Nachtgesang Schubert im Freundeskreis
Bayer Records BR 100 313
1 CD • 74min • 2013
24.04.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist dies nicht das erste Recital, das den Liedkomponisten Franz Schubert im Umfeld seiner Freunde in den Focus stellt, doch es gewinnt dem Thema viele neue Farbtupfer ab. Mehr als die Hälfte der 25 Titel wurde hier überhaupt zum ersten Mal eingespielt. Das meiste davon beansprucht keinen Ewigkeitswert, das Kennenlernen lohnt es aber allemal.
Dass Johann Michael Vogl (1768-1840), der legendäre Interpret von Schuberts Liedern, auch selbst komponiert hat, dürfte wenig bekannt sein. Vier Titel auf Texte u. a. von Goethe und Shakespeare beweisen handwerkliches Geschick und sicheren Geschmack, ohne Originalität zu beanspruchen. Der auch von Beethoven geschätzte Anselm Hüttenbrenner (1794-1868) blieb zwar im Schatten Schuberts, war aber ein durchaus eigenständiger Schöpfer von etwa 250 Liedern, die überwiegend einen empfindsamen Ton anschlagen. In der vorliegenden Auswahl sind seine Version von Heines „Du bist wie eine Blume“ und sein „Nachruf an Franz Schubert“ von besonderem Interesse. Der nachmals auch auf dem Gebiet der Oper sehr erfolgreiche, nach seinem Tod wieder in Vergessenheit geratene Franz Lachner (1803-1890) lässt in seinen Vertonungen von Texten Hoffmann von Fallerslebens ein frisches, sanguinisches Musikertemperament erkennen, besonders der „Libellentanz“ prägt sich dem Ohr ein.
Schubert selbst ist mit neun Liedern vertreten, deren Texte zum großen Teil von seinen Freunden Franz von Schlechta, Eduard von Bauernfeld, Johann Mayrhofer und Franz von Schober stammen; neben den populären Titeln „An die Musik“ und „Gretchen am Spinnrad“ findet man weniger Bekanntes wie „Pax vobiscum“. Interessant ist die Gegenüberstellung von „Der Tod und das Mädchen“ nach Matthias Claudius mit dem thematisch identischen, in der Stimmung konträren „Der Jüngling und der Tod“.
Die Sopranistin Angelika Huber hat die Auswahl der Lieder im Booklet sehr informativ und sachkundig kommentiert. Als Sängerin und Interpretin lässt sie jedoch einige Wünsche offen, sowohl in technischer wie gestalterischer Hinsicht ist sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz ausgereift. Die Lieder sind alle mit reinem Herzen, aber ohne künstlerische Raffinesse gesungen, die Herkunft aus dem Kinderchor der Bayerischen Staatsoper kann die Sängerin, vor allem in den angeschliffenen Höhen, nicht verleugnen. Auch der Umgang mit den Texten ist oft noch sehr vage, was umso mehr erstaunt, als Christian Gerhaher, Christoph Prégardien und Brigitte Fassbaender zu ihren Lehrmeistern zählten. Ihr Liedbegleiter Kilian Sprau agiert souverän, aber mit wenigen Ausnahmen eher routiniert als inspiriert.
Ekkehard Pluta [24.04.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Fischerweise op. 96 Nr. 4 D 881 | 00:03:12 |
2 | Der Vater mit dem Kind D 906 (Bauernfeld) | 00:04:23 |
3 | Geheimnis D 491 (An Franz Schubert, 1816) | 00:02:22 |
Johann Michael Vogt | ||
4 | Sehnsucht | 00:02:49 |
5 | Lied der Desdemona | 00:01:54 |
6 | Rhapsodie | 00:01:51 |
7 | Nachtgesang | 00:03:01 |
Franz Schubert | ||
8 | Der Tod und das Mädchen op. 7 Nr. 3 D 531 | 00:02:11 |
9 | Der Jüngling und der Tod D 545 | 00:03:07 |
10 | An die Musik op. 88 Nr. 4 D 547 | 00:02:01 |
Franz Paul Lachner | ||
11 | Ich muss hinaus | 00:02:04 |
12 | Die kleine Maria | 00:03:41 |
13 | Die Schiffahrt | 00:03:55 |
Anselm Hüttenbrenner | ||
14 | Sehnsucht | 00:03:00 |
15 | Am See | 00:03:11 |
16 | Louise | 00:02:13 |
17 | Spinnerlied | 00:02:08 |
18 | Nachruf an Franz Schubert | 00:03:28 |
Franz Schubert | ||
19 | Der Jüngling auf dem Hügel op. 8 Nr. 1 D 702 (1820) | 00:05:12 |
20 | Gretchen am Spinnrade op. 2 D 118 | 00:03:29 |
21 | Pax vobiscum D 551 (Schober) | 00:04:14 |
Franz Paul Lachner | ||
22 | Heimliche Liebe op. 116 Nr. 1 | 00:02:27 |
23 | Frohe Lieder will ich singen op. 116 Nr. 2 | 00:01:49 |
24 | Libellentanz op. 116 Nr. 3 | 00:02:38 |
25 | Könnt' ich meine Seele tauchen op. 116 Nr. 4 | 00:03:31 |
Interpreten der Einspielung
- Angelika Huber (Sopran)
- Kilian Sprau (Klavier)