Clara & Robert Schumann Romanzen
Ars Produktion ARS 38 526
2 CD • 2h 03min • 2013
28.05.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die neueste Veröffentlichung aus dem Hause Ars Produktion widmet sich dem Gesamtwerk für Violine und Viola von Robert und Clara Schumann. Im Mittelpunkt dieser Doppel-CD stehen (trotz des CD-Titels „Romanzen“) die drei formal hoch konzentrierten Violinsonaten Robert Schumanns. Mit ihrem unverkennbaren Hang zur Monothematik sucht man in ihnen wirkliche Themendualität vergebens. Vielmehr sieht man sich Ausgangsgedanken gegenüber, die fortwährend Veränderungen unterworfen werden und dabei das musikalische Geschehen über Satzgrenzen hinweg zusammenhalten. Es ist diese faszinierende Einheit von Poesie, kontrapunktischer Kunstfertigkeit und Virtuosität, dazu die untrennbare Einheit, das gleichberechtigte Duettieren von Violine und Klavier, was diese drei Sonaten vor allen anderen auszeichnet. Dem begegnen der Geiger (und Bratschist) Georg Hamann und die Pianistin Beata Beck mit konzentrierter Hingabe, mit einer überzeugenden Portion Gewandtheit, Einfühlung und Unmittelbarkeit. Womit ich schon beim Wesentlichen meiner Rezension angekommen bin. Hamann und Beck sind gestalterisch immer präsent, verlieren nie die Übersicht, große Gesten und Versonnenes halten sie stets in Balance, ihre Konzentration gilt dem Augenblick wie den großen Zusammenhängen; sie beweisen einen wachen Instinkt für das gesangliche und motorische Moment und gelangen somit zu einer wohl ausgewogenen Konversation. Insofern lassen sie innerhalb der Sonaten kaum etwas ungesagt. Sie agieren klar und unaffektiert.
Aber mir kommt es so vor, als seien sie peinlichst darauf bedacht, jegliche Ausreißer in Sachen Tempi, Dynamik, Farbgebung, Kontrasten, vor allem aber in Sachen Ausdruck zu vermeiden; als sei Ausgleich die Maxime ihrer Schumann-Sicht. Diese Scheu führt aber leider zu einer Einebnung der unterschiedlichen und recht zerklüfteten Ausdruckswelten. Mir sind die Satzcharaktere einfach zu wenig ausgeprägt. So ist mir beispielsweise das kraftvoll motorische Finale der a-Moll-Sonate op. 105 mit seinem polyphonen Katz-und-Maus-Spiel (welches Schumann sich übrigens „unwirsch“ und „ungestüm“ vorgetragen wünschte) eindeutig zu verhalten; mit ähnlich angezogener Handbremse gehen Beck und Hamann etwa das scharf rhythmisierte Scherzo der Sonate d-Moll op. 121 oder das energisch markante Finale der dritten, der sogenannten F-A-E-Sonate an. Ein nicht unerhebliches Maß an Spannung in diesen so spannungsreichen Werken geht somit verloren.
Was nun die lyrisch volksliedhaft anmutenden kleinen Formen angeht, die Fantasiestücke op. 73, die Romanzen op. 94, die Märchenbilder für Klavier und Viola op. 113 und Clara Schumanns Romanzen op. 22, so pendelt Hamanns und Becks musikalisch-poetisches Verständnis zwischen einem klaren Ordnungssinn und Mut zum Sentiment, in dem lyrische, elegische und dramatische Momente durchaus ihren Platz haben. Die beiden aus Wien stammenden Interpreten offenbaren einen feinen Erzähl-Ton, dem allerdings das bewegende Element fehlt, womit der vibrierenden Poesie und Leidenschaft dieser wundervollen Miniaturen die Chance genommen wird, wirklich zu Herzen zu gehen. Auch scheinen sie sich in Sachen Ausdrucksintensität nicht immer einig zu sein. Dazu kommt ein insgesamt unbefriedigendes Klangbild. Der Flügel, ein Bösendorfer-Imperial, klingt recht dumpf, Geige und Bratsche kommen etwas schwach auf der Brust daher. Ob es nun an der Aufnahmetechnik, den Instrumenten oder den Interpreten liegt: Einen präsenteren, wandlungsfähigeren, ja auch den Mut zu gelegentlich großem Ton hätte ich mir schon gewünscht. Und ein Mehr an artikulatorischen und phrasierungstechnischen Nuancen.
Christof Jetzschke [28.05.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Drei Romanzen A major op. 94 for Oboe and Piano | 00:10:50 |
Clara Schumann | ||
4 | Drei Romanzen aus op. 22 for Violin and Piano | 00:10:25 |
Robert Schumann | ||
7 | Fantasy Pieces op. 73 for Violoncello and Piano | 00:10:46 |
10 | Sonate Nr. 1 a-Moll op. 105 für Violine und Klavier | 00:18:11 |
13 | Märchenbilder op. 113 für Viola und Klavier | 00:15:28 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Sonate Nr. 2 d-Moll op. 121 für Violine und Klavier | 00:33:57 |
5 | Sonate Nr. 3 a-Moll WoO 2 für Violine und Klavier | 00:23:41 |
Interpreten der Einspielung
- Georg Hamann (Violine)
- Beata Beck (Klavier)