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Besprechung CD

Dmitri Kabalevski

Cello Concertos 1 & 2

cpo 777 668-2

1 CD • 69min • 2009

22.01.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ein höchst ausführlicher Booklet-Essay von Eckhart van den Hoogen setzt sich hier intensiv und beredt mit der Ambivalenz der Erscheinung des russischen Klassikers der Moderne Dmitri Kabalevsky auseinander, und wirft neben der reichlichen und sachlich anschaulichen Information zu den vorgestellten Werken einige allgemeine Fragen auf, ohne dem Hörer im offensichtlich psychologisch undurchschaubaren Geflecht eine eindeutige Antwort aufzudrängen. Kabalevsky war linientreu in der stalinistischen Diktatur. Kabalevsky war ein wunderbarer Meister der konventionellen und miniaturhaften Formen. Kabalevsky war kein Originalgenie vom Schlage Schostakowitschs, Prokofieffs, Chatschaturians, Babadjanians oder Weinbergs. Er war jedoch ein Mann mit klaren künstlerischen Idealen, der eine große Liebe für die Erziehung der musikalischen Jugend mit wertvollem, musikantisch zündendem und allgemeinverständlichem Stoff hegte. Er war ein exzellenter Handwerker, dessen Melodik von großer Eleganz und bisweilen sogar ergreifender Innigkeit charakterisiert ist, ein glänzender Orchestrator, ein souveräner Beherrscher der harmonischen Mittel, der motivischen Arbeit, der schlüssigen und durchaus auch unkonventionellen Formung, und auch ein vitaler Rhythmiker. Es macht also Spaß, seine Musik zu spielen und zu hören, solange sie nicht – was selten der Fall ist – einem aufgesetzten Pathos erliegt oder allzu trivial lärmend daherkommt. Man muss sie nicht kennen, aber man wird gut unterhalten, und dem Kenner bietet sich, hat er Sinn für Subtilitäten, allerhand erlesener Genuss en detail.

Für mich ist Kabalevskys Schaffen im allgemeinen ungefähr so bedeutend das meiste von Camille Saint-Saëns: Mir fehlt nichts, wenn ich es nicht höre, doch die sinnliche Brillanz und ehrliche Professionalität halten mich bei Laune. So ergeht es mir auch mit den beiden Cellokonzerten (die ungefähr so substanziell und einprägsam sind wie die beiden von Saint-Saëns): die gehören zu den Konzerten im vergangenen Jahrhundert, die praktisch jedem Konzertgänger gefallen dürften, und sie bereichern den ohnehin reichen Vorrat herausragender sowjetischer Cellokonzerte in abwechslungsreicher, solistisch äußert dankbarer und in jeder Hinsicht kurzweiliger Weise. Außerdem hat nicht nur der Solist technisch Anspruchsvolles zu leisten, sondern auch das Orchester und seine Bläsersolisten dürfen zeigen, was sie können. Das viel umfangreichere und in der zyklisch verschränkten Gesamtform besonders gelungene zweite Cellokonzert von 1964 ziehe ich dabei dem ebenfalls sehr schönen und vielleicht immer noch bekannteren, kurz nach dem Krieg entstandenen ersten Konzert vor.

Wer sich die Werke besorgen möchte, ist hier ausgezeichnet beraten. Thorleif Thedéen agiert in diesen Werken sowohl in den weit ausschwingenden Gesangslinien als auch im rasanten Figurenwerk ein höchst präsenter und technisch und tonlich als sehr beeindruckender Protagonist, und die NDR Radiophilharmonie Hannover besticht unter Eiji Oue mit besonders schwungvoll exaktem Rhythmus. Dies gilt auch in den beigegebenen vier Stücken aus der berühmten Colas Breugnon-Schauspielmusik, wo neben der viel gespielten Ouvertüre und zwei weiteren schmissigen Nummern auch die große Klage‚ ,Fleau publique’ erklingt – auch den tragischen Ton hat Kabalevsky in Vollendung drauf, nur frage mich, bei allem Beeindrucktsein, ob das dann doch so ganz echt ist. Ich will es ja gar nicht drauf anlegen, etwa mit dem langsamen Satz aus Schostakowitschs Fünfter Sinfonie oder ähnlich existenziellen Trauermusiken zu vergleichen, aber gerade, indem es so makellos gelungen ist, ohne ein spezifisch originäres Merkmal zu offenbaren, bleibt mir ein seltsamer Beigeschmack zurück. Vielleicht zu Unrecht.

Christoph Schlüren [22.01.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Dimitri Kabalewsky
1Violoncellokonzert Nr. 1 g-Moll op. 49 00:19:13
4Violoncellokonzert Nr. 2 op. 77 00:29:10
7Colas Breugnon op. 24a (Suite) 00:20:23

Interpreten der Einspielung

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