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Besprechung CD

Robert Schumann Symphonic Works

cpo 777 719-2

1 CD • 66min • 2011

23.01.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Seltsam, dass mir ausgerechnet die Szene aus Curt Goetz’ einzigartigem Lustspiel „Hokuspokus“ einfiel, in welcher der Zeuge Munio Eunano (alias Joachim Teege) vor der Stragerichtskammer erklärt, man habe die Teer- und Tangflecke in der Reinigung nicht aus dem verschmutzten Kleid herausbekommen, sondern nur die ,blauen Tupfen′ – weshalb man, wie er unter allgemeinem Gelächter der Anwesenden mit wichtiger Miene hinzufügt, auch nichts berechnet habe... – als die Chemnitzer Robert-Schumann-Philharmonie bei mir daheim kaum eine Minute lang mit Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 ihres Namenspatrons beschäftigt war: Es wird wohl die Erleichterung darüber gewesen sein, dass niemand die Fülle an feinen Farben, die einem hier von Anfang an ins Gemüt springen, vor der Veröffentlichung hat chemisch behandeln lassen – dabei wären nachher nicht nur die exzellenten Tupfen herausgegangen, sondern wahrscheinlich hätten auch die äußerst zart gesponnenen elastischen Bänder gelitten, mit denen die nicht ganz unproblematische, vielfach „so nebenher” dirigierte Beinahe-Sinfonie in Schwung und zusammengehalten wird. Die Bläser wie ein Soufflé oder wie kleine Wölkchen, die man so über′n Himmel hauchen sieht, die Streicher geschmeidig und vor allem in der Gigue behende und mutwillig hüpfend, die Stimmführungen zum Hinterdreinkriechen schön, das Ganze ein launiges (und dennoch in seinen Grillen ernstgenommenes) Spiel, das nach der Gesamteinspielung der sinfonischen Tetralogie (cpo 777 536-2) erneut mit Nachdruck demonstriert, dass Frank Beermann „seinen“ Schumann intus hat – was noch deutlicher wird, wenn er sich mit drei der späten und zum Teil nun wahrhaft heiklen Ouvertüren beschäftigt. Sicher, das Vorspiel zu Manfred ist naturgemäß bis zum Bersten von verschrobener Energie erfüllt (es wird schon einen Grund geben, warum man hier einen der wenigen augenfälligen Momente findet, den Gustav Mahler aus Robert Schumanns Schaffen zitiert hat); doch Beermann gelingt es, das „assoziative“ Komponieren in diesem wilden Stück so kräftig auszuleuchten, dass dieser Manfred hinter Beethovens Ziehtochter Leonore herzujagen scheint.

Noch beachtlicher gerät die Rettung der Ouvertüren zu Julius Cäsar (das körperreiche Blech imponiert mit einem goldenen Glanz, der sich höchst angenehm im Raum ausbreitet) und zu „Hermann und Dorothea“, worin sich die oft zur Bouillabaisse eingekochte Marseillaise als äußerst angenehme Protagonistin stimmungsvoll durchs Gefüge schlängelt: Da bleibt das „Bedauern“ über den Tischerücker und Klopfgeisterjäger aus, während sich der Wunsch, man möchte dieselbe Formation mit den gehörigen Solisten denn auch durchs komplette konzertante Schaffen unseres sächsischen Rheinländers schicken, kaum mehr zu unterdrücken ist.

Schließlich muß man auch die sogenannte Zwickauer Symphonie des jungen Schumann gehört haben: Manches darin, vor allem die brodelnden, fäusteschwingenden Motive und die eine oder andere Anspielung, dazu ein paar instrumentatorische Knalleffekte, die, obzwar noch nicht ausgereift, gerade in ihrer Ruppigkeit was ungemein Echtes haben – das ist bis zum letzten knirschenden Akkord noch einmal ein rechtes Vergnügen. Hier freilich wären die Tupfen auch nach mehrfacher Behandlung nicht ‘rausgegangen.

Rasmus van Rijn [23.01.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52 00:17:34
4Manfred-Ouvertüre op. 115 00:10:14
5Julius Caesar op. 128 (Ouvertüre zu Shakespeares Schauspiel) 00:09:16
6Hermann und Dorothea b-Moll op. 136 (Ouvertüre) 00:09:25
7Sinfonie g-Moll WoO 29 (Zwickauer) 00:19:41

Interpreten der Einspielung

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