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Besprechung CD

Georg Philipp Telemann

Lukas Passion 1728

cpo 777 754-2

2 CD • 1h 43min • 2012

19.06.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Obwohl mit der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach gleichzeitig entstanden, wartet die 1728 geschriebene Lukaspassion von Georg Philipp Telemann mit einer völlig anderen Betrachtungsweise der Passionsgeschichte auf. Anstelle des musikalischen Handlungsablaufs einer oratorischen Passion – Rezitative aus dem jeweiligen Evangelium, kommentierende Arien (bzw. Chöre) und Choräle – bietet dieses Werk eine einzigartige inhaltlich-strukturelle Zusammenstellung. Telemanns Lukaspassion besteht aus fünf Teilen, die jeweils in drei Abschnitte gegliedert sind: der eigentlichen Passionserzählung (hier "Abteilung" genannt) wird eine „Vorbereitung" bzw. eine „Gläubige Anwendung" vorangestellt. Die „Vorbereitung" besteht aus einer Parabel aus dem Alten Testament, die sich mit der jeweiligen Szene der Passionsgeschichte verbinden läßt (z.B. der Verkauf von Joseph durch seine Brüder mit dem Verrat von Jesus durch Judas); die darauffolgenden „Gläubigen Anwendungen" sind wie eine Art „Brücke" zwischen den beiden biblischen „Ebenen" zu verstehen.

Entsprechend dieser Struktur wurzelt die musikalische Sprache der Lukaspassion sowohl in dem ausdrucksstarken Stil der Barockoper als auch in der rezitativisch-erzählerischen Darstellungsweise der Passionsgeschichte: die „Vorbereitungen" wie auch die „Gläubigen Anwendungen" (meist jeweils ein Rezitativ und eine Arie) erinnern eindeutig an die barocke Opernbühne; die eigentliche Passionserzählung, in der keine ausgedehnten Arien, sondern lediglich Rezitative, ganz kurze Choreinschübe und Choräle erklingen, ist allerdings nicht minder dramatisch verfaßt.

All diese stilistische Vielfalt kommt in der Wiedergabe der Kölner Akademie unter der Leitung von Michael Alexander Willens vorzüglich zur Geltung. Willens versteht es, beide Stilrichtungen nicht nur kontrastvoll gegenüberzustellen, sondern musikalische Zusammenhänge zwingend zu veranschaulichen: die Rezitative der „Vorbereitungen" und der Passionsgeschichte ähneln sich durch ihre ausdrucksstarke Dramatik, und selbst in den eher straffen Rezitativen der Passionsabschnitte läßt er sich Zeit für tiefe Empfindungen, vor allem in den Worten von Jesu. Die vokale wie instrumentale Leistung ist beispielhaft. In den Klangproportionen wunderbar ausgeglichen klingt das Instrumentalensemble, z.B. im zweiten Teil, wo das Fagott eine dominierende Rolle spielt; alle Sänger zeichnen sich durch perfekte Stimmtechnik, makellose Intonation und eine äußerst prägnante Textartikulation aus, auch in den sehr transparenten Chorsätzen – kaum zu glauben, dass dieser Produktion eine Live-Aufführung zugrundeliegt.

Ein kleiner Wermutstropfen trübt allerdings doch den herausragenden Gesamteindruck. Bei den Veröffentlichungen der Firma cpo ist man seit je an sehr informative und sorgfältig edierte Begleittexte gewöhnt. Das Booklet der vorliegenden Aufnahme ist zwar wieder einmal hervorragend betextet, wimmelt jedoch von Druck- und Flüchtigkeitsfehlern. Gleich der Titel des Werkes erscheint mal als „Lukas Passion" (auf der Titelseite), mal als „Lukaspassion"; die fehlerhafte Schreibweise eines Wortes ist deshalb besonders erwähnenswert, weil unfreiwillig doppeldeutig: zwischen dem originalen Wort „Übeltäter" und dem gedruckten „Übertäter" gibt es ja doch einen feinen Unterschied...

Dr. Éva Pintér [19.06.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Philipp Telemann
1Lukaspassion TWV 5:13 für Soli, Chor und Orchester (Oratorische Passion, 1728)

Interpreten der Einspielung

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