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Besprechung CD zum Thema
Junge Streichquartette

Fuchs - Brahms

Clarinet Quintets

CAvi-music 8553300

1 CD • 71min • 2013

10.04.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Die Gattung des Quintetts für Klarinette und Streichquartett ist seit dem unübertroffenen Klarinettenquintett Wolfgang Amadeus Mozarts besonders reichlich bedacht worden (mit entsprechenden Werken von Anton Reicha, Louis Spohr, Carl Maria von Weber, Giacomo Meyerbeer, Johannes Brahms, Robert Fuchs, Charles Villiers Stanford, Stephan Krehl, Ewald Strässer, Alexander Glasunov, Ferruccio Busoni, Max Reger, Franz Schmidt, Henri Marteau, Samuel Coleridge Taylor, Josef Holbrooke, Franz von Hoeßlin, Egon Wellesz, Hans Gál, Egon Kornauth, Arthur Bliss, Gordon Jacob, Herbert Howells, Paul Hindemith, Alexandre Tansman, Quincy Porter, Günter Raphael, Ernst Hermann Meyer,Benjamin Frankel, Karl Höller, Elliott Carter, Bernard Herrmann, Jean Françaix, David Diamond, Milton Babbitt, Robert Simpson, Friedrich Cerha, Edison Denisov, Harrison Birtwistle, Ketil Hvoslef, Tristan Keuris, Anders Eliasson, Nicola Lefanu, Kalevi Aho, Wolfgang Rihm, Simon Holt, Osvaldo Golijov und vielen anderen. Darunter finden sich außer allerhand Prominenz einige Meisterwerke, unter denen diejenigen von Weber, Brahms, Reger, Schmidt, Bliss und Hindemith es mehr oder weniger ins ständige Repertoire geschafft haben.

Nicht nur herausragende neuere Quintette wie diejenigen von Eliasson, Hvoslef, Keuris oder Aho sind dringend eingehenderer Beachtung wert, sondern auch viele Kompositionen der klassischen Moderne und aus der romantischen Epoche; mit dem 1917 geschriebenen späten Quintett von Robert Fuchs haben die Musiker eine sehr naheliegende Kombination für das Brahmssche Werk gefunden. Fuchs war ja sehr gut mit Brahms befreundet und einer der wenigen, denen Brahms große Wertschätzung entgegenbrachte. Brahms wusste um Fuchs’ Qualitäten und war sich auch klar darüber, dass diese weniger im Tiefgang als in Charme und musikantischer Unmittelbarkeit lagen.

Nachdem er eine der heute noch beliebten Streicherserenaden von Fuchs gehört hatte, in welcher sich unüberhörbare Anklänge an Johann Strauß d. J. fanden, ließ er sich zu dem Bonmot „Fuchs, die hast du ganz gestohlen“ hinreißen. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, dass Fuchs nun hier die späte Ehre zuteil wird, an der Seite seines großen Freunds präsentiert zu werden. Sein Klarinettenquintett ist ein veritables Werk von beträchtlichem Umfang, handwerklich meisterhaft gearbeitet, von betörender Schönheit und eingehender Melodik. Am direktesten fesselt es wie so oft im rhythmisch entzückenden, etwas altväterlichen und dabei so wunderbar naiv launigen Scherzo, einem kurzweiligen Allegro scherzando. Die Ecksätze sind verhalten lyrisch, das zentrale Andante sostenuto umschmeichelt uns mit aller Zartheit.

Dass diese Musik so gewinnend rüberkommt, verdankt sie zudem der durchweg liebevollen, hochkultivierten, feinsinnigen Aufführung, die technische Perfektion und makellose Tonschönheit als selbstverständlich voraussetzt. Das kommt auch der Darstellung des Brahms-Quintetts in einem Ausmaß zugute, die alles Gewohnte weit hinter sich lässt. Zarter, sensitiver, zauberhafter, durchsichtiger und zugleich in den Linien klanglich verschmelzender, intimer, weniger auf Effekt, Virtuosität und Kraftmeierei angelegt lässt sich das nicht vorstellen. Dabei bleibt keiner der Beteiligten hinter den anderen zurück. Wenn es an etwas gelegentlich ein wenig mangelt, so ist es die Entfaltung des dramatischen Potentials, der Wucht und offenen Leidenschaftlichkeit, die ja auch zum Spektrum von Brahms’ Musik gehört. Ich gestehe, dass mir das Werk viel lieber ist so, wie es hier geboten wird, als in vielen prätentiöseren, auftrumpfenderen, harscheren Aufführungen. Doch gerade diese Musiker hätten die Fähigkeit, auch bei größerer Kraftentfaltung dasselbe Maß an Kultiviertheit, Wendigkeit und Balance zu realisieren wie in der vollendeten Abtönung des Zarten, Subtilen, Elegischen. Doch natürlich: diese kritischen Anmerkungen sind angesichts der offenkundigen Qualitäten marginal, wie auch die Aufforderung, bei Fuchs etwas mehr Risikofreude bezüglich eines aus der Energie der Linienführung sich anbietenden, feinen Rubatos aufzubringen – der Weg zum Walzerkönig ist ja nicht so weit… All dessen eingedenk, handelt es sich um eine zeitlos grandiose Einspielung, die auch in klangtechnischer Hinsicht vorzüglich realisiert ist.

Christoph Schlüren [10.04.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Fuchs
1Klarinettenquintett Es-Dur op. 102 00:32:00
Johannes Brahms
5Clarinet Quintet b minor op. 115 for Clarinet, 2 Violins, Viola and Violoncello 00:39:15

Interpreten der Einspielung

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