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Besprechung CD

Schubert

Piano Sonata No. 7 • 4 Impromptus

ATMA Classique ACD 2699

1 CD • 61min • 2012, 2014

20.06.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

In Fragen der Repertoirewahl gehen die Interpreten selbstverständlich eigene Wege, sofern sie sich mancher Zwänge des Konzertbetriebs und den Wünschen der Plattenfirmen entziehen können. Für den auch fachlich interessierten Musikfreund sind Entscheidungen dieser Art, aber auch literarische Auslassungen immer wieder Anlass zu Spekulationen und zugleich ergeben sie auch Möglichkeit, die Verhaltensweisen vor allem der Pianisten zu vergleichen. Ihnen steht ja die größte Vielfalt an kompositorischem Material zur Auswahl, also zur bunten oder auch sinngebenden Zusammenstellung. Ich erwähne dies, weil die Pianistin Janina Fialkowska in ihrer neuen Schubert-Einspielung den vier Impromptus D 935 die relativ unbekannte Es-Dur-Sonate D 568 voranstellt. Im Konzertsaal erlebt man sie allenfalls im Rahmen von speziell auf Schubert konzentrierten Veranstaltungen. Unter diesen Umständen mag es vielleicht weniger überraschend sein, dass zwei der bedeutendsten Schubert-Interpreten – Alfred Brendel und Sviatoslav Richter – diese viersätzige, tänzerisch und melodisch so lebendige, im musikalischen und aufführungspraktischen Sinne wahrhaft „dankbare“ Sonate niemals in ihre Podiums- und Studioprogramme eingebaut haben.

Janina Fialkowskas Schubert wirkt im Verlauf der Sonate umsichtig in allen Detailfragen, vital im Zugriff, wenn es etwas herber, ja dramatischer zugeht, beschwingt und duftig pointiert etwa im adretten, leicht hüpfenden Seitenthema. Ihr Spiel hat Richtung, es markiert die Wende- und Höhepunkte innerhalb eines Satzgefüges. Und wenn die Verlaufskurve gelegentlich eine festere Hand verlangt, scheut sie sich nicht, mit etwas ruckartiger Tempoverschärfung der jeweiligen Stimmung schärfere Kontur zu verleihen. Das gilt auch für die eine oder andere Passage in den Impromptus, wobei ich aus meiner Sicht betonen darf, dass solche Eigenwilligkeiten durchaus in Übereinstimmung mit jenen Energien zu hören sind, die den Schubertschen Ideen als Kräftepotenzial innewohnen.

Für die unterschiedlichsten Ausdrucksmerkmale und deren sanfte oder auch krasse Gegenüberstellung in den Impromptus hält Janina Fialkowska eine Fülle von Anschlagsarten bereit. Wenn nötig – wie etwa in den rieselnden Variations-Passagen der Nummer 3 – sind es pianistische Streicheleinheiten. Diese im scharfen Kontrast zum gleichsam folkloristisch motorisierten f-Moll-Stück D 935,4, in dessen Verlauf Schubert immense Spritzigkeit, Raffinesse, aber in den verrücktesten Momenten auch ein Schuss Verwegenheit verlangt.

Wenn im unteren Sektor „Vergleichsaufnahmen“ die Tudor-Einspielung des Salzburger Pianisten Gilbert Schuchter angegeben ist, so kann das jenen Hörern helfen, die der Entstehungsgeschichte der Es-Dur-Sonate auf den Grund gehen möchten. Sie basiert auf einem dreisätzigen Projekt in Des-Dur (D 567), das Schubert – sicher im Hinblick auf leichtere Les- und Spielbarkeit – nach Es-Dur verlegte. Die neue Fassung enthält nicht nur viele Detailkorrekturen, sondern nun auch ein Menuett. 1829, also nach Schuberts Tod, wurde sie als Opus 122 veröffentlicht.

Vergleihsaufnahmen: Schubert D 568 - Klien (Vox LP VXDS 110), Damerini (Euromusica 2110-226), A. Schiff (Decca 440 308-2), Leonskaja (Teldec 4509-90888-2), Nakajima (Colosseum LP SM 1472), Zacharias (EMI 5 65483 2), Marks (Stokinger 0001-1-3), Endres (Capriccio 10717), Weichert (Accord 149545), Kempff (DG 423 496-2), Kitchin (Thorofon CTH 2062), Sakharov (Calliope 9213), Oppitz (Hänssler 93.570), Haebler (Philips 456 367-2), Uchida Philips 470 164-2), Jandó (Naxos 8.553099), Damgaard (Classico 245-49),

Planès (Harmonia mundi HMC 901723), P. Serkin (RCA Victor LP LSC-2955); D 567: Schuchter (Tudor 744/46); Menuett D 568: Schuchter (Tudor 750/752)

Peter Cossé † [20.06.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Klaviersonate Es-Dur op. 122 D 568 00:25:47
5Impromptu Nr. 1 f-Moll op. 142 Nr. 1 D 935 Nr. 1 00:10:43
6Impromptu Nr. 2 As-Dur op. 142 Nr. 2 D 935 Nr. 2 00:07:52
7Impromptu Nr. 3 B-Dur op. 142 Nr. 3 D 935 Nr. 3 00:10:55
8Impromptu Nr. 4 f-Moll op. 142 Nr. 4 D 935 Nr. 4 00:06:03

Interpreten der Einspielung

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