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Besprechung CD

Ensemble del Arte

The Bavarian Georgians

TYXart TXA16080

1 CD • 55min • 2015

15.07.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Georgische Musiker mit hörbar viel Leidenschaft im Blut fanden ihren Lebensmittelpunkt im bayerischen Ingolstadt – und bereichern seitdem als georgisches Kammerorchester bzw. „Ensemble del Arte“ das Musikleben dieser Stadt. Viele von ihnen geben heute als Lehrende ihre Kunst aktiv weiter, ebenso werden die Konzerte des Ensemble del Arte begeistert gefeiert. So verdienstvoll diese kulturelle Belebung vor Ort ist – das musikalische Potenzial dieses Orchesters verdient es, noch weiter nach außen zu dringen.

Dazu kann die neue CD des georgischen Ensembles in hervorragender Weise beitragen: Als Liveaufnahme fängt sie viel von der mitreißenden Wucht ein, die das Zusammenspiel dieser Instrumentalisten entfaltet. Was dieses Streichorchester so gut beherrscht, ist nicht zuletzt die Vernetzung des eigenen Spiels mit Solisten. Im Zentrum der ersten hier präsentierten Komposition steht der Geiger Irakli Tsadaia in einem Violinkonzert von Igor Loboda, der seinerseits ein Orchestermitglieds im Ensemble del Arte ist.

Aus einer beschwörenden Solofigur der Violine heraus entwickelt sich eine intensive Gratwanderung zwischen osteuropäisch gefärbter Stilistik und Elementen, die latent auf den Tango Nuevo verweisen. So etwas setzt sich in den leuchtend klar artikulierenden Streicherstimmen des Orchesters fort, wo viel rauhe Emotionalität nicht zuletzt auf eine Piazolla-affine Rhythmik mit pointierten Stakkati und messerscharfen Betonungen zurück geht. Auch die raffinierte Kontrapunktik dieser Komposition wird dank einer guten Transparenz in diesem schlanken Klangkörper erfahrbar. Irakili Tsadaias Violinspiel ist eine beredte Stimme für sich, die auch in vielen weitgespannten rezitativischen Soloparts genug Entfaltungsraum bekommt. Kraftvoll geerdet mutet es an, wie sein Spiel die Noten begierig aufsaugt und wie die vielen Doppelgriffpassagen markante Pinselstriche auf der reichen klanglichen Farbpalette markieren.

Auch die weiteren Stücke dieser CD legen die wandlungsfähige Gestaltungskraft dieses Kammerorchesters offen. Ein Stückezyklus des jungen georgischen Pianisten Jimsher Askaneli markiert nicht minder eine neue Musik für die Gegenwart, die abseits aller ausgetretener Repertoire-Pfade unterwegs ist und dabei ansteckende Raffinesse mit durchaus unterhaltsamer Direktheit vereint. Das Stück Erinnerung/Memories setzt viel tonmalerische Süße und ein gewisses spätromantisch-schwelgerisches bis manchmal cineastisches Pathos der rauen Leidenschaftlichkeit des Eröffnungswerkes entgegen. Aber so etwas kann sich auch schnell wieder in Richtung eines pointenreichen Minimalismus wandelt, wie er sich in einem Concertino für Piano und Orchester artikuliert. Olivia Friemel ist hier eine starke Stimme am Flügel, die sich hörbar wohl fühlt im Umfeld der spielfreudigen Instrumentalisten aus der ehemaligen Sowjet-Republik.

Von tiefer, schroffer Leidenschaft über subtil-vielgestaltige Umwege zu spielerischer Heiterkeit – so könnte man die Entwicklung dieses Tonträgers beschreiben: Franz Hummels 24 Tanzetüden über einem Stolperbass kommen durchaus so daher, wie sie heißen. Aber was heißt hier „stolperhaft“, wo sich bestens auf den Punkt dosierter rhythmischer Esprit auf das ganze Orchester überträgt. Mit leichtfüßigem Schwung, dem es aber nie an Autorität mangelt, lässt der Kontrabass eine Ostinatofigur hüpfen und springen. Die anderen Instrumentengruppen klinken sich überall dort, wo es gerade passt, fröhlich und spielfreudig ein.

Stefan Pieper [15.07.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Igor Loboda
1Konzert op. 126 für Violine und Kammerorchester 00:26:08
Jimsher Askaneli
4Erinnerung 00:04:26
5Sentiments 00:04:50
6Concertino für Klavier und Kammerorchester 00:04:20
7Mkhedruli 00:04:13
Franz Hummel
824 Tanzetüden über einem Stolperbass (dem Georgischen Kammerorchester gewidmet) 00:09:00

Interpreten der Einspielung

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