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Besprechung CD

Kaikhosru Sorabji 100 Transcendental Studies

Fredrik Ullén

BIS 1853

1 CD • 79min • 2014

21.09.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Kaikhosru Shapurji Sorabji (1892-1988) stammt zwar aus einer indischen Parsi-Familie, verbrachte jedoch sein ganzes langes Leben in Großbritannien. Falls ein Zeitungsmensch ihn etwa nach seiner „indischen“ Musik fragte, beschimpfte Sorabji ihn als „journalistische Canaille“ und warf ihn sofort heraus. Die immer wieder kolportierte Legende, Sorabji habe jahrzehntelang die Aufführung seiner Werke verboten, stimmt allerdings so nicht: Künstler seines Vertrauens – dazu gehörten zum Beispiel die Pianisten John Ogdon und Geoffrey Douglas Madge – durften sehr wohl seine Werke öffentlich spielen. Sorabji komponierte zum größten Teil Klaviermusik, und die reichte von Miniaturen und Aphorismen bis zu riesigen, mehrstündigen Variationszyklen. Vieles davon harrt bis heute der Uraufführung; Sorabji, dessen Hausgötter Johann Sebastian Bach, Franz Liszt, Charlers Valentin Alkan, Aleksandr Skrjabin und Ferruccio Busoni waren, ist mit seinem hyperchromatischen und hyperpolyphonen Stil zwischen vorübergehenden tonalen Ruhepunkten und Fast-Atonalität immer noch ein Geheimtip. Daß die meisten seiner Werke technisch ungeheuer aufwendig sind, tut ein übriges dazu.

Der schwedische Pianist Fredrik Ullén, der schon verschiedentlich das scheinbar Unspielbare möglich gemacht hat, beschäftigt sich seit inzwischen vielen Jahren mit dem zwischen 1940 und 1944 entstandenen gewaltigen Zyklus der Einhundert Transzendentalen Etüden von Sorabji, woraus er nun die vierte Folge mit den Etüden Nr. 63-71 vorlegte. Waren die ersten Etüden noch, ähnlich wie bei dem offensichtlichen Vorbild Franz Liszt, durch spezifische technische oder formale Problemstellungen geprägt und dementsprechend von überschaubarer Länge oder eben auch Kürze, so werden im Verlaufe des Zyklus die Etüden freier und rhapsodischer, was dazu führte, daß in dieser Folge nach gerade neun Etüden die CD aber restlos voll war. Auch hier schafft es Ullén, die ausufernde Polyphonie Sorabjis so aufzuhellen, daß man die Mittelstimmen verfolgen und die sehr eigene Harmonik des Komponisten nachvollziehen kann. Es ist ein wahrer Klang-Urwald, irgendwie neben der „üblichen“ Musikgeschichte, aber mit durchaus faszinierenden Zügen. Bis zur Vollendung dieser Einspielungsserie dürften noch einige Jahre vergehen. Das Warten aber lohnt sich.

Dr. Hartmut Lück † [21.09.2015]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Kaikhosru Shapurji Sorabji
1Transcendental Studies (1940/1944) 01:19:26

Interpreten der Einspielung

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