cpo 777 738-2
1 CD • 73min • 2009
07.05.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ferdinand Ries (1784-1838), Schüler und lange Zeit Mitarbeiter Ludwig van Beethovens, hatte schon einige Erfahrung als Dirigent und Komponist, als er von den Veranstaltern des Niederrheinischen Musikfestes 1829 in Aachen den Auftrag für ein Oratorium enthielt. Es war eine Herausforderung, für die er sich nach anfänglichem Zögern künstlerisch entzünden konnte.
Das Libretto stammte von dem kurfürstlich-hessischen Hofrat Johann Baptist Rousseau, der nicht mit dem französischen Philosophen verwandt ist, aber auch philosophische Neigungen hatte. Der Oratorientext, der keine eigentliche Handlung enthält, ist ein fast abendfüllender Diskurs zwischen Gläubigen und Ungläubigen, die am Ende, verbal mürbe gemacht, zu Kreuze kriechen: „Wir erkennen deine Macht in den Höhn!“
Man muß Ries zugute halten, dass er aus diesem gedanklich dünnen, sprachlich formelhaften Text einige musikalische Funken zu schlagen verstand. Stilistisch kommt da viel zusammen: Reminiszenzen an das barocke Oratorium verbinden sich mit romantischer Subjektivität, einige Nummern, etwa das Quartett im 2. Teil, sind ausgesprochen opernhaft ausgeführt, mehr als einmal werden Erinnerungen an Beethovens Fidelio wach.
Doch diese Melange verfehlt ihre Wirkung nicht, wenn sie so überzeugend präsentiert wird wie hier. Hermann Max hat mit der Rheinischen Kantorei und dem Instrumental-Ensemble Das Kleine Konzert schon vor einigen Jahren dem Ries-Oratorium Könige in Israel einen starken Achtungserfolg errungen (cpo 777 221-2). Auch diesmal legt er sich ins Zeug, als gelte es, einen Händel des 19. Jahrhunderts zu entdecken. Die Rheinische Kantorei, die hier den Hauptanteil der Musik zu bestreiten hat, setzt auf vokale Prachtentfaltung mehr als auf markante Textgestaltung, und das 40-köpfige Orchester, unterstützt durch die Akustik der Klosterbasilika Knechtsteden, bläst mit Pauken und Trompeten wie zum Jüngsten Gericht. Unter den Vokalsolisten, die ein homogenes Quartett bilden, fällt der schlanke, helle Bass von Markus Flaig besonders positiv auf.
Ekkehard Pluta [07.05.2013]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ferdinand Ries | ||
1 | Der Sieg des Glaubens op. 157 (Oratorium) |
Interpreten der Einspielung
- Christiane Libor (Sopran)
- Wiebke Lehmkuhl (Alt)
- Markus Schäfer (Tenor)
- Markus Flaig (Bass)
- Rheinische Kantorei (Chor)
- Das Kleine Konzert (Orchester)
- Hermann Max (Dirigent)