Magdalena Kožená
Monteverdi • La Cetra
DGA 479 4595
1 CD • 77min • 2014
25.03.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Selbst die puristischen Vertreter der historischen Aufführungspraxis (pardon, heute heißt sie politisch korrekt „historisch informierte Aufführungspraxis“) konnten und wollten nicht verhindern, dass Sängerstars ihre Deutungen hinsichtlich der Musik von Claudio Monteverdi ablieferten. Dies konnte zu durchaus fruchtbaren Begegnungen führen wie zum Beispiel bei der Zusammenarbeit von Nikolaus Harnoncourt mit Cathy Berberian – auf der anderen Seite versuchen immer wieder solche Sänger wie etwa ein heute umjubelter Tenor (der mit den dicken Augenbrauen) ihre aufgestauten Verdi- und Puccini-Energien auf Monteverdis Kosten auszuleben.
Die vorliegende Aufnahme mit Magdalena Kožená liegt in dieser durchaus kontroversen interpretatorischen Palette quasi in der Mitte. Denn diese wahrhaft fabelhafte Sängerin verleiht den szenisch erdachten Stücken wie Lamento della Ninfa (tr. 2) oder den Arien der Kaiserin Ottavia aus L’incoronazione di Poppea (tr. 5 und 8) eine schier unglaubliche Intensität; selten erlebt man das Duett „Pur ti miro“ des Nero und der Poppea (tr. 12, mit der Sopranistin Anna Prohaska) derart lasziv-erotisch und bis zu den letzten Tönen so langsam-genüßlich ausgekostet. Weniger überzeugend erscheinen die etwas aufgeputscht wirkenden Wiedergaben der kleinen Canzonetten Monteverdis, die hier – nicht zuletzt durch das ansonsten vorzügliche Instrumentalspiel des La Cetra Barockorchester Basel – eine zwar reizvolle, aber mitunter doch aufdringliche klangliche Untermalung durch die reichliche Verwendung der Schellentrommel und improvisierter Passagen erfahren.
Ein interessantes Experiment ist die Wiedergabe des Combattimento di Tancredi e Clorinda, in dem Magdalena Kožená alle drei Partien (Erzähler, Tankred und Klorinda) übernimmt. Kožená meistert all diese Rollen höchst eindrucksvoll; dennoch werden die Kontraste zwischen neutralen und hochexpressiven Momenten in den drei unterschiedlichen Rollen zu einheitlich auf Dramatik zugespitzt – gerade diese Annäherungsweise läßt dann die stets changierenden Stimmungen und Spannungen des Werkes nicht in deren voller Ausdrucksvielfalt erklingen.
Dr. Éva Pintér [25.03.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claudio Monteverdi | ||
1 | Zefiro torna | 00:06:52 |
2 | Lamento della Ninfa | 00:08:01 |
3 | Quel sguardo sdegnosetto (Scherzi Musicali a voce sola) | 00:03:52 |
Marco Uccellini | ||
4 | Aria sopra La Bergamasca für 2 Violinen und Basso continuo (aus: Sonate, Arie et Correnti a due e tre; Drittes Buch) | 00:04:58 |
Claudio Monteverdi | ||
5 | L' Incoronazione di Poppea | 00:05:00 |
6 | Con che soavità (aus: Settimo Libro de' Madrigali) | 00:05:21 |
Tarquinio Merula | ||
7 | Ballo detto Pollicio (aus: Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camera op. 12) | 00:02:02 |
Claudio Monteverdi | ||
8 | Addio, Roma! | 00:04:16 |
9 | Damigella tutta bella (Scherzi Musicali a tre voci) | 00:02:48 |
Biagio Marini | ||
10 | Passacalio a quattro op. 22 (Per ogni sorte di strumento musicale diversi generi di sonate, da chiesa, e da camera) | 00:06:05 |
Claudio Monteverdi | ||
11 | Il Combattimento di Tancredi e Clorinda | 00:21:14 |
12 | Pur ti miro | 00:05:15 |
Interpreten der Einspielung
- Magdalena Kožená (Mezzosopran)
- Anna Prohaska (Sopran)
- David Feldman (Countertenor)
- Jakob Pilgram (Tenor)
- Michael Feyfar (Tenor)
- Luca Tittoto (Bass)
- La Cetra Barockorchester Basel (Orchester)
- Andrea Marcon (Dirigent)