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Besprechung CD

Brahms

String Quartets

Thorofon CTH2623/2

2 CD • 1h 44min • 2014

14.04.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Als Johannes Brahms die beiden Quartette op. 51 komponierte, war er vierzig Jahre alt. Und auch 1875, bei der Arbeit an seinem Opus 67, war er noch weit von dem verwitterten, zerfurchten Baumbart entfernt, der uns mit poetischer Melancholie vom Cover der vorliegenden Neueinspielung entgegenschaut. Gleichwohl scheint mir das verklärte Konterfei gut gewählt für die Auffassung, die das Philharmonische Quartett Berlin im Umgang mit dieser Musik verrät – eine Ansicht, die mir zugegebenermaßen vom ersten bis zum letzten Augenblick ein höchstes Maß an liebevoller Aufmerksamkeit abzugewinnen vermag, weil sie, Chronologie hin oder her, um jenen herbstlichen Kern kreist, der sich schon aus den Kreationen des jungen Mannes nutzbringend herauspräparieren läßt: Selbst die drei Klaviersonaten sind trotz ihrer vielen aufbrausenden Momente und Themen ja, wie Robert Schumann ganz richtig sagte, „verschleierte” (und nicht etwa verkappte) Symphonien, von lyrischem Hochnebel behauchte Gebilde, die freilich stets Gefahr laufen, von sentimentalen Deutern zu Jammertalsgesängen umgebogen zu werden – was ihrem Komponisten dann wiederum Unrecht täte.

Die gegenwärtige Darstellung der drei Quartette bringt indes eine sehr schöne Überblendung zu Stande. Zupackend genug, um auch nicht für einen Moment langweilig zu werden, erscheint sie mir wie ein abwechslungsreicher Spaziergang im goldenen Oktober: bunte Laubdächer, geerntete Felder in der wundersamen Glut der Abendsonne, eine eher sich an der Poesie des Erblickten ergötzende denn resignierende Wanderung, deren wehmütige Momente nicht Verzicht, sondern tiefe Bereicherung signalisieren. Diese Betrachtungsweise wollte sich mir tatsächlich in einer einzigen „Stelle” konzentrieren: Wenn die Bratsche im Kopfsatz des c-Moll-Quartetts nach dem aufbrausenden Hauptthema auf ihrem oktavierten G innehält, um die Takte 7 und 8 zu verklammern – dann bindet dieser gedeckte, nach weichen Tannennadelteppichen duftende Ton gewissermaßen die ganze Essenz der Werke in sich wie das winzige Sandkorn, das die Kindliche Kaiserin dem neuen Schöpfer von Phantásien aushändigt. Anders als Bastian Balthasar Bux lassen sich die vier Berliner Musiker dann aber nicht zu interpretatorisch-virtuosen Eskapaden hinreißen. Ihr vorzügliches Timing – man höre beispielsweise den ein- und ausatmenden Schlußakkord des in Rede stehenden c-Moll-Satzes – und eine nicht minder ausgezeichnete Klangregie, deren Nachhall eine angenehme, behagliche Rundung erzeugt, dazu die insgesamt transparente und „entspannte” Spannung resultieren in einer regelrechten Fortsetzungsgeschichte. Dass dabei im Opus 67 die Auseinandersetzung mit Beethovens fünfter Symphonie nicht im selben Maße stattfindet, wie ich sie jüngst in einer SWR-Aufnahme des LaSalle-Quartetts [Klassik-Heute, hänssler classic 94.228 vom 25.02.2015] so überdeutlich vernehmen konnte, tut der Produktion keinen Abbruch: Wo kämen wir auch hin, wenn immer alles in einer einzigen Aus- oder Aufführung enthalten sein sollte? Zu der wertlosen Schmiererei des hyperperfektionistischen Malers Frenhofer, den Honoré de Balzac in seinem „Chef-d’œuvre inconnu” scheitern ließ.

Rasmus van Rijn [14.04.2015]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51 Nr. 1 00:33:01
5Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51 Nr. 2 00:34:32
CD/SACD 2
1Streichquartett Nr. 3 B-Dur op. 67 00:35:49

Interpreten der Einspielung

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