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Besprechung CD

David Popper

Cello Concertos 1-3

cpo 777 821-2

1 CD • 61min • 2011

16.09.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Schon vor gut anderthalb Jahrzehnten, als Wen-Sinn Yang für das kleine, leider viel zu früh wieder von der Bildfläche verschwundene Label LaVergne die Bachschen Solosuiten einspielte und anschließend seine erste Begegnung mit Carl Davidoffs Cellokonzerten Nr. 1 und 2 vorlegte, hatte man schnell konstatiert, dass er ein ebenso vornehmer und feinsinniger wie überaus virtuoser Künstler ist. Daran hat sich natürlich grundlegend nichts geändert. Und doch ist in der jüngsten Vergangenheit, wo er nach den Davidoff-Konzerten Nr. 3 und 4 (cpo 777 432-2) und mancherlei exponierten Aufgaben als Kammermusiker mit den ersten drei Konzerten David Poppers ins Studio (des Westdeutschen Rundfunks) ging, eine Reife zu beobachten, die gerade dieser leicht unterschätzten – und im begleitenden Text tatsächlich auch verkannten – Musik des cellospielenden Komponisten oder komponierenden Cellisten aus Prag über die Maßen zuträglich ist. Wen-Sinn Yangs Ton ist noch singender und intensiver geworden. Er entfaltet eine noch größere Suggestivkraft, weckt damit schon im ersten Einsatz des jugendliche Opus 8 höchste Erwartungen und schafft es im Verein mit der vorzüglichen „Begleitarbeit” des WDR Funkhausorchesters Köln unter einem sehr elastisch mitgehenden Niklas Willén, diesem Werk so viel Spannung zu entlocken, dass das Interesse nirgends erlahmt und wir vergnügt die formalen und gestischen Zeit-Zeichen registrieren, mit denen der Komponist sich hier als Kenner der großen Literatur erweist – wobei die charakteristischen Abstecher in die Opernszene vor allem unterhalten: Die Gesangsszene des Mittelsatzes und das „quasi recitativo” am Anfang des Schlußsatzes („O Freunde ...”) sollten selbst den „langen Ohren”, wie sie die Mozarts nannten, nicht verborgen bleiben.

Beinahe selbstverständlich befleißigte sich der mittlerweile 37-jährige Komponist in seinem zweiten Konzert eines anderen Tonfalls. Der Kopfsatz ist trotz seiner weit ausgesponnenen Kantilenen herber, dramatischer, rhetorischer und somit im positiven Sinne noch „szenischer”: Im Zentrum steht ein gewissermaßen pastorales, unwiderstehlich schönes Andante, worin sich Popper verblüffende harmonische Extravaganzen leistet, bevor der abschließende slawische Tanz nun in gänzlich ferne Gegenden führt. Die Musik darf in Frühlingsstimmen zwitschern, dezent an das Rezitativ des Opus 8 erinnern – und endlich Wen-Sinn Yang mit furiosen Figuren bis in den ewigen Schnee emporsteigen lassen („hinterm Griffbrett geht es weiter”), dass einem schwindlig werden will. Und doch sind das keine zirzensischen Drahtsaitenakte, an denen wir beim zweiten oder spätestens dritten Hören den Geschmack verlören, wie auch das dritte, einsätzige Konzert G-Dur op. 59 bei unvoreingenommener Betrachtung weit besser abschneidet, als einem das die beigefügten „Erläuterungen” wollen glauben machen. Gewiß konzentrieren sich hier die Ereignisse auf kaum mehr als zehn Minuten. Dass sich aber, wie behauptet wird, „Poppers genuine musikalische Fantasie in der gebotenen Kürze nicht voll entfalten kann”, widerspricht den vernehmlichen Tatsachen: Die in sich zusammengedrängte Sonatenform, worin die Durchführung zugleich als langsamer Mittelsatz dient; die weithin sehnsuchtsvolle, gleichwohl mit einigen fröhlichen Jodlern gespickte Expression; und die straffe, konzentrierte Handlung dieses schlüssigen Bildes stehen jedenfalls hinter der Kunstfertigkeit der früheren Schöpfungen nicht zurück. Erfreulicherweise haben das Wen-Sinn Yang und das WDR Funkhausorchester unter seinem offenbar gutgelaunten Dirigenten auch bemerkt.

Rasmus van Rijn [16.09.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
David Popper
1Violoncellokonzert Nr. 1 d-Moll op. 8 00:22:15
4Violoncellokonzert Nr. 2 e-Moll op. 24 00:27:32
7Violoncellokonzert Nr. 3 G-Dur op. 59 00:10:34

Interpreten der Einspielung

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