eine besondere Erwähnung verdient noch Simone Eckerts vorzüglicher, mit zahlreichen Literaturverweisen musikwissenschaftlich untermauerter Text im Begleitheft, der bei allem Faktenreichtum auch noch gut zu lesen ist.

Detmar Huchting [28.07.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Philipp Telemann
1Triosonate d-Moll TWV 42:d7 00:07:11
6Triosonate G-Dur TWV 42:G8 00:07:46
10Triosonate g-Moll TWV 42:g6 00:06:36
14Triosonate F-Dur TWV 42:F6 00:05:11
17Triosonate c-Moll TWV 42:c3 00:09:14
22Triosonate C-Dur TWV 42:C2 00:07:38
26Triosonate A-Dur TWV 42:A10 00:06:40
30Triosonate e-Moll TWV 42:e5 00:05:42
34Triosonate g-Moll TWV 42:g9 00:07:18

Interpreten der Einspielung

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